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Sonn- und Feiertags-Sonette 01 - 50 (50+14)
#1
Sonn- und Feiertags-Sonette


I.            Am ersten Sontag der zukunft Christi. Matth. 2.1.

Kom König, kom den ihr hat Zion oft begehret;
Kom Davids Kind und Herr; kom übergroßer Gott
Vnd zarter menschen Sohn; kom vvende doch die noth,
Dehr, so gesetz und zorn, und sunden-last beschvveret.

Erfrische, vvas die glut’ der Hellen hat versehret.
O leichter lebensthavv. erquicke was der todt
Mitt hartten fussen trit’! Kom susses Himmelbrodt,
Vnd labe, die der durst und hunger gantz verzehret.

Kom unverfälschte Lust des den der Teufel schreckt:
Kom licht und scheine dehm, den nacht und gravven deckt.
Kom Friede des den angst und creutz und pein bekigen!

O Held und Helfer kom! den aller Völker schar
Zum haupt und Fursten vvundscht: und zeig’ uns offenbar
Das, vver dir vvidersteht mitt spot mus unten liegen.


Auf den Sontag des sanftmütigen Königs.
Oder den I. der Zukunft Christi. Matth. 21.


Kom den offt dein Zion hat begehret;
Kom Davids Kind und Herr, Gott, Helfer in der Noth
Vnd zarter menschen Sohn! Reiß aus dem Sünden-Koth
Die Seelen, die Gesetz und zorn, und sunden-last beschvveret.

Erfrische, vvas die glut’ der Hellen hart verheeret.
O leichter lebensthavv. erquicke was der todt
Mitt hartten fussen trit’! Kom susses Himmelbrodt,
Vnd labe, die, die Durst und hunger gantz verzehret.

Kom unverfälschte Lust wenn uns der Teufel schreckt:
Kom licht und scheine dehm, den nacht und gravven deckt.
Kom Friede!  Kom zu den, die Angst und Pein bekrigen.

O Held und Helfer kom! den aller Völker schar
Zum haupt und Fursten vvundscht: und zeig’ uns offenbar
Das, vver dir vvidersteht mitt spot mus unten liegen.



II.          Am anderen Sontag der zukunft Christi. Luc. XXI.


Schavvt, schavvt ihr volker schavvt die schvveren vvunderzeichen
Das grosse Firmament, der Himmel kraft zubricht.
Der monden steht vol blut: es schvvindt der Sternen licht
Man sicht bey hellem tag die klare Sonn’ erbleichen,

Die aufgeschvvelte See vvill schier den bergen gleichen!
VVer hört der vvinde grim, der lüfte rasen nicht:
Ein ieder mensch verschmacht, und vveis nicht vvas er spricht
Vor grosser herizens angst; man schavvt die Felsen vveichen.

Auch zittert berg und thall. O Herr der Herrlikeit
Der du im fevvr die vvelt zu richten dich bereit;
Hilff das ich ja mein Hertz mitt laster nicht beschvvere.

O las mich sorgen frey, und frisch, und vvacker sein,
Das vven du selbst nun vvirst von VVolken brechen ein.
Mich nicht dein donnerstral und lichter zorn verzehre.

 
Auff den Sonntag des wider erscheinenden Richters

Schavvt, schavvt ihr volker schavvt die schvveren vvunderzeichen
Das grosse Firmament, der Himmel kraft zubricht.
Der monden steht in blutt: es schvvindt der Sternen licht
Man siht die klare Sonn in hellem Tag erbleichen,

Die aufgeschvvelte See vvill über bergen reichen!
VVer hört der vvinde grim, der lüfte rasen nicht:
Ein ieder mensch verschmacht, und vveis nicht vvas er spricht
Vor grosser herizens angst; die rauhen Felsen vveichen.

Auch zittert berg und thall. O Herr der Herrlikeit
Der du in Feur die vvelt zu richten dich bereit;
Hilff das ich ja mein Hertz mitt sünden nicht beschvvere!

Weck auff Herr, wenn mich Sorg und Sicherheit einwigt.
Daß, wenn dein harter Zorn der Erden Bau bekrigt.
Mich nicht der Donnerstrahl des letzten Tags verzehre!.



III.        Am dritten Sontag der zukunft Christi. Matt. II.


Das löesegeldt der VVelt; der Väter langes hoffen,
Komt noch den augenblick, und schleust die ohren auff,
So taub und fest verstopft; er läst der stummen hauff’
Erzehlen seine vverk, ihm stehn die gräber offen.

VVer  blindt war, siht das itzt gar eben zugetroffen
VVas manch Prophet’ versprach: vvas laam, helt graden lauff,
Der aussatz mus vergehn, hier vvird ohn thevvren kauff,
Dehn trost geschenkt, so vor in threnen gantz ersoffen.

O selig den von hier kein ärgernus abtregt
Den keiner wwolust wwindt gleich leichtem schilf bevvegt,
Den keiner Feinde trutz, kein grauses keten klingen

Kein Herrlikeit noch pracht, kein vveiches purpurkleidt,
Kein angesetztes schvverdt; kein gutt noch grimmes leidt
Kein reichtumb, kein geschenck, kein armutt ab-mag-dringen.


Auff den Sontag des gegenwertigen Messias

Das löesegeldt der VVelt; der Väter langes hoffen,
Komt noch den augenblick, und schleust die ohren auff,
Die Taubheit hat verstopfft, der nicht mehrstummen hauff’
Erzehlet seine Werk, ihm stehn die gräber offen.

VVer  blindt war, siht und sind’t wie eben eingetroffen
VVas imal Gott versprach: Er schaut der Lamen lauff,
Der aussatz mus vergehn, hier vvird ohn thevvren kauff,
Dehn trost geschenkt, die vor in threnen schir ersoffen.

O selig den von hier kein ärgernus abdringt
Den keiner wwolust wwindt gleich leichtem schiffe zwingt,
Den kein Tyrannen Trutz, kein Schwerdt in Feindes Händen

kein Kärker! keine Schmach! kein weiches Purpurkleid,
Auch keiner Höfe Pracht, kein gutt noch grimmes leidt
Kein reichtumb, kein geschenck, kein armutt ab mag wenden.



IV.          Am virdten Sontag der zukunft Christi. Johan. I.

VVas furcht mein fleisch sich doch, dich Jesu zu bekennen?
Ich bins ja, der recht geist’ und mutt’ und eyvers vol
Gott in dem vvusten thal’ der VVelt ausruffen sol,
Vnd dich mitt hoher stim’ vor aller ohren nennen.

Auch vveis und glaub ich fest, das mich von dir abtrennen,
VVeil du im mittel stehst, kann vveder vveh noch vvol:
Verley nur das ich mich an dir mein schutz erhol
Vnd las mich recht vom fevvr darmit du taufst entbrennen

Zeuch selber in mein hertz, dir ist der vveg bereit,
Mach eben vvas erhöht; vertreib das stette leidt.
O Schlangentreter trit’ die itz dir vviderstehen;

Erheb vvas nidrig ist; vergleiche vvas nicht recht:
Reumb ab, vvas hindern kan, und las mir deinem knecht,
Den glantz der Herrlikeit, o lebens Sonn’ aufgehen.


V.          Am tage der Geburt des Herren. Lucae 2.


Schavv, höchster König schavv, vvie hart mich hat geschätzet
Der Furst der funsternus, mitt vveh’, ach, angst undt leidt!
Schau vvie mich hatt umbhült die nacht der traurikeit,
Vnd vvie ich bin in Stall der trubsal eingesetzet!

VVird den mein hertz nicht auch durch diese frevvdt ergetzet,
Die durch dich allem Volk der grosse Gott bereit?
Gebier dich nevv in mir, mich in dir; vveil die zeit
Des nevvgebehrens dar, mich hat die furcht verletzet

Vom Himmel lichten plitz. Drumb lass mich hören an
Das ich durch deinen fridt dem vvolgefallen kan,
Der, das er menschen schuf, sich oft so hoch beschvveret.

Ich fuhl du vvirst es thun. Ihr Himmelscharen singt
Ehr dem, der uns die Freudt und Friden vviderbringt,
Vnd alles schvvinden lest, vvas seinen zorn empöret


Auff die selige Geburt des herrn. Luc. 2.


