Themabewertung:
  • 0 Bewertung(en) - 0 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
Die Wochentage (7)
#1
Die Wochentage

Der Sonntag.
An Jucunda.


Den Sonntag schenk' ich dir, der Tage besten,
Voll Kleiderprunk mit Spiel und Feierstunden
Und allen heiter'n Mienen seiner Kunden,
Mit Glockenklang und Kirch- und Küchenfesten.

Dir wink er bald zu freundlichen Siesten,
Hast züchtig du dem Gürtel dich entwunden;
Er spende, ist der eig'ne Heerd gefunden,
Kaffee und Kuchen deinen Kirchweih - Gästen.

Da meinem Sonntag Licht und Wärme fehlen,
Und meinen Ruhetagen Freud' und Ruh',
Möcht' eine eig'ne Sonne ich mir wählen

Und einen lang' verborg’nen Wunsch dir sagen:
,,Mein Leben wünsch' ich voll von Sonnentagen,
„Und dich als meine– Sonnenbraut dazu!“


Der Mondtag.
An Röschen.


Ein freundliches Gestirn steig' ich hernieder
Ich blauer Mondtag aus dem lichten Blauen,
Dich zu begrüßen Lieblichste der Frauen,
Zu feiern dich im Klange meiner Lieder.

Es regt das Leben munter'n Sinn's sich wieder
Und Straß' und Markt find fröhlich anzuschauen,
Ein neues Daseyn scheint sich rings zu bauen;
Als heit'rer Freund grüß' ich die Wochenbrüder.

Doch freundlicher als ich sie heiß' willkommen,
Biet' ich dir Herz und Hand zum trauten Bunde.
Da strenges Treiben mag nicht immer frommen,

Lad' ich dich ein zur füßen Schäferstunde!
Und folgst du mir am Morgen nicht zum Tanze,
Umfang' ich dich im bleichen Vollmondsglanze.


Der Dinstag.
An Laura.


Ein schmucker Held, wünscht' ich dich zu umfangen,
Dem Vater gleich, die Schönste zu erkießen,
An's warme Herz dich Liebliche zu schließen,
Zu laben mich am Purpur deiner Wangen.

Den Busen hebt ein sehnendes Verlangen;
Ich leg' den Lorbeer hin zu deinen Füßen,
Als holde Braut dich liebend zu begrüßen,
Den schönsten Preis, den Sterbliche errangen.

Treu lieben Mavors Söhné holde Frauen,
Und nur dem Tapfersten sind sie ergeben;
Schön einigt Kraft und Anmuth sich im Leben,

Sie könnten ein Walhalla hier erbauen.
Ziert holder Frauen Kreis die Tafelrunde,
Geht froher der Pokal vom Mund zu Munde.


Der Mittwoch.
An Minna.


Den Tag Merkurs geb ich zum Angedenken,
Mit allem, was am Wochenmarkte steht,
Die Küche mit dem blanken Hausgeräth;
Der Hausfrau kann ich Wertheres nicht schenken.

Dich mag ich mir als munt're Wirthin denken,
Die frohgelaunt im Haufe früh und spät,
Bald emsig kocht, bald biegelt, stickt und näht,
Sorgsam bemüht des Haushalt's Schiff zu lenken.

Ich schätze hoch der teutschen Hausfrau Sitte,
Und-wie der Mittwoch schwebt im Wochenrund,
So wünscht' ich mich in deines Herzens Mitte!

Willst du mit diesem Ehstandstraum nicht scherzen,
So reich ich dir zum Haus den Schlüsselbund,
Gib du den Schlüssel mir zu deinem Herzen.


Der Donnerstag.
An Elisa.


Wie liebend einst der Vater sich erzeigte
Dem Zauberkreise holder Erden - Frauen
Im schlichten Kleid herabstieg aus dem Blauen,
In Lieb' und Demuth sich der Schönheit neigte;

Die Götterhand der süßen Anmuth reichte,
Noch schöner sich den Himmel zu erbauen,
Ein Eden schaffend hier auf Tellus Gauen,
Nicht scheuend selbst des Eh'stands strenge Beichte:

So lieb' ich dich, du himmlisch holdes Wesen,
Und wünschte mir an deiner Brust zu liegen,
Mein Haupt an dieses Wellenrund zu schmiegen.

Zum süßen Spiel der Minne auserlesen.
Besäß' ich meines Vaters Himmelskronen,
Für einen Kuß würd' ich damit dich lohnen.


Der Freitag.
An die Wochenbrüder.


Träumt ihr nur stets von füßen Liebesfesten,
Entzücken euch nur Kuß und Schäferstunden,
So findet ihr der Minne Kranz gewunden,
Kommt ihr zu meinen heimlichen Siesten.

Süß ist das Spiel mit holden Liebesgästen,
Von meiner zarten Mutter ist's erfunden;
Es hat das Herz vom Gram und Schmerz entbunden,
Läßt Sonnen strahlen stets nach düster'n Westen.

Sollt' ich allein durch strenges Fasten büßen,
Noch mehr wie ihr zu Spiel und Luft geboren,
Da ihr euch labt an weltlichen Genüßen,

Im frohen Tanze folget luft'gen Horen?
Der schönsten Göttin frohes Kind entsproffen,
Sey mit der Liebe nur mein Bund geschlossen.


Der Samstag.
An Therese.


Ich will den Kammermohr der Woch’- dir schenken,
Der wie ein flinker Diener sich bewegt,
Des Hauses Zimmer scheuert, bohnt und fegt,
Und Puz und Weißzeug holet aus den Schränken.

Ein Wagen wird bestellt und viel Bedenken
Des nahen Sonntags Landparthie erregt –
Viel hundertmal das Wetterglas man frågt:
,,Ob Regen nicht die Reiselust wird kränken ?”

Die Tagwerksgruft der Woche zu erhellen,
Geht wie ein Ruhestern der Samstag auf,
Sein Feyerabend hemmt der Arbeit Lauf,

Sein freuen sich die Mägde und Gesellen.
Es eilt der Bursch, sein Liebchen aufzuspüren,
Um morgen in das Grüne es zu führen.


.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
Zitieren


Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste
Forenfarbe auswählen: