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Aus "Morgain" - Alles ist im Fluss
#1
Alles ist im Fluß

Lebe allen Wendungen bereit.
Lugh und Morgain sind ihm noch geblieben;
Ein Nebelhauch von einem Abendkleid.
Schaumig, traumhaft ist sie angetrieben.

Immer gleich, was sie ihm prophezeiht.
Sentanta sind die Kräfte aufgerieben.
Träge fließt der breite Strom der Zeit
Im Sand ist eine Botschaft eingeschrieben.

Morgain ist noch stets bei ihm gewesen.
Für ihn sind ihre Worte wie ein Stich.
Lässig scheint er drüber weg zu lesen

Unter Weiden hält er sein Gespann.
Sie sagt nur "Alles ist veränderlich"
Sie sagt, was man vom Leben sagen kann.


[Bild: 079dbd0c4d519f74f845dbc8ef3483]
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#2
Lebe allen Wendungen bereit.
Es ist dir jede Wandlung anverwandt.
Beides: Geist und Körper, eint ein Band,
Einander eng verschlungen, wie die Zeit

Nicht Raum ist, der ihr aber nie entzweit.
Wie sich dein Schritt lenkt durch ein neues Land
Im Gehen immer suchend festen Stand
Regiert der Wandel auch die Ewigkeit.

Du bist an deinem Schicksal selbst beteiligt.
Nicht will ich, daß du trauernd hier verharrst.
Es ist kein Ende, weil der Kessel barst,

Bist du doch freier, als du jemals warst.
Es ist der Inhalt, nicht die Form, die heiligt.
Laß dich nur gehen, ehe du erstarrst.“
Lugh und Morgain sind ihm noch geblieben,
Aber welche Rolle beide spielen
Bleibt vorerst unentschieden. Beide zielen
Sentanta, den es hin- und hergetrieben

Auf die vermeintlich rechte Bahn zu schieben.
Lugh, dem sein Geschick und Geist gefielen
Versucht, dem durch Erschütterung Labilen
Einen Weg zu bahnen. Aufgerieben,

Richtungslos, begreift er nicht die Zeichen,
Läßt sich durch Worte nicht recht überzeugen,
Opfert zeitig seine Visionen.

Chancen, die für zwanzig Leben reichen,
Können nur den Mutigen belohnen
Tatenlos mußt du dich Schwäch’ren beugen.

  
Ein Nebelhauch von einem Abendkleid;
Mit klaren Tropfen von Krystall bestickt
Erscheint ihm Morgain. Oftmals fortgeschickt
Regeneriert sie sich von Zeit zu Zeit,

Gereift an jeder Unvollkommenheit,
Erholt und frisch am eignen Quell erquickt
Hebt sie zu sprechen an: “Was du erblickst
Ob in der Zeit, ob in Unendlichkeit;

Es muß zunächst von Dir enträtselt werden.
Räume, Zeiten, die du dir erschliefst, -
Tagein mußt du dich wieder neu entscheiden.

Der Wind verweht, Die Greifbarkeit der Erden
Ist wenn du zugreifst auch ganz subjektivst.
Ruhig, weise, wähle zwischen beiden.

  
Schaumig, traumhaft ist sie angetrieben.
Prächtig, wie der Fluß das Boot umspielt
In den Spiegel seinen Speer gezielt
Eilt ein Licht, von Lugh ihr zugeschrieben

Glänzend ihr voraus. Wie’s sich verhielt
Lag sie schläfrig, und so ist’s geblieben;
Eine Beute allen Tagedieben
Irgendwas, das sie ihm vorenthielt.

Noch glänzt aus dem Fluß ihr Silberblick.
Ziemlich spät erweist er sich als Spiegel
Einem alten unbenannten Land.

Ist’s Morgains Wandlung? Lugh’s Geschick?
Grad löst die Anderswelt die Riegel;
Es erhebt sich überm Wasser Fand
Immer gleich, was sie ihm prophezeiht;
Höchstes liegt im tiefsten Wort versteckt.
Rate, was ihr Losungsspruch bezweckt
Deute was ihr Wort in dieser Zeit

Irgendeinem an Erkenntnis weckt.
Echtes hat die Fata im Geleit
Wahres macht sich mit der Maske breit.
Alles Wirkliche hält sich bedeckt.

Helfen die Membranen zu durchdringen
Rudiment und Postament zu kennen
Heißt mitunter sich zurückzunehmen.

Elfen hört er mit den Vögeln singen
Ihn in Lied und Vers und Wort zu nennen;
Töne, die fast seinen Willen lähmen.
Sentanta sind die Kräfte aufgerieben.
Ach, gern schaut er den Vögeln hinterher.
Getrieben von der Sehnsucht nach dem Meer;
Ein Fernweh, jedem Vogel eingeschrieben,

Schwirrt auch Sentanta bildreich durch den Sinn.
In seiner Jugend hätt’ er sie gefangen,
Einmal die Gunst der Mädchen zu empfangen.
Allseits umschwärmt liegt auch Gefahr darin.

Und ganz von Höflichkeiten eingenommen,
Charmant von mancher Buhle zart umgarnt
Hat er kein Ziel und damit Weg genommen.

Man hat ihn vor den Freuden nicht gewarnt.
Im Augenblick ist das nicht von Belang
Ruhig lauscht er heut nur dem Gesang.

  
Träge fließt der breite Strom der Zeit,
Rückwärts ist der eigne Blick gewandt;
Auf Erzählungen aus zweiter Hand.
Groß erscheint die Tat, die Welt so weit.