Schaue, höchster König schaue, wie unmässig mich geschätzet
Der ergrimmte Fürst der Erden, mit Weh’, Ach und Angst und Leid,
Schaue, wie mich itzt umbhüllet hat die Nacht der Traurigkeit
Schaue, wie ich in dem Stalle der Bedrängnuß eingesetzet.

Wird denn nicht mein blödes Hertze durch die süsse Freud ergetzet
Die von allen Völkern abnimbt Schrecken, Pein und Zwang und Streit?
Werd’ in mir doch neu gebohren. Herr, diß ist die rechte Zeit.
Weil die Furcht mich Hart.bedrängten, hat bis auff den Tod verletzet.

Umb mich blitzt der Himmel Flamme, kaltes Zittern fällt mich an.
Zeige, daß durch deinen Frieden ich nun dem gefallen kan
Der, daß er die Welt erschaffen, sich so hefftig offt beschweret.

Wol! ich seh’ er ist versöhnet, singt; ihr Engel-Schaaren sing’t
Dem sey Ehre, der uns Frieden, der uns Freude wider bringt,
Und den heissen Zorn ausleschet, der wie leichte Glut verzehret.



VI.          Vber die Menschwerdung JESV. Johan. I.

Das vvesentliche VVort, das eh die Evvigkeit
Vnd eh’ die zeit hub an, Gott vvar, und Gott geschavvet
Das VVort durch das Gott hatt’ der Erden haus gebavvet
Vundt vvas der Himmel schleust; Das leben so uns leit’

Durch seiner klarheit glantz, vven glidt und fus entgleit;
Das licht, so dunckel trent; vor dem der Hellen gravvet
Vnd vvas mehr finster heist, hatt sich der VVelt vertravvet
Vnd gantz in unser fleisch, doch ohne sünd’ verkleidt.

Es ist vom ehrenthron ins threnenthal ankommen
Vnd hatt dis leibes zelt zum vvonhaus eingenommen.
VVivvol sein eigenthumb, sich stets ihm vvidersetzt.

VVer dis zum nachbar hatt, vvird augenblicks erkennen
VVie herlich seine gunst; er vvird von lieb entbrennen
Die evvig ihn im schlos der herrlikeit ergetzt.


VII.        Am Sontag nach der Geburt JESV. Luc. 2

O vvunder! Gott ist mensch, die mutter hatt gebohren
So Jungfravv ist, und bleibt: der aller kräfte bindt
Durch seiner VVorte kraft, ligt als als ein schvvaches kindt
Im engen VVindelband, und hatt doch nicht verloren

VVas gros und Göttlich heist: der heldt, so längst verschvvoren
Dem mehr als todten fleisch, trit ein undt tilgt die sündt.
Er bavvet vvas zustört; und vvas er durstig findt,
Das hatt er ihm zum sitz der Herrlikeit erkohren.

Wol dem, so bey ihm helt’! ob schon das scharfe schvverdt
Ihm durch das zartte fleisch und liebe sele fehrt!
Es ist der fels, an dem ein jeder auf kan stehen.

VVeh! vveh! und evvig vveh! vveh, der ihm vviderspricht!
Hier ist der fels an dem er haubt und hertz zubricht.
VVer an den stein anstöst, mus schändlich untergehen.


VIII.      Am Tage der beschneidung JESV. Luc. 2.

O blut! o reines blut! das meine blutschuld vvendet!
O vvehrtes kind, das mich zum kinde Gottes macht!
O Glantz der Herrlikeit, der die sehr lange nacht
Vnd alte dunckelheit auff diesen tag vollendet!

O Schatz den Gott uns selbst, die full des reichtumbs sendet!
O namen! der mir hatt den nahmen vviderbracht,
Das ich des Höchsten bildt, und der mich selig macht,
Vndt herlich, vven mich sund und todt und teufel schendet!

O Hochste reinigkeit! mach mich von allem rein
VVas meine Sel’ befleckt! las mich dein eigen sein.
Schneid vveg, vvarmitt ich bin der todten VVelt ergeben.

Schneid vveg vvas irdisch heist, pracht, ehrgheitz, frevvd und lust,
Neyd, zvveyfel, angst und furcht! vvasch ab der sunden vvust,
Darmitt ich mög bey dir, vvo nichts den reine leben,


IX.          Am Sontag nach der Beschneidung JESV. Matth. 2.

In dem das zartte kind in sanftem schlaffe lieget,
Vnd Joseph ohne sorg, in dem der bluthund vvacht,
Undt rasend, (doch vol furcht) nach wurge schwerten tracht;
Ja schon in seinem mutt, den fridens furst bekrieget;

Schavvt Gott, der vveise Gott, der aller sinn’ obsieget.
Auff dieses Feindes ranck, von seinem thron, und lacht.
Auch fehrt sein Engel ab, der eilendt in der nacht
Den Joseph vveichen heist, noch eh’ der grimm sich rüeget.

Ob schon das vvilde volck, der blinden Juden land,
Stöst seinen könig aus, mus dennoch Nilus strand
Vnd Pharos trächtig reich, ihm zu gebote stehen

Drumb zag ich nimmer mehr vor meiner Feinde macht,
VVen der, so nimmer schläft, noch schlummert, vor mich vvacht:
Baldt vveis ich, vven, vvohin, und vvehm ich soll entgehen.


X.            Am Fest der Weisen aus Morgenland. Matth. 2.

VVo soll ich dich mein licht, mein Höchster König finden
VVen auch dein eigen volck nichts von dir helt noch vveis?
VVas hülft des suchens muh? vvas nutzt der frage fleis
Im fall mich gantz verblent die trube nacht der sünden?

Doch vvenn du nur nicht lest den hellen Stern verschvvinden
Den deine lieb aussteckt; sol meine selen reisz
Strack fort, undt fur sich gehn, bis das dich Zions preisz
Vnd schönste Sarons blum, ich umb dis hertz mag vvinden.

Denn vvill ich dir für gold, mein furst, nicht falsche trevv,
Für Weyrauch andachts fevvr, fur Myrrhen ernste revv’,
Mein Priester, (der du todt und sunde tielgest) geben.

O mach’ dis trübe gold durch liebes flammen rein
O las’ mich doch für dir ein susses räuchvverk sein!
Vnd vvenn der Leib gleich fault, so heis die sele leben.


XI.          Am ersten Sontag nach dem Fest der Weisen. Luc 2.

Der ist mein hertz den Gott vor allen hatt verehret,
Mit s’ Geistes frevvden oel’, des VVort die hertzen ruhrt.
Gleich als ein stralend fevvr, der aug und zung’ regirt
Die dis was kunftig, spricht, der hier die lehrer lehret.

O selig vver den rath des vveisen Vaters höret,
Der in des Herren kraft so hohe reden fuhrt.
Vnd als der Heiden trost, den nevven tempel zihrt,
Den tempel dessen ruhm er gegenvvertig mehret

Las Sele, las vvie er, das schlechte Vaterlandt,
Las freunde: stadt und vveg’ las deiner Mutter hand’
Vnd bleib vvo JESVS ihm sein Vatertheil erkoren.

Hier such ihn vvenn du vvilt, hier schleust er niemand aus,
Hier ist sein mittag ruh’ und eigenthumblich haus
Hier findt ihn, vver durch nacht undt irthumb ihn verloren.


XII.        Am anderen Sontag nach dem Fest der Weisen. Johan 2

Ists so mein Selen trost, das die gevvundschte stude
Der hulffe noch nicht da? ists möglich das ich mus
Noch vveiter trostlos sein? und folgt auf meinen grusz
Mit dem ich an dich schrey, dis VVort aus deinem munde

VVasz hab ich mensch mit dir? O grimme selen vvunde!
Doch las ich noch nit ab, und vvart hier ohn verdrus,
Bis du mein Bräutgamb mich erfrvvst mit deinem kus.
Du vvirsts ja endtlich thun, und nach dem alten bunde

Die hertzen so bisher mitt lauter gall getrenckt,
Den du den Creutzkelch hast gantz threnen vol geschenkt,
Mit reiner vvollust vvein in evvikeit ergetzen,

Bey deinem hochzeit mahl, vven man der schnöden VVelt,
Die truncken voll vom gluck itz stetz ihr frasfest helt,
Vvird heffen, vvermut, gall, und fevvr, und pech vorsetzen.


