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Fräulein ... (2)
#1
Fräulein ...


I.


„Es fällt dir schwer, zu glauben, daß Gott richtet;
Das Böse straft, doch auch das Gute lohnet –
Wer über Millionen Welten thronet,
Den läßt es kalt, wenn eine sich vernichtet. –

Das Wesen, das zum Menschen sich verdichtet,
In dessen Seele eignes Denken wohnet,
Es ist, gleichviel, ob es dem Bösen frohnet,
Dem Guten huldigt, nur sich selbst verpflichtet.“ –

Du bist so rein, wie gut; siehst dich umgeben
Von allem Schönen, was das Leben zieret,
Und – nimmst es hin, als ob es dir gebühret!

Doch wie? wenn einst die Sorgen dich umschweben,
Dir, schuldlos, droh’n in mancherlei Gestalten,
Wird dieser Glaube dann dich aufrecht halten? -


II.

Nicht lächeln soll ich über dich, du Reine,
Wenn deinen Glauben du mir anvertraust?
O nein, ich staune nur, wie fest du baust,
Für deinen Tempel fügest Stein um Steine.

Und doch hast du vergessen, daß der Eine,
Auf den auch du mit gläub’ger Seele schaust,
Zum Schöpfer sprach, als er vom Tod umgraus’t:
„Dein Wille soll geschehen, nicht der meine!“

Vor Zweifel ist kein Menschenherz zu wahren;
Wird es bedroht von Stürmen und Gefahren:
Wohl dem, dess Glaube dann ein fester ist. –

Ob diesen Glauben dann die Dogmen stützen,
Ob nicht, gleichviel, er wird der Seele nützen,
Ist er nur aufgebaut auf Jesu Christ. -


.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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