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Die heiße Quelle (2)
#1
Die heiße Quelle
Frei nach Shakespeare

I.


Schalk Amor hat sich unter Myrtenbäumen
Behaglich schlummernd sicher hingestreckt,
Die Fackel glimmt zur Seite halb versteckt,
Von neuen Siegen scheint er süß zu träumen.

Da naht sich Psyche still den dunklen Räumen,
Sie hat die Fackel kaum von fern entdeckt,
Als sie die Glut, die sie so oft geschmeckt,
Verlöschen will auf immer, ohne Säumen.

Sie taucht sie in den Quell! – Das Element,
Sonst feucht und kalt, zischt, dampft, als ob es brennt;
Die arme Psyche starr vor Schrecken findet

Die Fackel unverlöscht, den Quell entzündet!
„Ach!“ seufzt sie, eingedenk der eignen Schmerzen,
„Wenn Wasser selber brennt – was sollen Herzen?“


II.

Heiß wallt der Quell – und Amor’s Fackel zündet
So gut wie sonst, und Psyche fühlt es tief!
Was half es ihr, daß Amor scheinbar schlief,
Ach! seine Sicherheit war allzuwohl begründet.

Zwar bleibt ein Trost – daß mancher Heilung findet
Am heißen Quell, der vorher krumm und schief
Seit manchem Jahr nur an der Krücke lief,
Taub an den Ohren war, am Aug’ erblindet.

Gewiß, ich hüte mich damit zu scherzen,
Denn immer ist es eine Gottergunst,
Daß Amor’s Fackel, tödtlich für die Herzen,

Den Körper heilt in heißer Quelle Brunst.
Doch krankt das Herz, erlischt das Lebenslicht,
Und Herzen leider heilt die Quelle nicht!


.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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