XIII.      Am III. Sontag nach dem Fest der Weisen. Matth. 5.

VVol dem, des hoher sin dich auf dem Berge höret
Von dem vvas selig heist; o selig vver noch kan
Personlich dich im thal’ umb mittel flihen an.
VVenn sich sein aussatz pest, die grimme sunde mehret!

Bald lebt in ihm durch dich vvas bis in todt versehret.
Ich bin so stark nicht mehr o grosser vvunderman,
Es ist umb handt und haut umb leib und fus gethan.
Die krankheit hatt mein haus, den Cörper gantz zustöret.

Doch IESV vven du vvilt, ist keine noht zu gros,
Du kanst vom laster joch mich eilends machen los.
Ich bin nicht vvehrt das du dich zu mir heim solst finden;

Sprich Heilandt nur ein vvortt, bald vvird, vvas itzt mich nacht,
VVas mein gevvissen krenkt, vvas meine Seel’ anklagt,
Vnd aller Teufel macht, im augenblick verschwinden.


XIV.      Am IV. Sontag nach dem Fest der Weisen. Matth. 8.

Auf! auf! vvach auf Her Christ! schavv vvie die vvinde toben!
VVie Mast und Ruder knackt! itzt sinkt dein Schief in grundt!
Itzt schäumbt die vvilde flut, vvo flack und segel stundt
Vns mist Compas und raht! bald kracht die Luft von oben!

Bald schluckt die teuf’ uns ein! vvird dich den jemand loben
Der ab zur Hellen fehrt! ist dis der feste bundt
Der stets uns hoffen heist, ob gleich der vveite schlund
Der Hellen sich reist auff? VVo hastu hin verschoben

VVas deine treu versprach! Hilff eh der kahn sich trent!
Hilf eh’ das schvvache brett’ an jene klippen rent!
Kan den kein Zeterschrein vom hartten schlaff dich vvecken!

Auf! auf! schilt flut meer! so bald du auf vvirst stehn,
VVird brausen sturm, undt vvind im augenblick vergehn!
Durch dein VVortt mus vvas uns mitt nöhten schreckt erschrecken.


XV.        Am V. Sontag nach dem Fest der Weisen. Matth. 13


Sih’ vvie der grimme feindt, aufs landt das du erbavvet
Sein unkraut hauffig strevvt! in dem die sunden nacht,
In schlaff der sicherheit die trägen menschen bracht,
Den du die VVeitzenfrucht zu hutten anvertravvet!

Herr IESV SIH’ vvie voll man alle bete schavvet,
Neid, untrevv, falscher lehr, geschmückter hertzen pracht!
Sih’ vvie der Satan noch so embsig seet undt vvacht,
Und vvie der zartten blutt vor so viel disteln gravvet!

Ah sihstu ferner nicht dort jene schar aufzih’n
Die vvider deinen schlus reuft korn und trespen hin!
VVen vvirstu dich selb-selbst zur letzten ernd aufmachen,

Kom es ist hohe zeit! liss dein getreide rein,
VVirff vveg vas schädlich ist, fuhr bald die garben ein,
Vnd las des Satans saat im Hellen fevvre krachen.


Auff den Sontag des langmüthigen Ackermanns.

Der Feind streu’t aus auffs Land, das du erbauet,
Sein Unkraut! Herr, in dem die Sünden Nacht
In trüben Schlaff die trägen Menschen bracht
Den du die Frucht zu hütten anvertrauet!

Diß, was man nur auff allen Aeckern schauet
Ist falsche Lehr und Neyd und Ketzer Pracht.
Wir schlaffen fest: der Sathan seet und wacht
Der Sathan, dem vor deinem Segen grauet.

Ach sihst du nicht, wie jene Schar umbläufft
Die dir zu Trotz so Korn als Tresp ausräufft!
Wenn wirst su dich zu letzter Erndt’ auffmachen?

Kom’ es ist Zeit! führ alle Garben ein.
Führ ein die Frucht. Laß in der Flammen Pein
Des Sathans Saat, die nicht mehr taug, verkrachen.



XVI.      Am VI. Sontag nach dem Fest der Weisen. Matth. 13

Kein körnlein ist so klein als senf’ für uns zu schetzen:
Doch vven es in die schos der feuchten erden felt,
So vvurzelt’s eilent ein, undt keimet in die VVelt!
Baldt vvirdt’s ein hoher baum, der rundt umb allen plätzen

Theilt kuhle schaten aus, dan eilet sich zu setzen
Manch Vogel umb den ast, der sich drauf sicher helt:
VVie hart das vveter braust, vvie scharf man nach ihm stelt,
Doch mag ihn dar kein vvindt, kein jägergarn verletzen.

So scheind des Herren vvort in menschen augen klein:
Doch kombts einmal in’s hertz, so nimbts die sinnen ein,
Vnd läst bald stock undt zvveig’, und blutt, und fruchte schavven.

VVer unter diesem baum zu truber sturme zeitt
Ihm zuflucht auserkiest, dem darf vor’s vvindes streitt,
Vor’s Teuffels vogel netz, vors todes pfeil nicht gravven.


XVII.    Am Sontag Septuagesimae. Matth. 20.

Mich hastu grosser Gott vom marckt der vvelt gesendet
In vveinberg den durchs blut dein Sohn ihm hatt erkäuft.
Betracht ich vvie der tag so schnel zum abendt läuft,
Vnd vvie ich meine zeitt so ubel angevvendet:

Bald vvird mir angst und vveh! mein morgen vvard geendet
Mit leichtem mussug gehn: nun sich die arbeit häuft,
Druckt mich die mittag last: vvie hab ich mich vertäuft,
In vorvvitz, ungedult, und vvas die seele schendet,

O streck mein schvvaches fleisch! das vven die trübe nacht,
Der unverhofte todt nun letzte feyre macht;
Ich nicht vom gnaden lohn mich ausgeschlossen finde.

VVehrt bin ichs vvarlich nicht! doch vveil du auch nimbst an,
Die nur in deinem dinst ein stundlin Herr verthan,
Kanstu den groschen ja nicht vvegern deinem kinde.


Auff den Sontag des himlischen Weingärtners

Der Höchste rufft uns von dem Marckt der Welt,
In den Weinberg, den sein Sohn hat mit Schweiß und Blutt genetzet,
Den er unablässig baut, der so werth vor ihm geschätzet
Daß er davor sich in den Tod gestellt.

Doch wir sind die, den müssig gehn gefällt
Unsers ersten Morgenslicht ward mit nichts-thun hingesetzet:
Itzt nun uns der Mittag druckt, hat uns Hitz’ und Last verletzet
Und was noch mehr von fleissig-sehn abhält.

Auff Menschen auff! gebt Acht! auff eure Sachen
Die Nacht bricht an, der Tod will Abend machen.
Denckt, wie werden wir bestehen, wenn Gott selbst wird Rechnung hegen?

Er siht zwar den, und mehr denn gnägig an,
Der eine Stund ihm fleissig dienen kan
Doch er heist auch von ihm gehen, die, die seinen Grimm erregen.



XVIII.    Am Sontag Sexagesiminae.


VVie das kein Mensch nicht hört! vven CHRISTVS selbst heist hören?
VVie das der vvehrte saam im augenblick verschvvindt?
Ich seh’ der Hellen raab raubt vvas er liegen findt
Im nicht geflugten vveg. VVie soll das VVort sich mehren

VVens nie ein sin’ versteht! ob’s gleich viel hertzen ehren.
VVen tavv und regen felt, die vven versuchung bindt’
Vnd trubsals hitze sticht ohn safft und vvurtzel sindt.
Ihr Mammons knecht unb sonst! vvas sind die zahrten lehren

Bey harten sorgen gutt! vven schon die bluet’ kombt vor,
Dringt evvre distel doch mit aller macht empor.
VVas geitz und lust erstöckt, kan nimmer mehr bekleiben.

VVirff IESV von mir aus, dorn, unkraut, heck und stein.
Richt durch dein Creutz mich zu, strevv dein geheimnus ein,
Die durch gedult ausgehn undt evvig fruchtbar bleiben.


Auff den Sontag des guten Seemans

Ich höre nichts, wenn du mich heissest hören!
Dein wehrter Samen bringet wenig Frucht
In mir! Ach Herr, der Höllen Vogel sucht
Dein Wort in mir, arglistigst zu versehren.

Wenn sich die Blüt in meinem Geist wil mehren,
Kränckt mich die Hitz und (was ich oft verflucht)
Der Sorgen Angst, (Ach! scharffe Dornen Zucht!)
Erstöckt in mir schir alle gute Lehren.

