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Peillon, Julie: An Fräulein Nanette Herwig (2)
#1
Julie Peillon
1778 - ?


An Fräulein Nanette Herwig
beim Tode der Fräulein Theres von Stör.

I.


Was trauerst, Freundin, du am Sarkophage,
Der nun, was Erdenhülle ist, verschließt?
Die Thräne, so auf blassen Marmor fließt,
Vergeblich ist sie, wie die Todtenklage.

Ein Fiebertraum sind dieses Lebens Tage,
Nur Sternen jenseits, deine Palme sprießt;
Wenn dich der Seraph wonnebebend grüßt,
Der dich entreißt der schweren Erdenplage.

Das Leben hier mit allen seinen Freuden,
was beut es wohl, das neidenswürdig war?
Es ist nur Kampf mit Ungemach und Leiden,

Und überall droht Sorge und Gefahr.
So lange wir im Erdennebel wallen,
Wird niemal vor dem Blick der Schleier fallen.


II.

Drum weine nicht, wenn in der Schönheit Blüthe
Die Jungfau gleich der Rosenknosp' erbleicht;
Der Jüngling hoffnungsreich, voll Kraft und Güte
Ds stolze Haupt zum letzten Schlummer neigt.

Die Flamme, die im Todeskampf verglühte,
Und früh empor zu bessern Sternen steigt,
Blieb unentweiht, der Tugend reine Hütte,
Nicht von der Leidenschaften Sturm gebeugt.

Beglückt drum, wer im kühlen Erdschooß ruht.
Zu Ihm empor auf hoher Andacht Flügel
Erhebe dich, Der alles weise thut.

Auf's Leben drücket der Vollendung Siegel
Der Tod allein! O Freundin, zittre nicht!
Aus Grabesnacht strahlt Auferstehungslicht. -


.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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