Es ist oftmals ein spontaner Schritt,
Der die alten Ordnungen zerstört.
Irgendwer, der nirgends hingehört
Eilt von Strand zu Strand. Sein flinker Ritt,

Sicher scheint die Furt, fliegt so dahin.
Es grünt auf weiter Ebene kein Halm
Sobald der Reiter je das Land erreicht.

Lichtlos wird der Tag und grau wie Zinn
Orakelte vor Urzeiten der Salm.
So selbverständlich klang das, froh und leicht.
VIII

Im Sand ist eine Botschaft eingeschrieben.
Mag Flut die Furten unpassierbar machen,
Mag Niedrigwasser herrschen, daß vom flachen
Erschöpften Fluß ein Rinnsal nur geblieben,

Reißt doch die selbe Macht das Naß ins Meer,
Ist jedem Tropfen schon sein Weg bestimmt.
Schon ehe er den Meeresruf vernimmt
Treibt eine Ahnung ihn sacht vor sich her.

Magst du vor der Vergangenheit auch fliehen;
Ob du die Gegenwart gewinnen kannst,
Reicht keine Zukunft dir die Hand zu deuten.

Gerade hast du dir Gestalt geliehen;
Ein Fluten, daß du in die Ufer bannst.
Noch nicht zum letzen mal wirst du dich häuten.
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#3
Hej, Zaunkönig, ich bin fasziniert von diesen Texten. Eine wunderbare Arbeit. Seltsamer Weise habe auch ich gerade ein Sonett verfasst, welches Morgaine la Fé zum Inhalt hat. Es entstand gedanklich schon in den 90igern bei einem Urlaub in Cornwall. Zu Papier habe ich es vor einigen Tagen gebracht und heute hier eingestellt.
Ich habe deine Texte erst heute gelesen, nachdem ich meines eingestellt habe. Da ichglaube, dass es keine Zufälle gibt, mag es Zeiten geben, in denen uns allen nach einer Fee ist.
Herzliche Grüße
Margret
Besuch mich auf meiner website. Ich freu mich.



Margret
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#4
Hallo Margret,

Morgain beschäftigt mich seit etwa zwei Jahren, und dieser angefangene Sonettenkranz ist nur Teil eines größeren Zyklus. Im damaligen Überschwang hatte ich gleich an mehreren Enden zu erzählen begonnen aber seit geraumer Zeit ist der Fluß ins Stocken geraten. Vielleicht habe ich mir auch formal zu viel vorgenommen, zudem ist im laufe der Geschichte Sentanta immer mehr in den Mittelpunkt gerückt.

Ich habe ja schon zwei größere Zyklen zu Medusa und Lilith geschrieben, wobei es bei der medusa ganz ähnlich war: Ich wollte erst über Perseus schreiben, merkte aber, daß Medusa für mich ergiebiger war. Wohin dieser Zyklus mich treibt, und ob er fertig wird...? Man wird sehen!

LG ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#5
Hej, Zaunkönig, ist Lilith irgendwo zu lesen? Würde mich interessieren, wie du sie charakterisierst.
Wenn du einen Kranz beschreibst - wie den "Alles ist im Fluss" - wo sind die einzelnen Glieder des Kranzes? Ichhabe versucht, sie zu finden,ist mir aber nicht gelungen. Vielleicht liegt es daran, dass er noch nicht fertig gestellt ist?
Ist auch eine ziemlich große Aufgabe, immer in der Regel mit den Anfangsbuchstaben zu bleiben. Aber ich wünsche dir, dass du es fertig stellst.
Liebe Grüße
Margret
Besuch mich auf meiner website. Ich freu mich.



Margret
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#6
Ach, ich habe noch etwas ganz wichtiges vergessen: Wer ist Sentanta? Ich kenne diese Figur nicht.
Über Aufklärung wäre ich dankbar.
Margret
Besuch mich auf meiner website. Ich freu mich.



Margret
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#7
Hallo Margret,

das sind ja gleich drei Fragen auf einmal!
aber der Reihe nach:

Zum Charakter von Lilith gibt es ja nur wenige aber sehr verschiedene, auch widersprüchliche Angaben. Bei mir ist sie ein "gefallener Engel" um es mal ganz grob auszudrücken.

Mein Zyklus kannst du in meinem Zimmer nachlesen mit den 3 Teilen

- Engel der Nacht
- Höhenfluch
- Licht


Dieser Kranz zu Morgaine ist nicht so streng gebaut wie ein normaler Sonettenkranz; das "Meistersonett" wird nur durch die Anfangszeilen gebildet. Die Schlußzeilen sind unregelmäßig. Allerdings ergibt auch das Meistersonett ein Akrostichon. Es ist als erstes Sonett dieser Reihe vorangestellt. Zum ganzen Zyklus gehören aber auch einige einzelne Sonette, Terzinen und andere Formen.

Sentanta oder Setanta ist der Jungenname von Cúchulainn, dem Haupthelden in der irisch-keltischen Mythologie. Cúchulainn finde ich fur die Dichtung recht sperrig, zudem hat er den Namen durch ein Abenteuer angenommen, das in meinem Zyklus wohl keine Rolle spielen wird.

Ich hoffe, deine Neugierde ist aufs Erste befriedigt,

LG ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#8
Hallo, Zaunkönig,
das ist sie. Vielen Dank für die Erklärungen. Und Lilith werde ich mich in den nächsten Tagen nähern.
Schöne Vollmondnacht
Margret
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Margret
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