Schrecke die Vögel Herr, die mich berauben
Laß mich auch in der Versuchung dir glauben.
und reiß die Disteln aus die gantz mein Hertz umbgeben.

Laß mich durch Regen der Gnaden erquicken,
Schicke Gedult wenn das Creutze wil drücken
Das an der Dornen statt dein Wort mög in mir leben!



XIX.      Am Sontag Quinquagesiminae. Lucae 8.


O lieb ohn mas! o gunst der nirgendt nichts zu gleichen.
Die Gott vom thron ins Creutz, vom Creutz zu tode tregt!
Das sich der lebensfürst selbst in die schantze schlegt,
Kan kein’ vernunft verstehn, und kein verstand erreichen.

Ach! sol das zarte fleisch in schmach undt geissel’ streichen
In schvverer sunden last, die meine schuldt auf-legt
In hel’ entbrandtem grimm, dehn Gottes Fluch erregt.
Vnd Moses satzung sterckt, verschmachten und erbleichen!

O das ich doch, mein Hertz, so grob’ und blind noch bin!
O dass ich doch mit dier nicht vvillig hin vvil zihn
VVo du durch angst und Creutz in Himmel ein vvirst gehen.

O IESV Davids Sohn! o licht erbarm dich mein.
Sei still und schavv mich an, denn vverd ich sehend sein,
Vndt deine Bruder trevv undt liebe recht verstehen.


XX.        Am Sontag Invocavit. Matth. 4.

VVeg, vveg du stoltzer Geist! im fall mir schon die vvusten
Drin Gott mich prüfen vvil nichts als nur steine vveist:
VVirdt doch mein matte Seel durch dessen VVortt gespeist
Der brott undt speise schafft. VVie tief du mich mit listen

In abgrund sturtzen vvilt, so starck kan ich mich fristen
Durch allmacht des, der stets im vvege bleiben heist
Der durch der Engel hutt den seinen beistandt leist,
Vndt nicht versucht vvill sein. Du vvirst doch keinen Christen

Der IESVM trevvlich meint, durch herlikeit der VVelt,
Durch schön geschminktes nichts, durch vvollust pracht und geldt
Bevvegen das er Knie und Hertzen vor dier neige.

Versuche vvie du vvilt, ich vvill durch dessen raht
Der deine vverk zerstört, undt dich zutreten hat
Dier vviderstehn, bis er die Ehrenkron mir zeige.


Auf den Sontag des versuchten Sohnes Gottes

Weg! weg! hinweg du stoltzer Geist! dafern wir schon die rauhe Wüsten
In welcher Gott mich prüfen wil, nichts als nur harte Steine weist;
Wird meine matte Seele doch durch dessen kräfftigs Wort gespeißt.
Der alles Brodt und Speise schafft. Dafern du gleich mit schlimmen Listen

Mich in den Abgrund stürtzen wilst, wird mich doch dessen Allmacht fristen
Der für die Seinen treulich sorgt, der in dem Weg uns bleiben heist,
Der durch der Engel starcken Schutz, den seinen festen Beystand leist.
Und nicht von uns versucht wil sein! du wirst doch (glaub ich) keinen Christen

Der seinen Jesus treulich meynt, durch tolle Herrligkeit der Welt,
Durch prächtig auffgeschmücktes Nichts, durch Wollust und vergänglich Geld
Bewegen, daß er Knie und Hertz, ohnmächtig Wunder! vor dir neige?

Kom an! versuche wie du wilst! Ich wil, weil Jesus für mich batt
Der deine gantze Macht zustört, und dir den Kopff zutreten hat.
Dir Erbfeind widerstehn, biß er die Ehren-Kron mir endlich zeige.



XXI.      Am Sontag Reminiscere. Matth. 18

Ich hoch betrübtes hertz, ich schavvplatz aller plagen,
Schrey fur und fur umbsonst, auf den ich je’ und eh’
Mein Hoffnung grunden lies: verhült sich (ach und vveh!)
In stille gravvsambkeit! vvas helffen meine klagen?

Ich mus, vvie schvver’s auch ist, des Teufels schläge tragen.
Je mehr ich mich mitt ernst zu beten untersteh,
Je frembder stelt er sich! Hilff eh ich gantz vergeh!
O der du keinem noch hast beistandt abgeschlagen!

Ob zvvar ich schnöder hundt nicht deiner gaben vvehrtt,
Hastu den hunden doch offt kinderbrott beschertt.
Nun vvol! ich vverd auch nicht besturzt vveg von dir gehen.

Vielleicht hastu bisher ein kröstlin mir versagt,
VVeil du mich (vvenn ich nun in trubsal müd gejagt)
Entschlossen bist zum tisch der ehren zu erhöhen.


XXII.      Am Sontag Oculi. Luc II.


O der du dich vom thron der evvigkeit begeben
Ins raubschlos dieser VVelt! das du die starcke macht
Mit der der Hellen Printz der furst der schvvartzen nacht
Sein rusthaus hatt verschrenckt, vvolst brechen und aufheben:

Schavv, schavv, in vvas fur furcht, in vvas fur angst vvir schvveben!
In dem der starcke feindt schier augenblicklich tracht
VVie er durch grim undt list, durch vvolust, pein und pracht
Nem’ aller sinnen ein; und mach ihm recht undt eben,

VVas du dir selbst ervvehlt. Treib den verterber aus
Der mordet undt verstrevvt. Zeuch in mein Seelenhaus.
Las Herr mich eins mitt dir’ in lieb und glauben bleiben.

VVirff aus vvas teuflisch ist, gib’ das ich deine Lehr
Die einig seelig macht, mitt ernster andacht hör:
Vnd möge vvas ich hör ins hertz mir einverleiben.


XXIII.    Am Sontag Laetare. Johan. 6.

Ach willtu dich noch mehr betrübte Seel betruben.
Geht dir dein Ascherbrod zue ravv und bitter ein?
Vndt muss dein tranck vermischt mitt herben threnen sein?
Der kan nicht, der dich kan auch bis zum tode lieben

VVenn sonst nichts helffen mag, den milden rath aufschieben.
Der niemandt hungern lest, vvird dir in hungers pein
Bescheren vvas du vvundscht. VVas erstlich nichts und klein,
Macht baldt sein segen gros. VVen er Philippum üben

Vndt ander speisen vvill, so mus verzug’ undt noth
Vor angehn: vvenn er sich das vvahre lebens brodt
Dier gibt im abendtmall, mustu vor Hunger spüren.

VVenn kein Prophet mehr lehrt, vvenn Salem Menschentandt
Von Mosis Cantzel hört, denn lehrt er stadt und landt,
er pflegt zur Engelspreis, die hier verschmacht, zu fuhren.


XXIV.    Am Sontag Judica. Johan. 8.

Nun kan ich, vven ich sol, vol frevvt die augen schliessen,
Vnd sagen, VVelt ade! VVer Christi vvorten travvt
Schleft, vven er sturbt, nur ein: vver irdisch ist dem gravvt
Im fall er soll zu letzt dis todte leben grüssen.

Dis leben, drin vvir schmach und steine leiden mussen.
Vnd nichts den teufel sein. O selig vver baldt schavvt,
Drob Abraham sich frevvt, undt auf den grundstein bavvt,
Der Gott die vvarheit selbst, die alles kan durchsüssen

VVas menschen savvr geht ein! Mich treugt dis hoffen nicht,
Ja mus ich schon ins thal der finsternus: mein licht
Mein IESVS, vvirdt mich recht auf rechtem vvege leiten,

Er ist das leben selbst; mein leben ist nur noth,
Ein schatten rauch und vvindt, ein tausendfacher todt.
Drumb ist mein sterben nichts als recht ins leben schreiten.


XXV.      Am Palmen Sontag. Matth. 21.

Schavv Zion, schavv, der Printz, von vvelchem längst geschrieben,
Dein Seligmacher kombt; der vvilligst alles thutt,
VVas Gott sein Vater schleust, in des’ recht sanften mutt
Noch einig rechte trevv (die sonst verschvvunden) blieben.

Der ists der Helffer heist, der fevvrig dich zu lieben,
Vndt frey zu machen tracht: der durch sein tevvres blutt
Lescht deiner flüche plitz, und deiner straffen glutt,
Vndt einzeucht das du nicht durfst evvig sein vertrieben.

