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GOtt-lobende Frülings-Lust (15)
#1
GOtt-lobende Frülings-Lust

I.

Ach seht das Sieg-Gepräng des Höchsten hier erscheinen!
der Frühling ihm den Fahn der Güldnen Sonn vorträgt.
Favorius mit Pracht die Heerpauck rührt und schlägt:
Trompeter gehen ab die süssesten der seinen.

Das singend Lufft-Heer kommt, die grossen mit den kleinen:
Ein jeds, an Lorbeer statt, was neu-gewachsnes hegt.
Das bundte Blumen-Kleid, die Erd’ ihm unterlegt.
Er sitzet auf dem Thron von blauen Saphir-Steinen.

Die Kron ist, Sieg und Freud; des Sieges Frucht, das Leben;
des ganzen Wesen Werk, das JubelLob-Geschrey,
der Athem aller Ding, so nun aufs neue neu,

die durch die frische Lufft still-lautes Lob ihm geben.
Der Nordwind, Eyß und Schnee, hier die Leibeignen seyn.
Mein schlechtes Blat, das sey des Sieges Denkmal-Stein.


II.

GOtt sperrt die Erden auf / als seines Schatzes Kasten
der einig Schlüssel ist / sein Wort / durch dessen Krafft
ihr / käumen / wurzen / grün- und blühen wird verschafft.
Es würkt den Wachsthums Safft in Erd- und Sternen-Brüsten /

Ja kan die ganz Natur zur Freud und Wollust rüsten.
Es ist der Wurzel Geist / der Gräslein Herzens-Safft /
der Blumen LebensLufft / mit süssem Thau behafft /
kurz / der Geschöpffe Ruh / nach dem sie all gelüsten:

Es zeigt uns GOtt in ihm / als in dem Spiegel Glanz /
und weist uns selben auch in all-erschaffnen Dingen:
wie seine Schön' herblickt aus bunten Blumen Kranz.

Sein Süßheit sich zu Mund will aus den Früchten schwingen.
Ja alls / was sichtbar nur / ist GOttes Ebenbild /
wie schön / süß / gut er sey / wie hoch! wie reich! wie mild.


III.
                     
JAuchzet / Bäume / Vögel singet! danzet / Blumen / Felder lacht!
springt / ihr Brünnlein! Bächlein rauscht! spielet ihr gelinden Winde!
walle / Lust-bewegtes Träid! süsse Flüsse fliest geschwinde!
opffert Lob-Geruch dem Schöpffer / der euch frisch und neu gemacht!
 
jedes Blühlein sey ein Schale / drauff Lob-Opffer ihm gebracht /
jedes Gräslein eine Seul / da sein Namens-Ehr man finde.
an die neu-belaubten Aestlein / GOttes Gnaden-Ruhm man binde!
daß / so weit sein Güt sich strecket / werd' auch seiner Ehr gedacht.
 
Du vor alles / Menschen Volck / seiner Güte Einfluß Ziele!
aller Lieblichkeit Genießer; Abgrund / wo der Wunderfluß
endet und zu gut verwendet seinen Lieb-vergulten Guß.
 
GOtt mit Herz / Hand / Sinn und Stimm / lobe / preiße / dicht' und spiele.
Laß / vor Lieb' und Lobes-Gier / Muht und Blut zu Kohlen werden /
lege Lob und Dank darauff: Gott zum süssen Rauch auf Erden.


IV.

Lachen des Himmels, Geburts-Tag der Freuden,
Hochzeit der Erden, Erzielung der Zier,
quelle der Wollust nach Herzens Begier,
Wiesen voll Biesem die Sinnen zu weiden,

süsses Erquicken auf schmerzlichstes Leiden!
Ewigkeits-Spiegel man findet in dir,
Himmlischer Siegel-Ring, heller Saphir,
da sich ließ Göttlicher Name einschneiden!

du druckest die Einflüß der Sternen herab,
daß sie der Erden das Grüungs-Bild gab,
welches versiegelt die Göttlichen Gnaden,

ob wir schon leider mit Sünden beladen:
Daß er, in Jährlich-verneuender Welt,
gleichwol den ewigen Gnaden-Bund hält.


V.

Himmel voll Cymbel, voll Lauten und Geigen,
Bisem- und Amber’-erfüllte Lufft,
Rosen- und Lilgen-verlieblichter Tufft!
wollest, den Höchsten zu loben, nit schweigen!

Himmel-an wolle die Süßheit aufsteigen,
herlich GOtt ehrend aus tieffester Klufft.
Seine Genaden und Wunder ausrufft,
wie sie sich mächtig und prächtig erzeigen.

Leset, in weißlichten Blättern der Blüh,
Göttlicher Allmacht ungleiche Werke.
sehet, in Traidern, die Himmlische Stärke,

die das Blüh-Härlein bewahret ohn Müh.
Göttliche Wunder in allem man siehet,
Wann man den Vorhang der Faulheit aufziehet.


