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An die Geliebte (2)
#1
An die Geliebte

I.


Bin ich bei dir - dann fliehen doppelt schnell die Horen,
Mein trunkner Blick ist ganz in dich verloren,
Und wie ersehntes Licht in dunkler Nacht,
Erquickt dein Auge mich, wenn es mir lacht!

O sprich du, die der Liebe Göttin auserkoren,
Die einen Engel dieser Welt in dir geboren -
Was hat in mir die stille Glut entfacht,
Für die mein Geist selbst auch im Traume wacht? -

O sage du es mir, warum mich deine Nähe,
Wenn das Geschick sie mir gewährt - so tief erschüttert;
Warum mir, wenn ich dich, wo ich's gehofft - nicht sehe,

Die Thräne stiller Sehnsucht in dem Auge zittert?
O sprich, was meistert so mir Sinn und Wesen?
Wirst du mir, Holde! wohl dieß Räthsel lösen?! -


II.

Ich ruhte sinnend unter Maienblüthe,
Wo in beglückter Stille, unbelauscht,
Ein Täubchenpaar sich liebt und Küsse tauscht -
Als Phöbens Strahlenmeer im West verglühte.

Auf diesem elyseischen Gebiete,
An dem, vom lieben Täubchen nur belauscht,
Ein ewigklarer Quell vorüberrauscht,
Entschlummerte ich unter Maienblüthe.

Und in der Träume goldnem Zauberland
Erschien dein Bild mir, Grazien verwandt,
Als ob dem Himmel es entkeime;

Was da ich Wonnetrunkener empfand:
Das wußtest du nur, Gott der Träume
Und ihr mir theuren Blütenbäume! -

.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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