Hosanna Davids kindt! Hosanna höchster Gott!
Lob sey dir, der du dich freimuttig gibst in todt
Der du zum knecht fur mich, mein König, dich erklärest!

Lob sey die, der du nimbst die sunden burden an,
Vnd zahlst vvas nimmermehr die Seele zahlen kan,
Vnd mir vor pein viel frevvdt, vor schmach viel ehr gevvehrest.


XXVI.    Am grünen Donnerstage. I. Corinth. II.

O Höchster liebe pfandt! O Brunquell guter gaben!
O beste sussikeit! o vvahres engelbrodt!
O edle Seelen speis, darmitt der grosse Gott
VVill mein vervvundes hertz und kran Gevvissen laben!

O Schatz, in dem ich mag recht reiche schätze haben!
O evvig lebendt fleisch, das mein schvvach fleisch vom todt,
O gar unschätzlich blutt, das mich von blutschuldt noth
Frank, frey und ledig macht! Fliht, flieht ihr Hellen Raben!

Die vvehrte Himmels aas, reitzt nur die Adler an.
Hilff IESV hilff das ich dis vvürdig brauchen kan,
VVas fromen stette frevvdt, undt bösen straff vvird bringen!

Gib das die zehrung mir in dieser vvusteney
Im threnenthal der VVelt, ein süss’ erquickung sey,
Bis ich im Vaterlandt dir evvig lob mag singen.


XXVII.  Am gutten Freitage

O schmertz! das leben stirbt! o vvunder! Gott mus leiden!
Der alles trägt, felt hin! die ehre vvirdt veracht!
Der alles deckt ist nackt! der alles tröst verschmacht!
Der luft und bäume schuff, mus luft und VVälder meiden!

Vndt hatt die luft zur pein! undt mus am holtz verscheiden!
Der glantz der herlikeit verschvvindt in herber nacht!
Der segen vvird zum fluch, die unerschöpfte macht
Hatt keine kräfte mehr! den König aller Heiden

Ervvurgt der Knechte Schar! vvas bosheit hatt verschuldt
Zahlt unschuldt vvillig aus! vvie embsig ist gedult,
Vvas vvidervvill verschertzt, auf’s nevv hervorzue bringen!

O härtter vveit als stein, den nicht die trevv bevvegt!
Vven Sonn’ undt luft verschvvarzt! vven sich der Erdtkreis regt!
VVon todten auferstehen und hartte fels zue’-springen.


XXVIII. Am Tage der Auferstehung Christi. Marci 16.

VVo ist der Hellen raub? vvo sindt des todes pfeile?
VVo ist der sunden nacht? vvo ist der Schlangen zahn?
VVo ist des hochsten zorn, der nur verdammen kan?
Verjagt! erlegt! entzvvey! vvo sind die starcken seyle,

Mitt den die sunde bandt? ist in so kurzer vveile
Des Teufels reich zustört? o ja! der vvundermann
Der Levv, und Lamb! der Knecht und König hats gethan!
O leben! sieg! triumph! auf! auf mein Hertz, und eile!

Dort liegen meine schuldt, hier ist das lösegeldt!
Schavv dort das leere grab! hier schavv den starcken heldt,
der jedem Petro ruft! O der du hast durchdrungen

Grab, siegel, hutt und stein: vvaltz ab die grosse last
Vons hertzens thuer, lös auf das schvveistuch, das mich fast,
Damit ich seh, vvie du den todt im sieg verschlungen.
 

XXIX.    Am Sontag Quasimodo-Genti. Johan. 20

VVas travvr ich? hatt der feind gleich fur undt für gesponnen
Mir zum verterb undt netz! ob gleich mein Kämmerlein,
Dis enge Pilgrams haus mus stets verriegelt sein!
VVas travvr ich obs gleich nacht! die vveil die helle Sonnen

Dem Printz der finsternus, dem Sathan abgevvonnen!
Vndt licht und friden bringt! vvenn aller trost vvird klein,
Vndt ich verlassen bin, tritt IESVS bei mir ein.
So baldt er kombt, so baldt ist vvas mich krenkt zerronnen.

Er ist mein Herr und Gott! er vveist mir fus undt handt!
Ich schavv durch seine seitt, vvie tiff sein hertz entbrandt!
O abgrundt höchster lib, las Herr mich auch entbrennen

Von dieser stralen fevvr! o travvte Sonn löss auff
Dis mein unglaubens eys! das nicht der hellen hauff
Nicht furcht! schmertz, pein und todt, mich ab von dir mög trennen.


XXX.      Am Sontag Misericordias. Joh. 10.

O ertz hirtt’ IESV CHRIST. Ich durch blutt’ angst undt sterben
Von dir erkauftes schaff, irr’ itz ohn trost umbher
Im unvveg-ravven VValdt. O steh mir bey, undt vvehr
Dem VVolffe der schon eilt, mich evvig zue verterben.

Las nicht vvas du selb-selbst hast mussen savvr ervverben,
Ein raub der levven sein. Hilff das mich nicht verzehr
Der grimmen thiere zorn, vertreib den Hellen beer
Vnd las ein örtlin mich in deinem Stall ervverben.

Ich kenne deine stim! mein Heilandt schrey mir zu;
Dir folg ich, vvo du vvilt; du, du bists’ einig, du
Der stets mit hirtten trevv sich hulfreich vvil erzeigen,

Vor dem der Teufel fleucht! kein midling helt hier standt,
Kein feig und frembder schutzt. O schreib mich in die handt,
Draus vveder macht, noch lust, noch todt reist, vvas dein eigen.


Auff den Sontag des guten Hirten

Mein Ertzhirt ach! Ich durch dein Blutt und Sterben
Erkaufftes Schaff, irr’ ohne Trost umbher
In wüster Welt, ach stehe bey und wehr
Dem Wolffe, der schon renn’t mich zu verderben,

Gib nicht, was du hast müssen fau’r erwerben
Dem Thier zur Beut? Hilff daß mich nicht verzehr
Der grimme Löw. Vertreib den Höllen Beer,
Und laß mich Platz in deinem Stall ererben.

Ich kenne dich! mein Heyland, schrey mir zu!
Ich folge dir, du, du bist einig, du
Der mir kan Weyd, und Weg, und Ruhe zeigen.

Kein Frembder schützt, kein Miedling hält dir stand
Drumb komm du selbst und schreib mich in die Hand
In die du schleust, was ewig bleibt dein eigen.



XXXI.    Am Sontag Jubilate. Johan. 16.

O kom und schavv wie ich in lauter threnen flisse!
Kom, den ich hier nicht seh! mein schmertz nimmt uberhandt!
Itzt hatt sich Menschen trevv, und menschen rath gevvandt!
Komb! eh’ ich meine noth mitt letzten seuftzen schliesse,

Vndt den gepresten geist, mitt dieser klag ausgiesse.
Gleich vvie ein schvvanger leib, der nun die stundt erkandt,
Die zum gebehren ruft in höchster angst entbrandt
Erbebt: so beb’ ich stets! Mein IESV! kom, durchsusse

Dis VVermutt herbe Creutz! die VVelt ist jubels voll,
Vnd vveis nicht vvie sie satt mich armen höhnen soll.
Doch vvirdt ihr kleine frevvdt in langes leidt sich kehren.

Hergegen, vvie ein VVeib sich ob der frucht ergetzt
So vvird mein Hertz, das itzt die kurtze plage letzt,
Dich schavvn mitt solcher lust, die evviglich vvirdt vvehren.


Auff den Sontag des vor uns verborgenen Helffers

Kom’ und schaue doch, wie ich fast in Threnen gantz zuflisse!
Kom’, denn ich nicht sehen kan, kom mein Schmerz nimt überhand
Kom, es hat sich Menschen-Rath, Menschen-Treu’ hat sich gewand
Kom, eh ich die grimme Noth mit dem letzten Seufzer schliffe.

Hilff, daß meine Traurigkeit sich in Freud verkehren müsse.
Gleich wie ein hochschwanger Leib, der die herbe Zeit erkant,
Die Ihm zu der Arbeit rufft, schmachtet in der Weh-Muth Band
Also beb’ ich! kom mein Jesu. Kom mein Heyland, kom durchsüsse

Dieses Wermuth herbe Creutz! diese Welt ist Freuden voll
Und weiß schir nicht, wie sie recht, mich Verlanßnen höhnen sol;
Doch wird ihre kurtze Lust sich in langes Leid verkehren.