VI.

O Frühling, ein Vatter der Heliconinnen,
du Musenfreund, Meister der Weisheit und Lust,
der Künste Cupido, der Pallas ihr Brust!
laß Pagasens Säffte mir kräfftig zurinnen,

auf daß ich mich netz’ und ergetze darinnen.
Erfülle das Hirne mit Himmlischem Must,
und mach mir die heimlichen Wunder bewust,
erheblich und löbliche Dinge zusinnen!

Die Göttlichen Werke den Menschen verklär.
erzehl’ und entheele sein seltzames schicken.
Entdecke sein Heiliges Wunder-Erquicken.

in allen Welt-theilen sein’ Ehre vermehr.
Sey, lieblicher Frühling, die freundliche Taub,
Ach bring’ uns das frölich Erlaubnuß-Oel-Laub’.


VII.

Saffirner Himmel, Goldglänzende Sonne,
Smaragdne Erden voll Rosen Rubin,
ganz silberne Flüsse, Krystallene Brünn,
Sabaisches Lüfftlein der Frölichkeit Krone,

erklingendes singen der Vögel voll Wonne!
beglücket, erquicket, verzücket den Sinn,
von irdisch zu Himmlischer Freuden-Stadt-Zinn,
vom Schauplatz der Erden zum Himmlischen Throne:

zu lieben und loben die Göttliche Macht,
die alles mit Wunder besonder erdacht,
die Himmel regieret, die Erden gezieret

mit Blumen und Blättern so mannischer Weiß,
durch künstliche Weißheit, vorsehenden Fleiß,
daß Weisheit Liechts Strahlen in allen man spüret.


VIII.

Früling, ein Vorbild vom ewigen Leben,
Spiegel der Jugend, der Freuden Gezelt,
Jährlich-verjüngter Fönix der Welt,
Athem der Musen, der Huldinnen Weben,

Wonne so alle Ergetzung kan geben,
Goldschmid der Wiesen, und mahler im Feld,
Kleinod, das niemand erkauffet mit Gelt,
frischer der vieler Herz-frischenden Reben!

sey mir willkommen, ausländischer Gast,
Freuden-Freud, Glückes-Wirt, Diener der Liebe!
sey nur mit Blumen und Blättern gefast,

deine hieherkunfft nicht länger verschiebe!
alle verlangbare Schätze du hast.
Dir ich die Krone der Lieblichkeit giebe.


IX.

Das schöne Blumen-Heer, geht widerum zu Feld,
um Ruch und Farben-Pracht recht in die Welt zu streiten:
des Laubes Lorbeer-sträuch bekränzen’s aller fetten.
Dryaden schlagen auf die kühlen Schatten-Zelt.

Es ist mit Lieblichkeit verguldet alle Welt.
Die Freuden-Geister sich ganz in die Lufft ausbreiten.
Die Welt-regirend Krafft, will alls in Freud verleiten.
Die süsse Himmels-Füll sich etwas Erdwerts hält:

Es weist die Ewigkeit ein Fünklein ihrer Schöne,
ein Tröpflein ihres Saffts, ein Stäublein ihrer Zier.
Dis lieblich kosten macht, daß ich mich erst recht sehne,

und lechz mit dürrer Zung’, und heisser Gier nach ihr.
O Frühling, Spiegel-Quell, du netzest und ergetzest,
aus Erd in Himmel-Lust die Seele schnell versetest.


X.

Durch diese holde Blum, riech’ ich des Schöpfers Liebe.
aus jener hohen Farb, strahlt seiner Schönheit Schein.
Er hauchet, mit dem West, mir seine Süßheit ein.
Auf Rosenblättern, er sein sanfftes Herz beschriebe.

Sein Güte, mir zu gut, sich durch die Schoß austriebe.
Es fliest aus seiner Brust der Seelen-Kähle Wein,
macht alle Lieblichkeit vollkommen gut und rein,
die ohn den Lebensgeist ein tode Lust nur bliebe.

Er macht ein Wasserwerk, begiest mit Gnaden Safft
die Sternen-Schal, und machts in uns aus ihnen springen:
von uns, im Jubel-Thron, durch hohe Danckes-Krafft,

die Glück-vermehrten Ström empor auch wider dringen.
Es ist die ewig Ruh allein dahin bemüht,
daß uns in allem Ding ihr Lieb erscheint und blüht.


XI.

Die Bäume nicht allein, mein Herz will auch ausschlagen.
die Hoffnung treibt hervor manch frisches Trostes Blat.
Der Hohen Güte Hitz sie aufgeblasen hat.
Es pflegt des Geistes West sie hin und her zu jagen.

