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Besuch des reichen Onkel Agrariers (2)
#1
Besuch des reichen Onkel Agrariers

1


Er hockt im Sofa wie ein fremdes Tier,
Das bös und hämisch unser Sein bespeit,
Er blickt mit Bauernaugen blöd und stier
Auf jedes Glück, das friedet und befreit.

Er spitzelt mild: »Du trinkst wohl sehr gern Bier? «
Und wühlt proletenhaft in meiner Zeit -
Ich dulde stumm, verstockt wie ein Fakir,
Das Haupt geneigt, zu neuer Qual bereit.

Was wir verehren, ist ihm Hekuba,
Er schlägt nach uns in breitem Selbstbehagen -
Wir sind verkommen, ach, ich weiß es ja! -

Er stampft brutal durch unser Blütenfeld,
Er mordet Geister mit dem feisten Magen
Und würgt die Seelen kalt mit seinem Geld.


2

Endlich reist er. Wie ein Alpdruck weicht,
Fällt die Lähmung und das lange Lauern
Feiger Selbstverleugnung. Licht und leicht
Blüht der Tag, befreit von diesem Bauern.

Wie der Zeiger zag und zögernd schleicht!
O die Feindlichkeit zu überdauern,
Die wie ein Verräter uns beschleicht,
Daß wir hoffnungslos im Dunkel kauern!

Endlich reist er. O das große Glück,
Frei zu sein und Ketten abzustreifen
Und ins Leben, das uns liebt, zurück!

Aber noch ist meine Welt befleckt,
Und ich fühle: plumpe Hände greifen
Nach der Frucht, die meinem Gaumen schmeckt!


.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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