Wie sich aber nach der Noth ein Weib an der Frucht ergetzt
Also wird mein mattes Hertz, dem die kurtze Qual zusetzt
Dich mit höchster Wonne schaun, die in Ewigkeit wird wehren.


XXXII.  Am Sontag Cantate. Johan. 16.

VVas acht ich travvren, furcht, noth, jammer, grimme schmertzen?
Creutz, plagen, schmach, undt todt! Mein IESVS bricht die bahn
Durch den nicht gleichen steg zum Vater. Ey vvolan!
Dis mehr als kurtze leid ist nichts als lauter scherzen!

Nichts als ein trube vvolk! nichts als ein sturm des mertzen!
VVen mir mein König selbst, der rechte vvandersman
Noch seinen tröster schickt, der in dem vvilden plan
Mich ab vom abvveg fuhrt, durch seine vvarheit kertzen!

Die zeit ist doch schon dar, in der die blinde vvelt,
Die, vvas nicht irdisch ist, für fluch und scheusal helt,
Vor Gottes richtstul sol die schvvere straffe fuhlen.

Die straff, umb das sie nicht mitt festem glauben steht,
Das Christus von ihr zeucht, und das die rach angeht
So ihren Printz verspricht, den schvvartzen abgrund pfulen.


XXXIII. Am Sontag Vocem jucunditatis. Johan. 16.

VVie mag ich armer Mensch, ich asch’, mich unterfangen,
O allerhöchster Gott, zu treten her fur dich?
Mein eigen hertz, mein fleisch, mein schuldt verklaget mich!
Der teufel schreitt, umb sonst ist dein verlangen.

Kein Sünder darf vor Gott: Gott hatt sein aug umbhangen
Mitt dicker vvolken nacht! Ich fuhl den Schlangenstich,
Der zum verzvveifeln dringt. Mein Vater schavv doch, Ich
Ich dein betrübtes kindt bin schier in angst vergangen.

Doch IESVS richt mich auff. In IESVS namen ruft
Mein abgematte seel aus dieser todten gruft.
Schavv Vater umb sein blutt, auf dieses threnen rinnen.

VVeil mich dein liebster Sohn inständig rufen heist:
Vndt mir ohn unterlos selbst fur dir beystandt leist:
VVird vvas ich bitt, dein gunst mir nicht abschlagen können.


XXXIV.  Am tage der Himmelfahrt des Herrn. Marc. 16.

Triumph! der todt ist todt! Triumph ihr Himmelscharen!
TRIUMPH! die Helle ligt. Mein König fehrt nun auf,
Vnd fuhrt in banden schavv der schvvartzen Teufel hauf.
Triumph! die vor verstrickt in sunden keten vvahren,

Macht seine freiheit frey, undt den vor so viel jahren
Das Paradies verspert, durch Mutter Evae kauf,
Vndt Adams fraas, holt ein sein vverthe lehr undt tauf.
Triumph! der Herr fehrt auf, mitt tausendt tausend paaren,

Itzt sitzt er und regirt bei Gottes rechten handt,
Vndt tritt vvas vor sich fest in seinen has verbandt.
Vor ihm mus Himmel, Erd, und Hell, die fusse neigen.

doch bey uns bleibt er auch, so lang die Sonne vvacht,
So lang der Sternen glantz umbringt die schvvartze nacht,
Bis er der erd ihr endt, uns vvirdt den Himmel zeigen.


XXXV.  Am Sontag Exaudi. Johan. 15.

Hier bilde dir nichts ein als geissel’, strick und bande,
Als zangen, schvverdt undt todt, im fal du Christo trevv’:
VVer IESV junger ist; vver dieser vvelt ohn schevv’
Die vvarheit sagen vviel, kracht oft im lichten brande.

Dein Seligmacher selbst trug nichts den has und schande,
Als schmach undt Creutz zu lohn. VVehn deuchts dan libster nevv’
Das oft der Cristen schar, vvie gantz nichts nutze sprevv’
VVirdt vom verfolgung vvind gesturmet aus dem lande?

VVas machts! als das die vvelt, den Vater nie erkent,
Vndt meint; ihr toller zorn, der so pocht, vvurgt undt brent,
Sey dis vvas einig kan den Höchsten Gott ergetzen.

Doch sey getröst, der Geist, der alle zeugen lehrt,
Zeugt, das vver bis zum pfal den Herren IESUM ehrt,
Dort sich mitt grossem lohn sol aller pein ergetzen.


XXXVI.  Am heiligen Pfingsttage. Johan 14.

VVen Christi lieb entzundt’, pflegt Christi vvort zu trauen;
VVer Christi vvorten travvt, den schleust der grosse Gott,
Der Vater fest ins hertz: und ob in höchster noth,
Ihm schon vor ach, undt angst, und untergang vvil gravven;

VVill Gott der drey und eins doch vvohnung bei ihn bavven.
Der Geist, der vvehrte Geist, durch dessen trost der todt
Nicht langer tödtlich ist, der rechte Fridens bott,
VVil ihn die vvahre lust in unlust lassen schavven.

Er vvil vvas unser sin durchaus nicht fassen kan,
Erklären, ja er vvil je mehr der feindt setzt an,
Vns von des Herren fluch, und eigner schuldt entbinden.

Er vvil vven fleisch undt Seel in sterbensschmertzen kracht,
Vndt vven der matte mensch aufs teufels siebe schmacht,
Durch dis, vvas IESVS spricht, uns helfen ubervvinden.


XXXVII. An Gott den Heiligen Geist

O vvahrer liebe fevvr! brun aller gutten gaben!
O dreymal grosser Gott! o höchste Heylikeit!
O meister aller kunst! o frevvdt die alles leidt
Vertreibt! o keusche taub! o furcht der Hellen raben!

Die, eh das vvüste Meer mitt berge rings umbgraben,
Vndt eh die VVelt gegrundt, eh das gestirnte kleidt
Dem Himmel angelegt, ja schon vor evvigkeitt
Die zvvey die dir gantz gleich von sich gelassen haben!

O vveisheitt ohne mas! dehr, vvas uns dunckel, hell.
O reiner Seelen gast! o tevvre gnaden quell!
Die du den zartten leib Mariens hast befeuchtet.

Ach las ein tröpflin nur von deinem lebenstavv
Erfrischen meinen Geist! hilff das ich doch nur schavv
Ein funcklin deiner flamm’, so bin ich recht erleuchtet.


XXXVIII. Am Sontag der Heyligen Dreyfaltigkeit. Rom. II. Joh. 3.

O reiche vvissenschaft! vver kan die vveisheit grunden
Durch die man Gott recht kent. mag dieser augen licht
Erforschen seine vveg, begreifen sein’ gericht?
VVer vvirdt des Herren sin’ durch seine sinne finden?

Vns mus verstandt undt geist, vor seinen vvercken, schvvinden,
VVir vvissen vvas die erdt, und vvas sie einschleust, nicht.
VVer könte dan verstehn, vvas er vom Himmel spricht
VVie VVasser, Glaub, und Geist, uns ledig macht von sunden?

Dem Vater der uns schuf, dehm, so am Creutz erhöht,
(VVie Mosis Schlang) uns hilft, dehm, so von beiden geht,
Vndt durch die nevv geburt uns in das leben führet,

Des sin’ kein hertz erkent, dem nimand raht ertheilt,
Der unser leben helt, undt unser schvvachheit heilt,
Sey evvig lob und ehr, die einig ihm gebühret.


XXXIX.  Am I. Sontag nach d. Fest der H. Dreyeinikeit. Luc. 16.

O eytel! nichts! o traum! vvorauf vvir menschen bavven!
VVas hilft der Taffel lust, und stoltzer kleider tracht,
VVen nun die arme Seel, im schvvartzen fevvre kracht?
Vndt nimmermehr nicht mag die minste rettung schavven?

VVie mag uns doch so sehr fur noth und armutt gravven,
VVenn dehr so hier in angst, ohn allen trost verschmacht,
Auf Gottes ehrenthron vvird evvig gros gemacht?
Mag jemandt in dehr zeit, auf lange jahre travven?

VVenn uns der blasse todt im augenblick abnimbt?
Vns ist das vvehrte schloss der evvigkeit bestimbt.
VVehm mag das trübe thal der erden denn belieben?

