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Traumbilder (2)
#1
Traumbilder

III

Im nächt’gen Traum hab’ ich mich selbst geschaut,
In schwarzem Galafrack und seidner Weste,
Manschetten an der Hand, als gings zum Feste,
Und vor mir stand mein Liebchen, süß und traut.

Ich beugte mich und sagte: „Sind Sie Braut?
Ei! ei! so gratulier’ ich, meine Beste!“
Doch fast die Kehle mir zusammenpreßte
Der langgezogene, vornehm kalte Laut.

Und bittre Tränen plötzlich sich ergossen
Aus Liebchens Augen, und in Tränenwogen
Ist mir das holde Bildnis fast zerflossen.

O süße Augen, fromme Liebessterne,
Obschon ihr mir im Wachen oft gelogen,
Und auch im Traum, glaub’ ich euch dennoch gerne!


IV

Im Traum sah ich ein Männchen, klein und putzig,
Das ging auf Stelzen, Schritte ellenweit,
Trug weiße Wäsche und ein feines Kleid,
Inwendig aber war es grob und schmutzig.

Inwendig war es jämmerlich, nichtsnutzig,
Jedoch von außen voller Würdigkeit;
Von Kourage sprach es lang und breit,
und tat sogar recht trutzig und recht stutzig.

„Und weißt du wer das ist? Komm her und schau!“
So sprach der Traumgott, und er zeigt mir schlau
Die Bilderflut in eines Spiegels Rahmen.

Vor einem Altar stand das Männchen da,
Mein Lieb daneben, beide sprachen: „Ja!“
Und tausend Teufel riefen lachend: „Amen!“


.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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