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Würth, Adam Wilhelm: Wanderschaft-Sonette (5)
#1
Adam Wilhelm Würth
1810 - ?


Wanderschaft-Sonette

1. Am Sendlinger-Felde vor München.


Dieß ist die Ebne, dieß die heil'ge Stelle,
Wo Bayerns Treu' ein Denkmal sich erbaut,
Das spät Jahrhunderte noch überschaut,
Das nie verschlungen von des Zeitstroms Schnelle.

Ihr Söhne Bayerns! Aus der reinsten Quelle
Floß euer Muth. Das Vaterland rief laut,
Laut rief zur Rache auf die todte Braut,
Von Berg zu Berg die Flammeszeichen helle.

Doch ach! Verrath ward eures Unglücks Schuld!
Verrath hat euch den Lorbeerkranz entrissen!
Der Freiheitsbaum konnt' nicht durch euch ersprießen!

So streute euch, vom Kampflied eingelullt,
Der Schlachtengott die herben Todeskörner,
So unterm Klang der kriegerischen Hörner.


2. Am Ehrenmale Kaiser Ludwigs
des Bayers ausser Fürstenfeldbruck.


Verwundernd hängt an diesem Monumente
Des Wandrers Blick. Es lebt des Ahnherrn Bild
Der Nachwelt durch des Engels milde Hände,
Im Strahlenkranz' vorstrebend im Gefild!

Das Bild des Ahnherrn, der bis an sein Ende
Den Kaiserthron mit Tugenden umhüllt, -
Ein Marc Aurel, so weise, gut und mild, -
Ein Cato, wann das Mißgeschick ihn höhnte!

Ein Held im Männerkrieg und sanft im Frieden,
Lag ihm als heilig stets und übertheuer
Des Volkes Wohl an ruhmgekrönter Brust.

Drum ward ihm auch ein Tod voll hoher Lust
In eines Landmanns treuem Arm' beschieden:
Drum nennt der Thatenruhm ihn auch - den Bayer.


3. Vor der Domkirche zu Freising.
(1829)

Hier, wo Kastanien lauen Schatten nicken,
Die Lüfte sanfter schlagen mit den Flügeln,
Will sich die Schönheit Sterblichen entriegeln:
Ein herrlich Thal ershließt sie unsern Blicken.

Wie sich die Häusermassen täuschend spiegeln
Im Isarstrom! Wie Münchens Thürme schmücken,
Das Schwesterpaar, hier diesen Waldesrücken!
Welch Duft, wie Rosen, weht von jenen Hügeln!

Ach! dürft' ich folgen freier Herzenswahl!
Dort, dort in jenen stillen Waldesauen
Würd' ich die kleine Hütte mir erbauen.

Und Sie würd' ich zum ewig festen Bunde
Einführen in die Segenshall zur Stunde.
Zum Tempe würde uns dieß holde Thal!


4. Auf dem Berge bei Ziegersdorf vor Regensburg.
An meinen Jugendfreund August Greger (1830)

Aurora flieht. Mit seinen Sonnenrossen
Umfährt der Gott die Reize der Natur.
Der Wandrer staunt. Prachtvoll liegt hingegossen
Die vierzehnnam'ge Stadt. Rings Freude nur

Und Leben, Kraft und Liebe sieht er sprossen
Zu seinen Füssen in der schönsten Flur:
Von Segen Feld und Wiese sind umflossen.
Die Pappel wiegt sich schaukelnd im Azur.

Sein Ehrenhaupt trägt in die blaue Weite
Der stolze Dom hoch über die Gebäude.
Es streckt die Brücke ihre Riesenglieder.

Prüfling und Winzer an der Donau prangen,
Maria Ort weckt heiliges Verlangen.
Ich scheide schwer. Wo diese Schönheit wieder?!


5. Die König Ludwigs Walhalla
(1832)


Ihr Söhne Teutschlands aus dem Nord und Süden!
Ihr Söhne Teutschlands aus dem West und Osten!
Wollt ihr von Ruhm und Ehre ewig kosten, -
Den Tempel baute Ludwig euch hienieden.

Euch setzte Er und euern Geistesblüthen
Die Ideale, die in Ihm entsprossten.
Auf denn! Schon viele würd'ge Hände loos'ten!
Reicht hin die Blumen, die in euch erglühten!

Wie Götterhauch, wenn er die Sonnen kommen,
Die Welten heißt mit Blüthen sich zu schmücken,
Um herrlicher zu schweben in Athomen, -

So weht durch Ihn für Bayern mild Entzücken.
Für Bayern, sag' ich?! Ach! in Teutschlands Kreisen,
Europa kennt ja lange schon den Weisen!


.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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