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Gefährtin der Gefangenschaft (4)
#1
Gefährtin der Gefangenschaft

3


Wie du sänftigst meiner Seele Stürme,
läßt den Abgrund meiner Nerven blühn,
führst mein Dunkles auf die Morgentürme,
wo die Wälder weit zu Gott verglühn,

wie du meine schwersten Wochen leidest
und dich opferst für mein Auferstehn,
dich von allem, was dich schön macht, scheidest,
wenn es meine Augen nicht mehr sehn;

wie du weiß in Abendwiesen schimmerst,
daß mein Herzweh keinen Stachel hat,
wie du all dein Glück für mich zertrümmerst:

solche Liebe wird in den Legenden
einer zukunftshohen Sternenstadt
ihres Gottes Testament vollenden.


4

Daß du mich liebst, hat dir nur Leid gebracht:
nun liegt dein Leben hoffnungslos entlaubt
im leeren Angstplan einer bösen Nacht,
verloren büßend, weil es an mich glaubt.

Weil es mir durch Zertrümmerung und Not
das Sternenantlitz neigt, das Stürme stillt -
Vernichtung reißt der Flammenfahne Rot
auf jedes bethlemitische Gefild.

Du aber gabst für jede Stunde Furcht,
die ich dir schuf, mir tausendfältig Frieden
zurück und bringst dein Herz als Opfer dar.

Und deine Stirn, von meinem Gram zerfurcht,
hat einen weihnachtlichen Christaltar
mir noch zuletzt als Obdach stets beschieden.


5

Lockt mich auch des Lebens Abenteuer,
fremder Frauen Duft und Rätselblick,
sehnt mein Dichterwahn sich auch nach neuer
fabelhaft vielfältiger Musik,

will ich oft der eignen Pflicht entfliehen,
jeder Form, die mich eindeutig bannt,
und im Sturm von Zaubermelodien
- nicht zu fangen - wehn von Land zu Land,

immer neu geboren, neu geborgen,
daß sich Blüte neu aus Blüte treibt,
lockt mich auch ein immer neuer Morgen:

Alles Chaos endet doch in deinen
Zärtlichkeiten, und Erfüllung bleibt
unsrer Herzen großes Sichvereinen.


6

Ich vertraue dem Wunder (das nie geschieht?),
ich vertraue dem Traum (der jeden noch trog?),
fehlt deiner Seele der Glaube, der Wunder sieht,
war das dein Zagen, das meinem Traum sich entzog?

Ich vertraue dem Wunder - ob es geschieht? -
Dich zu finden im Haus unsrer Liebe? ... Du gingst!
Ist es dein Zagen, das meinem Traum sich entzieht!
Ach daß du stark wie Maria den Engel empfingst!

Ich vertraue dem Wunder ... Das Haus unsrer Liebe
liegt verlassen, und mich erwartet kein Trost,
der aus zärtlichen Augen das Leben erhellt?

Ich vertraue dem Wunder, dem Wunder der Liebe!
Und du kehrst mir zurück, und daß du entflohst,
bleibt nur ein böser Traum ... Und wir segnen die Welt.


.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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