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Nöthig, Theobald: Scham
#1
Scham

Ein Bild nahm meine Seele jüngst gefangen:
Ein junger Römer, der im Morgenstrahle
Nach hause schwankt von wüstem Bacchanale,
Sieht eine Christenmaid am Kreuze hangen.

Für ihren Heiland starb sie ohne Bangen.
Ihm glüht in Scham das Angesicht, das fahle;
Er nimmt den Kranz, der ihn geschmückt beim Mahle,
Und läßt die Rosen ihr zu Füßen prangen.

Wie jener Römer taumelt noch und schwärmt
So mancher Jüngling bis zum frühen Morgen
Im Arm der Lust, die flüchtig ihn erwärmt.

Da kehrt er heim und sieht am Kreuz der Sorgen
Die Mutterliebe bleich und abgehärmt,
Und er bekehrt sich, still in Scham verborgen.
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