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Hirschberg, Heinrich Graf von: Sonettenkranz - Klagen der Sehnsucht (4)
#1
Heinrich Graf von Hirschberg
1783 - 1813


Sonettenkranz

Klagen der Sehnsucht

I. Der Morgen


Der Morgen strahlt! Die rosige Aurore
Entflieht aus Tithons blauumwogtem Bette;
Gebirg' und Thal umzieht die Rosenkette,
Und duftumhauchet schmückt sich jede Hore.

Des Waldes Sänger jubeln laut im Chore,
Verlassen munter ihre Lagerstätte,
Und sammeln störend sich zum Frühgebete, -
Warum nur du, mein Herz, im Trauerflore?

Ach! wie so anders war's in Ihren Armen,
Wenn "Laura" jubelnd Fluß und Wald erklangen,
Nun glänzt kein Stern, kein Gott schenkt mir Erbarmen!

Und ob die Schöpfung webe Gold zum Golde,
Verschwiegne Grotten froh und festlich prangen,
Wie ich auch bange, nimmer kömmt die Holde!


II. Der Mittag


Wie ich auch bange, nimmer kommt die Holde,
Und doch ist nur mein Leben Ihrem Leben:
Was Amor gibt muß innigst sich verweben,
Und Schmachten, Sehnen sind, der Lieb' Herolde.

Der Mittag glüht auf jeder Blumendolde.
So glüht der Schmerz in mir, so heiß umschweben
Mich Trauerbilder, Thränen hingegeben,
Kenn' ich kein wahres Glück in meinem Golde!

O Laura, Laura! wann seh' dich ich wieder?
Wohl senkt der Mittag seinen Strahlenwagen,
Der Hain gewährt vertrautem Kosen Schatten;

Doch kühlt kein Zephyr deine zarten Glieder,
Dem armen Herzen sprechen Hohn die Matten,
Und meiner Nacht will keine Hoffnung tagen.


III. Der Abend

Und meiner Nacht will keine Hoffnung tagen,
Ob auch mein thöricht Herz nicht läßt sein Hoffen,
Weil mit ihm Himmelsparadiese offen,
Doch mit der Hoffnung mildern sich die Klagen.

Sieh! durch die Auen Abendlüfte jagen,
Der Sonne Abschiedskuß webt Purpur, Gold zu Stoffen.
Was fehlt dir Herz, was ahnest du betroffen?
Wird auch der Abend deinen Wunsch versagen?

Einst ging ich fröhlich mit Ihr durch die Auen,
Brach Blumen, die bereifet Silber thauen,
Und küßte Wonne von den sanften Zügen.

Nun kann ich nimmer ruhen schmerzbeladen!
Sie kömmt nicht! Weint ihr Nymphen und Dryaden!
Verzweifelnd muß ich dem Geschick erliegen!


IV. Die Nacht

Verzweifelnd muß ich dem Geschick erliegen!
Hier grünen keine Hesperidenbäume.
Gefesselt an des Lebens enge Räume,
Kann volle Freiheit nur der Geist sich lügen.

Wie, soll ich mich um eignen Werth betrügen,
Weil alles lebt im Reiche eitler Träume?
Soll wirklich schon ersticken gleich im Keime,
Was sclavisch sich nicht unters Joch will fügen?!

Doch ruhig Herz, die Nacht bringt dein Vergnügen,
Du kannst es ja noch einmal frischhin wagen,
Vielleicht steht das Glück in deinem Golde.

Wie ich auch bange, nimmer kömmt die Holde,
Und meiner Nacht will keine Hoffnung tagen,
Verzweifelnd muß ich dem Geschick erliegen!



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Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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