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Seefried, Sidonie Freiin von: Aus den Blumen-Sonetten (2)
#1
Sidonie Freiin von Seefried
1806 - ?


Aus den Blumen-Sonetten

I. Schneeglöckchen.


Schneeglöckchen sinnt an rauher Wintergrenze
Wo eis'ge Nebelschleier stürmisch wehen,
Ob es dem Mutterboden soll entgehen,
Ob ihm kein Frühlingsstrahl die Bahn beglänze.

Doch wie auch warnend welke Todtenkränze
Aus Blumengräbern ihm entgegen sehen,
Es läutet zu dem Blüthen-Auferstehen,
Und wird die Pförtnerin im Frühen Lenze.

Das Glöckchen tönt; - die weichen Lüfte fliegen,
Geführt vom milden Süd, dem lebenswarmen,
Im Streite noch den Nordsturm zu besiegen.

Vergebens ruft das Glöckchen um Erbarmen!
Im rohen Kampfe muß es bald erliegen, -
Zu früh entzogen treuen Mutterarmen.


II. Die Rose

Die Rose ist dem Blüthenquell entstiegen,
Dem thaugefüllten Bade goldner Auen,
Und scheint die Morgenwölkchen, die sie schauen,
In lieblich zarter Röthe zu besiegen.

Drob zürnt der Nord; er eilt sie zu bekriegen,
Durchwühlt die Zweige, die sie treu umbauen,
Bis Thränenperlen von ihr niederthauen,
Die Blüthen schön sich in die Kelche schmiegen.

Zwar träumt sie sich dem gift'gen Neid entzogen,
Umhüllt von weicher Moose lindem Kleide,
Doch um ihr Lenzes-Glück ist sie betrogen.

Da naht der Blumen-Engel ihr im Leide,
Und zieht aus Dornen-Spitzen einen Bogen,
Und stellt die Lanzen schützend ihr zur Seite.


.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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