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Poesl, Georg: Das Mädchen im Fichtelgebirge (4)
#1
Georg Poesl
1781 - 1827


Das Mädchen im Fichtelgebirge

I.


Ein Garten blüht in erzgefülltem Grunde,
Von dufterblühten Höhen rings umsäumt,
Wo Bergkrystall der Quellen rauschend schäumt
Aus jäher Felsenmassen dunklem Schlunde.

Da zart gepflegt im ewig schönen Bunde
Der Grazien ein Röschen hold entkeimt,
Dem jede Blum' den ersten Preis einräumt,
Schön sonder Gleichen, ohne Dornenwunde.

O Göttin Flora, laß zur üpp'gen Rose
Erblühen dieses Röschen unversehrt!
Daß nie ein Sturm der Schönheit Schmuck zerstört!

Schütz' diese Ros' im treuen Mutterschooße,
Bis einst ein holder Jüngling sie liebkose,
Ein Jüngling, ganz der Liebesblume werth.


II.
Rosett genannt


Am Felsen, gleichend einer Oreade,
Die Jungfrau anmuthleuchtend schnell verschwand;
Kaum daß ihr Fuß berührt die Rosenpfade.
Sanft in die Luft entflattert ihr Gewand.

Zwar hält sie nicht den Bogen in der Hand,
Vom Nacken, der im stahlgetränkten Bade
Der Lust erglänzt, ragt keines köchers Rand,
Das sicher er der Sehne sich entlade, -

Doch wer sie sieht, bleibt still verwundert stehen.
"Ist das Diana, der Gebirgeshöhen
Beschützerin, die Jungfrau, keusch und strenge ?!"

"Bin nur die arme Maid vom Berg' gekannt,
Erglüht für blüh'nder Jugend Lustgesänge,
Rosett nennt mich das Fichtelberger Land!"


III.

Er


Rosett, du ewig scheue Berggazelle,
Du, lose Zaubrin, hast mir's angethan.
Im Sehnsuchtstrieb' folg' ich der steilen Bahn,
Verwünschend deine wundersame Schnelle.

Doch ob die arme Brust auch Hoffnung schwelle,
Dich endlich, meinen Wünschen hold, zu fahn,
Ich muß gestehen, nur Erfüllung kann
Den Müden heilen an der Labungsquelle.

Gestorben wähnt' ich mich - vor Liebeswonnen,
Begraben auch - in deinen weichen Armen,
Erwecket wieder dann - von deinen Küßen,

Fühlt' ich an deinem Busen mich erwarmen,
Sah Himmel deinem Augenpaar ersprießen,
Und glänzen drin zwei Blitz entflammte Sonnen.


IV.

Sie


Warum verfolgst du mich, die Berggazelle,
Was hab' ich armes Mädchen dir gethan?
Was führt dich, Jägersmann, auf meine Bahn,
Die ohne Rast du suchst, verfolgst so schnelle?!

Ob deine Brust auch jenes Feuer schwelle,
Ob dich umflattert jener süsse Wahn?
Ach! halte ein, o Jäger, nimmer kann
Ich fürder eilen, sinkend an der Quelle.

O Götter, welche Sehnsucht, welche Wonnen,
Zieh'n mich, zu ruhen in des Jägers Armen,
Welch heiße Glut in seinen Flammenküßen!

An meinem Busen wollt' ich ihn erwarmen,
Und nun fühl' süsses Weh' ich mir ersprießen,
Das Herz zersprengt die Glut der Augensonnen.


.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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