Die Freudenblüh folgt auch mit innigem behagen,
versichert, in dem Sinn, der süssen Frucht der That.
Die Hönig-Macherin hat guten raum und statt,
die Gott-erhebend Seel’ ihm Lob und Preyß zu sagen.

Sie sauget Safft und Krafft, aus Bücher-Blumen-Brust;
und baut dem Wachs-Pallast, die Leut-erleuchtend Lehre:
erfüllt mit Geistes-Thau, mit Himmel-Hönig-Must,

der Seelen Kählen süß’ und fliest zu Gottes Ehre:
was irdisch hier geschicht, ist Geistlich mir in Sinnen:
nur in das Ewig ziehlt, mein wunder-freud Beginnen.


XII.

Frühling, Fürst der Jahres-Zeiten, allerschönster Sonnen-Sohn,
Rosen-Vatter, komm herzu! schau, die neubekleidten Wiesen
prangen in der Hoffnungs-Farb: Ach erhebe nächst bey diesen
die Grün-weissen Lauberhütten, deinen Blühgestickten Thon.

Aus den bundten Tulipanen, mach die glänzend Lenzen-Kron.
Ach daß die verliebten West von sich Blumen-Biesem bliesen!
Billich, vor dem Steinern Pracht, Gärten-Schmelzwerk wird gepriesen,
komme, Früling, frölichs Wesen! dir rufft schon mein willkomms-Thon.

Mein’ in Ruh verliebte Sinnen, wünschen keinen Hoheit-schein,
als der Sonnen Klarheits-Glanz, seyn in und mit sich vergnüget.
In der Rosen Purpur-Tracht, all ihr Pracht und Hoffart liget.

Bässer ist, als welt-beherrschen, Tugend ihr Leibeigne seyn
Sorgen frey und Freyheit voll seyn die frischen Kränz der Erden,
hegen süsse Tugend-Ruh: Güldne Regen, Angst-Beschwerden.


XIII.

Die lieblichst Musik ist, wann Zeit und Freud einstimmen,
wann Herz und Lufft zugleich, still, klar und heiter seyn,
wann man zugleich empfind der Sonn’ und Wonne Schein,
wann die Gedanken mit dem Schwalben Wolkan klimmen,

und mit dem Sternen-Glanz, die AndachtsFunken glimmen.
Dann flicht sich Lorbeer-Lob in alle saiten ein,
und herrscht der Herzen Heer in seinem Thron allein,
und ist der Tugend Flug erschwungen ihn zu rühmen.

Ich brauche mich der Zeit, O Ewigs Wunder wol,
du herz-vertheilte Lieb’ und eingeherzte Flammen!
Ach unerschöpfte Quell, vollkommen doch beysammen!

ich fühl und will wol viel, kan doch nicht, wie ich sol,
dich preißen: Ach verleih solch überschwänklich Krafft
zu loben, als du mir liest fliessen Freuden-Safft!


XIV.

Über ein Lustbringendes Regenlein

Der Regen schadet nichts, als daß er uns die Lust
nur tausendmal verschönt, und angenehmer machet.
Die Sonn, nach hartem Strauß, mit klaren Strahlen lachet.
der himmel senget nur die erd mit seiner Brust.

Er ist der Nectar Tranck, der Lust-erweckend Must.
Er schläfft die Sonne ein, daß sie nur frischer wachet.
Der kurz-verdeckte Schein, mehr Gier und Zier ursachet;
Entziehung, wünschen mehrt; wie jederman bewust.

er ist des Himmelsgeist, der sich hell distilliret:
der Balsam, der die Welt mit Blumen Ruh erfüllt,
wann Gott der Wolken Glaß zerbricht, mit Freuden quillt;

Als Himmlische Tinctur, mit gold die Erden zieret.
es ist der Segensafft, aus GOttes Mund herfliesset:
des Wollust-Nutzbarkeit, das ganze Land geniesset!


XV.

Sonnen-Lob

Du Sternen-Kaiserinn, des Himmels wehrte Krone,
das Aug der grossen Welt, der ganzen Erden Seel,
der Strahlen Mittel-Punct, die Lust- und Schönheit Quell,
das Leben aller Ding, der Klarheit strahlen Throne,

du Leut-erleuchterin, du Schatz-Haus aller Wonne,
des Höchsten Spiegel Glaß (nichts zeigt ihn also hell,)
der stäten Regung Bild durch deine schnelle Schnell’,
du göldner WunderBrunn, du sonderliche Sonne!

Ein Schiff, auf dem uns GOtt die Lebens Güter schickt;
sein Wagen, der zu uns den Himmels-Segen führet:
der Zeiten König bist, der Tag’ und Jahr regiert,

des edle Gegenwart die Länder sehr erquickt
du schöner segen-Baum, den GOttes Hand gepflanzet!
aus deiner Strahlen-Blüh, des Schöpfers Schönheit glanzet.



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Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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