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Löw, Joseph: Sehnsucht (2)
#1
Joseph Löw
1785 - 1809


Sehnsucht

An meinen lieben Bruder

I.[/b

Gefesselt an des düstern Kerkers Bande,
Wünscht einmal nur der Geist das Licht zu schauen,
Das freudig überstrahlt die Blumenauen,
Und dann zu wandeln nach dem ew'gen Lande.

So hoff' auch ich, umdränget von dem Tande
Der Menschen, die der Liebe, dem Vertrauen
Abtrünnig, nur auf ird'sche Wohlfahrt bauen,
Mich noch zu retten, eh' ich hülflos strande.

Voll Sehnsucht harr' ich auf die Frühlingssonne,
Die mir im Musenland noch einst wird blühen
Und meinem Geist einhauchen neues Leben.

Dann mag der Himmelsbote mich umschweben,
Ich trachte, fern vom irdischen Bemühen,
Dann einzig nach des ew'gen Lebens Wonne. -


[b]II.


Kalt, finster und erstorben ist das Leben,
Wenn nicht der Sonne Feuergluth uns strahlet,
Die Fluren mit dem farb'gen Schmucke mahlet,
Daß uns des Frühlings Reize hold umschweben.

Noch finstrer, freudenloser ist das Streben
Des Menschen, der mit eitlen Gütern prahlet,
Und selbst mit Angst und Mühen sie bezahlet -
Wenn ihm die hohe Liebe nicht gegeben.

Sie ist das milde, heil'ge Licht, das immer
Zum Himmel aufwärts zieht des Menschen Busen,
Und ihm des reinen Lebens Lust einflößet.

Auch mich, wann ich aus dieser Nacht erlöset,
Wird einst entzücken noch im Land der Musen
Des Zaubersternes segensreicher Schimmer.



.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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