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Wellenklänge (4)
#1
Wellenklänge


Wildbach

Reich ist das Meer! Gestirn’ und Sonne prägen
Ihr Bild in sein Brokatgewand; ihm wallen
Ins Becken, das voll Perlen und Korallen,
Zinspflicht’ge Ströme, schüttend Goldessegen.

Schmuckkästchen gleich die Silberflotten wägen,
es leert, zerschlägt sie spielend nach Gefallen!
Doch welche Botschaft macht so eilig wallen,
Wildbächlein, dich aus armen Waldgehegen?

„Reich ist das Meer, die Fürstin, die zum Feste
Kostbar geschmückt mit Stoffen, Steinen, Ringen;
Doch fehlt der Blumenstrauß ans Herz, das Beste!

Das Meer sehnt sich nach fernem Waldesbildnis,
Ich nahm es auf, ihm’s unentstellt zu bringen:
Der Schönheit Macht ergänzt die arme Wildnis.“

 
Waldsee

Da ruhst du, stiller See, im Waldesbette,
engherzig, selbstisch, unserm Weh verschlossen! –
„Weit übers Land war einst mein Born ergossen,
Jed irdisch Leiden spiegelnd um die Wette.

Da, zu entfliehn den Schmerzensbildern, flossen
Die Wasser scheu zu engbegrenzter Stätte,
Mir folgt’ als ob ein lieblich Los uns kette,
Der Wald und stellt’ ums Ufer seine Sprossen.

Sein grünster Frieden deckt mich mit dem Schilde;
Der Schmerz doch geht ins kleinste Haus zu Gaste:
Sieh dort das Nest an dürrem Zweige beben!

Bewegung und erstarren, Tod und Leben,
Die Weltgeschichte, spiegl’ ich in dem Aste
Und sinn’ in meinen Tiefen nach dem Bilde.“


Strom

Das Bächlein lärmt, ein spielend Kind am Pfad;
mit Lasten zieht der mächt’ge Strom indessen
Unhörbar fast, geräuschlos und gemessen,
Schweigsam dahin, ein Mann der Pflicht und Tat.

Sein Wort: das Brausen ganz nicht zu vergessen,
Mahnt ihn des Frachtschiffs Kiel, des Dampfers Rad;
Doch lauter tobt der Werkfleiß am Gestad’,
Des Marktes Ruf, Getös von Hämmern, Essen.

Nur wenn das Tagwerk ruht, lautlos die Menge,
Erhebt der Strom die Stimm’: ein heilig Rauschen!
Durch schweigend Dunkel zieht’s wie Orgelklänge;

Vernehmbar sei’s nur für die reinen Sterne
Und für die ernste Nacht! – Doch ihm auch lauschen
Mit Stern und Nacht schlaflose Träumer gerne.


Meer

Ein Frager fragt: Meer, deine Farbe nenne!
Bald bist du grün, als ob die Lenze sprossen,
Bald blau, als ob dich nichts vom Himmel trenne,
bald rot, wie blutend von Apolls Geschossen;

Nun grau, wie einer Wüste sand’ge Tenne,
Nun braun, von finsterm Bußgewand umflossen,
Goldhell, als ob dein Salz als Lava brenne,
Milchweiß, wie Mähnenflug von weißen Rossen!

Antwortet drauf das Meer: „O schlauer Frager,
Du hast gezählt an mir die Farben alle
Und wähntest doch, daß ich an Farben darbe!

Die Erde frag’: in welchem Hain ihr Lager?
Den Himmel frag’: mit welchem Stern er walle?
Der Farbenreichtum nur ist meine Farbe.“


.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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