Gott ist’s der unser freund undt höchste lust vvill sein!
VVas acht ich denn nach dehn, so in der Hellen pein
Mitt ihrer gegenvahrt die freunde mehr betrüben?


XL.        Den 2 Sontag nach d. Fest der H. Dreyeinikeit. Luc. 14


Ob Gott sein gnadenmaal gleich längst anrichten lassen,
Vndt oft der Menschenhauf von anbegin der zeit
Geruffen, Libste kombt, die speisen sind bereit,
Doch fandt er nirgendts nichts, als sinnen die ihn hassen.

Dehn helt sein acker auf, der lest sich s’ VVeib anfassen.
Vnd der, o unverstand! o blindt-! o eytelheitt!
Empfindt von Ochsen mehr, als Gott behäglikeit.
Ja ob er itzt noch schreyt auf aller länder gassen,

VVird doch sein haus nicht voll. Drumb zündt sein heisser grim
Ihm rach’ und eyver an, und stöst die donnerstim
Durch seine lippen vor: Die mich nicht vvollten hören

Da ich so freundtlich rieff, dehr keiner sol, ich schvver
Zu meinem Frevvdenmaal im elendt kommen her.
VVer mich nicht acht, den vviel ich evvig auch nicht ehren.


Auff den Sontag des zu der Hochzeit einladenden Königs

Gott hat sein Gnadenmal vor längst anrichten lassen
Und die verstockte Welt von Anbegin der Zeit
Gerufen zu der Lust, es ist umbsonst bereit,
Er findet Hohn für Gunst, für Libe rasend hassen!

Die hält der Acker ab, die kan das Weib anfassen
Und der, o Vih, o Schmach! Hohn über alles Leid,
Schöpfft aus den Ochsen, nicht aus Gott Behäglichkeit.
Er rufft Er schickt noch aus durch aller Völcker Gassen,

Doch bleibt sein Gast Saal leer, drum steckt der heisse Grim
Zorn, Rach und Eyver an und stößt die Donnerstim
Durch seine Lippen vor: Verflucht die mich nicht hören!

Wer nicht mein Bitten acht, sol, schwer ich, für und für
In höchster Noth und Schmach verbannet seyn von mir
Ich wil in Ewigkeit, die mich verlacht, nicht ehren.



XLI.        Am III. Sontag nach der H. Dreyeinikeit. Luc. 15.

Der engelscharen Furst dehn Gott ihm gleich gebohren,
Durch dehn das vveite schlos der vvunderschönen vvelt
Gegründet; steigt vom thron und seiner Himmel zelt,
Vndt sucht vvas hier auf erdt durch grosse schuldt verlohren.

Der König, dehn zur freuudt der Vater ihm erkohren,
Hatt seine lust an uns: der alles gibt und hält,
Kreucht seinen schaffen nach, undt vvirdt das lösegeldt,
Dehr auf die angst undt todt und Helle sich verschvvoren.

Hört schaffe die ihr steckt verirrt in mancher kluft,
VVie ernst, vvie trevv, vvie sehr der lebenshirt euch ruft!
Folgt seiner stim undt handt, eh’ euch der VVolff zureisse.

VVelch groschen itzt nicht klingt, vven IESVS leucht undt kehrt,
Dehn unter dickem staub der scharffe rost verzehrt,
Taug nichts, als das man ihn vveg sambt dem unraht schmeisse.


XLII.      Den IV. Sontag nach der H. Dreyeinikeit. Luc. 6

Soll dich der Höchste Gott mit Vaters trevv anblicken:
So mustu jederzeit auch sanftes Hertzens sein.
VVer nichts als richten kan, vver rach undt grimme pein
Stets auf den nechsten ruft, vvirdt endtlich selbst in stricken

Des Sathans, und in strom’ der schvvefelbach ersticken
Gnad ist umb gnaden feill, vver gibt, nimbt häuffig ein,
Vndt vvie du misst, so voll, so richtich fest undt rein,
VVird man auff deinen schos die vvieder kehre schicken.

VVer laster straffen vviel, undt selbst verbrechens voll,
Ist als der blinde leutt starblindt recht fuhren soll,
VViltu ins brudern aug nicht kleine splitter leiden,

So fange bey dir an, undt nimb die balcken hin,
Die balcken die dir selbst den lichten tag entzihn,
Vndt fleuch zu erst vvas du vvilt ander heissen meiden.


XLIII.    den V. nach dem fest der Dreyeinikeit. Luc. 5.

Vmbsonst! mein hertz umbsonst! vver viel bey nacht vvil fangen,
VVen sunden dunckelheit des himmels glantz verdeckt,
VVen gravven, blindheit, furcht, der sternen schar erschreckt,
Mag auch der höchste fleis kein segenszug erlangen.

VVer nicht auf Christi vvort ins arbeit schieff gegangen,
Dehm hilft nicht muh noch schvveis, vver drauf sein netz austreckt,
Vnd nicht vol schvvartzer sundt, vol truber vverke steckt,
Dehm hatt der milde Gott viel segen schon verhangen.

O vvahre gnaden Sonn’ las deine stral’ aufgehn,
Treib vveg, vvas dunckel heisst, bleib in dem schiflein stehn,
Vndt las durch deine lehr mich reich an tugendt vverden.

Lehr mich dem nechsten baldt in nöthen springen bey,
Gieb das ich meiner selbst in demutt indenck sey,
Vnd vvillig, vven du rufst verlas schiff, haus undt erden.


XLIV.    den VI. nach dem Fest der H. Dreyeinikeit. Matth. 5.

Dein falscher heuchel schein, dein Phariseer leben
Schleust nimmermehr die burg des grossen himmels auf.
VVer heis entbrandtem zorn nicht bricht den starcken lauf,
Gleicht allen, die zum mordt die grimme faust erheben.

VVer seinem bruder flucht, kracht vvie verdorrte reben
Zuletzt im schvvefel fevvr, manch hertz verstockter hauf,
Dem has fur freundschaft libt, thut al zu tevvren kauf,
Vnd zvvingt Gott das er mus ihm recht fur gnade geben.

O libster mensch verzeih, vveil noch dis leben vvehrt,
Eh als dein schif an port des schnellen todes fehrt,
Das nicht der feinde klag des richters zorn errege.

VVehn dort der urtheil spruch einmall in kercker schickt,
Dehn plagt der straffen last, die unaussprechlich drückt,
Bis das er auch (o vvan!) den letzten scherf ablege.


XLV.      Den VII. Sontag nach der H. Dreyeinikeit. Marc. 8.

VVen gleich kein mittel mehr, undt aller rath verschvvinde
Vndt ich ohn hulf und trost nur ungepflugtes landt,
Vndt gar nicht fruchtbar holtz, und oeder vvüstensandt,
In höchster hungersnoht fur meinen augen finde:

Travvrt meine Seel doch nicht! den könt auch seinem kindt,
Der vor vier tausendt mann hier brodt und speise fandt,
Vndt uberbleiben lies; verschliessen hertz undt handt?
Drum ists umbsonst, das ich mich selbst mitt sorgen binde.

Nicht ohn ists, ich bin arm, und mitt viel angst beschvvert:
Doch vveis ich, vver nur stets zu Gott die sinnen kehrt,
Den gantz kein sunden netz, kein zvveifel strick kan fangen,

Der gutts zu thun sich müht, der Christum fleissig hört,
Vndt ihn mitt fester trevv, undt reinem leben ehrt,
VVirdt vvas er darf undt vvil, zum uberflus empfangen.


XLVI.    Den VIII. Sontag nach der H. Dreyeinikeit. Matth. 7.

Nicht grosser blätter art, nicht vveiter äste sprossen,
Nicht hoher stämme macht, nicht zarter bluten licht,
Die frucht ists einig, drumb man nach den baumen sicht,
Alsbaldt die reiffe zeit des sommers ist verflossen,

Der zvveig verraucht im fevvr, des keiner ie genossen,
So nutzen schöne vvort, undt kluge reden nicht,
VVen Gott den schlimmen VVolff nach seinen thaten richt,
Der Christum zvvar in mundt doch nicht ins hertz verschlossen.

Drumb prufe seel die vverck, schavv nicht die kleider an,
Es hatt kein distelstrauch je feigen vorgethan,
Ob schon die vvilde blüt von fern den rosen gleichet,

Obschon manch falsch Prophet Herr ohn aufhören schreitt
Vndt vvol den teufel zvvingt, komt doch die hartte zeit,
Drin IESVS zornig spricht! ihr ubelthater vveichet.


