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Über ein zurück gegangenes doch Christlich- und heiliges Vornemen (6)
#1
Über ein zurück gegangenes
doch Christlich- und heiliges Vornemen


Ich sitze ganz betrübt in diesem grünen Zelt,
muß in der Hoffnung, mich des hoffens ganz verwegen.
Der Himmel ist der Erd geneigt, und mir entgegen,
nimt mir das, wo Er, mit verehrt die ganze Welt.

Hat alles seinen Lauff: mein Glück Er nur aufhält,
pflegt dessen Ringel-Pferd viel wehrzäum einzulegen.
Das Schifflein wird verfolgt von tausend Wellen schlägen:
unsäglichs Widerspiel den Port-einlauff einstellt.

Doch ist mein Herz ein Felß, an welchem alle Wellen
unwürklich prellen ab. Mein Schluß, ist ohne Schluß.
Werd ich auch schon genetzt von meiner Thränen quellen:

mein Felsenhffter Sinn jedoch nicht weichen muß,
will, läßt mich Unglück nicht in wunsches-Hafen lauffen,
ehe ichs verlaß, mein Liecht umarmend eh ersauffen!


Auf berührtes verhindertes Vornehmen

Wie? will der Himmel nicht gerechten Anschlag segnen?
ist denn nicht, wie zuvor, der seelig, der ihm traut?
wie daß das Widerspiel man hier so klärlich schaut,
daß dem, des Hoffnung GOtt, alls Unglück muß begegnen,

Ein ganzes Jammer-Meer die Sternen auf ihn regnen:
je mehr in Schlamm er sinkt, je mehr er auf ihn baut,
und sich nur mehr und mehr im Unglücks Paß verhaut.
Viel besser geht es, Ach! den Gottlos- und verwegnen.

Nein, nein, mein Sinn, du irrst! schweig’ und bedenk’ ihr Ende.
Denn, auf das schlüpfrig’ Eiß hat sie der Herr gesetzt.
Der Ruhe-bringend Streit viel sicherer ergetzt,

als wann vom Vectar ich zum Acheron anlände.
Das gute, daß das höchst Gut nicht befördern will,
ist nicht gut, oder hat noch nicht erreicht sein Ziel.


Gänzliche Ergeb- und Begebung
in und nach Gottes Willen, in dieser und allen Sachen


Der Himmel ist gerecht. Möcht’ auch mein Herz zerspringen
vor Leid und Schmerzens Angst, noch gleichwol sag’ ich frey,
daß wunder Heiligkeit in seiner Schickung sey.
Mir muß, will mir schon nicht mein WUNSCH; SEIN Lob gelingen.

Will ihm den Siegs-gesang, auch unterligend,singen:
den sein Will hat gesiegt, und meiner fällt ihm bey.
Mit ihm untrennlich Er soll bleiben einerley:
kan überwunden so den Sieg auf mein Ort bringen.

Gehts ohne Schmerz nicht ab, geschichts nicht sonder Thränen:
denk, daß du um so viel, mehr freuden Aehren kriegst.
Das gegenwärtig man zu opfern muß gewähnen

der Künfftigkeit, das du hernach mit Lache siegst.
Mustu dich hier, mein Herz, der Tugend unterwerfen,
ein kleines dort wird dich nichts mehr betrüben dörffen.


Auf berührte Verhinderniß

Ach Allerfülltes All, stät gegenwärtigs Wesen!
was wünsch’ ich Ziel und Ort? du aller Orten bist.
Umsonst mir von der Welt bis Glück verstöret ist.
Hör ich dich reden nicht: kan ich dein wort doch lesen.

Ey was! du predigst selbst, und machst die Seel genesen.
Mein Herz zum Predigtstul un Kirchlein ist erkiest.
Trotz, Welt und Teuffel, mehr, mit aller deiner List!
der Höchste macht das bäst aus deinem gifftigstbösen.

gönnst mir den Schatten nicht, so gibt er gar den Schein.
Dunkt dich der Stern zu viel, so schenkt er gar die Sonne.
Fort, fort, entsagter Feind, mir kleines Glück mißgonne!

beneid’ ein Tröpflein so: schenkt Gott ein Schalen ein.
GOtt läßt kein Glück zurück’ ohn reich’ erstattung, gehen.
Das stürmen, so mich irzt, muß mich in Hafen wehen.


Auf eben selbe

Wer GOtt und gutes liebt, muß alls zum bästen kommen,
wie bös es sich auch zeigt, was quälen es verführt,
Im ärgsten stechen es den Stachel selbst verliert.
Das bös und Übel selbst, muß doch den Fromen, frommen.

Mir wird das Bächlein nur, die quelle nicht, genommen.
Das ganze Weißheit-Meer von dieser Urquell rührt,l
wird, in der Wüsten auch, so bald ein Bach gespürt,
von dem das flache Feld wird fruchtbar überschwommen.

Was man mir nemen will, das hab’ ich überall.
Trutz, daß der böse Geist dem Heiligen verbiete,
hell zu durchleuchten mich, mit seiner Weißheit Stral!

sein Boßheit anlast den, zu doppeln seine Güter
Er will, durch fremde nicht mir, sondern in Person
entdecken seinen Schluß und zeigen seinen Thron.


Auch auf selbe Begebnus

Wer will, der mag den Wind verhinden:
Er unterfangt Unmüglichkeit.
Der Geist ist doch von mir nicht weit,
macht man schon Ort und Port verschwinden.

Er bleibt nicht, bleib schon ich, dahinden:
ist stäts mit Gaben mir bereit,
mich zu erquicken jederzeit.
Er läst kein Creutz sich überwinden.

Mein standhaffts Herz ist seine Klufft,
wo Er der liebsten seelen rufft.
Jauchz’ ich schon nicht mit etlich tausend:

Ey so vertritt sein’ Allheit mich,
so unaussprechlich seufz- und sausend,
daß ich sie spüre regen sich!


.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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