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An eine hohen Standes Jungfrau (2)
#1
An eine hohen Standes Jungfrau
(Eugenien)

Ein wohlgestalter Leib ist billig zu erheben,
Noch billiger, wenn er von edlem Blut herrührt
Und ein geschickte Seel in selbten einlosiert,
Welch einig sich bemüht der Weisheit nach zu streben.

Der Weisheit, so uns lehrt der Richtschnur gleiche Leben,
Die Frömmigkeit ausstreckt, so mag ein solche Zierd
Durch keine Menschenzung recht werden ausgeführt.
Ist denn Aufrichtigkeit ihm noch darzu gegeben

Und Demut, die man kaum bei hohen Leuten find’,
Und Freundlichkeit, die fast bei Reich und Arm verschwind’
So mag die schöne Welt wohl solche Schönheit nennen

Das schönste Wunderwerk. Wer dies zu schaun begehrt,
Wird seines Wunsches sein zum Uberfluß gewährt,
Wofern er Euch nur kann, o Schönste, recht erkennen.


An eben Dieselbe

Was wundert ihr euch noch, Ihr Rose der Jungfrauen,
Daß diese Purpurros, die Ihr kaum aufgefaßt
In Eur schneeweißen Hand, so unversehs erblaßt?
So wird Eur schöner Leib, nachdem er abgehauen

Von Todes scharfer Sens, in kurzem sein zu schauen.
Dies, was Ihr itzt an Euch so lieblich fünkeln laßt,
Der Hals, der Mund, die Brust, soll werden so verhaßt,
Daß jedem, der sie sieht, davon wird heftig grauen.

Eur Seufzer ist umsonst! Nichts ist, das auf der Welt,
So schön es immer sei, Bestand und Farbe hält.
Wir sind im Mutterleib zum Untergang erkoren.

Mag auch an Schönheit was der Blum zu gleichen sein,
Doch eh sie recht noch blüht, verwelkt und fällt sie ein.
So greift der Tod nach uns, sobald wir sind geboren.


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Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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