XLVII.  Am IX. Sontag nach der H. Dreyeinikeit

Ach ubergrosser Gott; vvo vverd ich vor dir bleiben?
Ich dein nichts vverther knecht! mich deucht vvie tag undt nacht,
Die ernste donnerstim, in meinen ohren kracht:
Ich mag nicht langer schavvn dein freches laster treiben

Thue rechnung vor leib, geist, vor reden, thun und schreiben.
O der du hast dein ampt so vveislich hier volbracht!
Mein Heilandt sei mein freundt! das vven der zorn aufvvacht,
Sich nicht der klager hauf dörf an die Seele reiben.

VVar ists? des höchsten gutt ist liederlich verschvvendt!
Doch find ich baldt vvas mir furcht, angst und kummer trent,
VVen dein volkommen thun vvil vvas mir fehlt ersetzen

Las mich vvas irdisch ist, forthin vvol vvenden an,
Vndt vven ich in der vvelt nicht mehr haushalten kan
So thu mich evvig dort in deiner frevvdt ergetzen.


Auff den Sontag des Rechnung-fordernden Haus- Vaters

Herr! aller Herren höchster Gott, wo werd ich armer vor dir bleiben!
Ich dein durchaus unnützer Knecht: Mein Hertz erzittert Tag und Nacht.
Weil mir das ernste Donnerwort durch Ohr und Mutt, und Geister kracht.
Thu Rechnung Mensch, von Leib und Geist, von reden, lesen, thun und schreiben.

Wen solte nicht dein harter Spruch in des verzweifelns Abgrund treiben!
Doch wann der, der in Knechts Gestalt vollkommen hat sein Ampt vollbracht
Mir sein Genug-thun selbst anbeutt, wird, wenn der heisse Zorn erwacht
Sich der erhitzten Kläger Schaar umbsonst an diese Seele reiben.

Wahr ists, daß ich des höchsten Gutt gar unbedachtsam hir verschwend’t
Doch schau’ ich Licht in dieser Nacht, das alle trübe Wolcken trenn’t.
Wo, was mir feilt dein Uberfluß, mein süsser Jesu wil ersetzen.

Gib unterdessen, gib, daß ich dein Gutt so anwend’ in der Welt,
Daß wenn der abgelebte Leib hir nicht mehr Hauß auff Erden hält
Der Geist sich für und für bey dir in ew’ger Hütten mög ergetzen!


XLVIII. Am X. Sontag nach der H. Dreyeinikeit. Luc 19.

Mein licht! vvie das ich seh die heisse threnen rinnen,
Von deinen vvangen ab? vvas kränkt dich zartes hertz?
VVo rührt die vvehmutt her? ist dis villeicht dein schmertz,
Das ich der gnadenzeit noch nie bin vvorden innen?

Vndt das mich keine red’ noch vvarnen kan gevvinnen?
Ach freilich bin ich blindt undt taub o lebenskertz!
Der ich so liederlich, und unbedacht verschertz,
VVas einig mich am tag des zorns vvird retten können.

Doch schavv noch eins mich an, undt treib mit peitschen aus
Die sunden krämerey, dadurch mein hertz dein haus
Zur mördergruben vvirdt: so bald du die gereumet,

Vndt drinnen lehren vvirst, vverd ich dem grim entgehn,
Auch vvas zum friden dint, eh den er vveg, verstehn:
Den vverdt ich bringen ein, vvas bisher so verseumet.


Auff den Sontag des mitleidenden Eyvers

Ach mein Licht! wo rührt es her? Daß du dich so hoch betrübest?
Meine Lust? was kränket dich? was beschwehr’t dein sanftes Hertz?
Bin ich schuld an dieser Angst, daß ich unbedacht verschertz
Diese Gnadenzeit, in der du mir raum zur Busse gibest?

Ich erkenn’ ich bin nicht wehrt, daß du heimsuchst; das du libest
Meine blind und taube Seel! ach allsichtb’re Lebenskertz!
Ach entdecke mir die Noth, der gehäufften Plagen-Schmertz,
Die mit grimmen Donner tob’t, wenn du Rach und Zorn verübest!

Schaue mich dein Zion an, treib mit scharffen Geisseln aus
Meiner Sünden Krämerey, die mein Hertz, dein eigen Haus
Gleich den Mörder-Gruben macht, wenn du diesen Tand geräumet,

Wenn du in mir lehren wirst; werd ich aller Rach entgehn
Und was zu dem Fride dint: weil der Fride blüht verstehn
Ach einbringen was bißher, meine Trägheit hat versäumet.


IL.          Am XI. Sontag nach der H. Dreyeinikeit. Luc. 18.


Ich bins, Gott ach! ich bins, dehn keine sundt noch schande
Hatt je zu grob dacht sein, der keine frevelthatt,
VVie schvver sie immer war, je unterlassen hatt.
Ich bins, der nevver schuldt aufs nevv sich untervvande.

Mich führt’ der Teufel schon, im demant-festen bande.
Mein Vater! schavv doch, schavv undt denck an deinen rath,
Kraft der dich Christus selbst bezahlt an meiner stadt.
Nim seine todes-angst und tevvres blutt zum pfande.

Zum pfand undt lösegeldt. Ich darf mein augen nicht
Erheben zu dir auf. ach neige dein gesicht
Zu dem der fur dir liegt. Je mehr du vvirst verzeihen,

Je grösser vvirdt dein lob, ist meiner laster viel,
So hatt doch deine lieb, und grsse gnad’ kein ziel,
Die mich von aller angst ohn ende kan befreyen.


Auf den Sontag des gerechtmachenden Heylandes

Ich bins! Gott ach ich bins! den keine Schuld noch Schande
Hat je zu grob gedacht: der rasend eh’ und je
In Lastern sich gewälzt, als ein unsinnig Vih’
Herr meiner Sünd ist mehr als Sand ans Meeresstrande.

Mich führt der Teuffel schon in Demand festem Bande:
Mein Vater: schau doch schau’ und denk auff dessen Müh,
Auff dessen milde Gunst, der sterbend mir verzih’
Nim seine Todes Angst und teures Blutt zu Pfande.

Zum Pfand und Lösegeld. Ich darf mein Augen nicht
Erheben Himmel an. Ach neige dein Gesicht
Herunter über mich! je mehr du wirst verzeihen,

Je grösser wird dein lob, ist meiner laster viel,
So hatt doch deine Lieb, und grosse Gunst kein Ziel
Die öfter, als ein Mensch wird fehlen, kan befreyen.




L.                  Am XII. Sontag nach der H. Dreyeinikeit. Marc. 7.

VVie gerne vvolt ich dich mein Seligmacher preisen,
VVen meine zungen nicht gebunden, vven mein mundt
Nur offen! ach mein Gott! ich vvolt aus hertzen grundt
Dis vvas du vvilt, und heist, mit freyer that ervveisen,

So hör ich leider nicht. VVie kan ich mitt dir reisen,
Besonders von der vvelt, vven mich der sundenbundt,
Vndt fleisch, undt freundschaft helt, kom reis mich diese stundt
Ganz vveit vom pöbel vveg, brich vvas mehr fest als eisen

Die stumme lippen schleust! o rühr die ohren an
Die Satan gantz ertäubt, damit ich hören kan,
Dein seufzen, dein gesprech, dein vvarnen, deine lehren.

Den vviel ich frevvden vol erzählen deine gnadt
Die alle ding vvol macht, ich vviel die vvunderthat
Hier noch im threnenthal, undt dort im Himmel ehren.


Auff den Sontag des Gutthätigen Wandermans

Wie kan ich Herr, dein Lob vermehren,
Weil mir die Zunge Sprachloß ligt?
Daß sich mein Hertz nicht nach dir fügt:
Kommt weil die Ohren gar nicht hören.

Wie sol ich dich mein Heyland ehren
Weil mich die tolle Welt betrigt:
Wer hat den Lastern obgesigt,
Der nichts nicht weiß von deinen Lehren?

Ach führe mich weg von der Schaar
Rühr an die Zunge, die so gar
Dein Feind, mein Schöpffer, hat gebunden!

Thu auff mein Ohr daß ich verspür,
Wie wol du dis gemaht, was wir,
Arm, dürsstig, taub und stumm gefunden!
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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