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Heilmeyer, Franz: Mimosen aus einer Gebirgsreise (3)
#1
Franz Heilmeyer
1803 - ?


Mimosen aus einer Gebirgsreise
1828

1. Auf dem Wendelstein bei Zell

Wie lieblich Thäler hier und Berggestalten
Vor meinem trunknen Blicke sich entfalten!
Wie die prismat'schen Farben mich entzücken
Im lichten Kranz vom Sonnenstrahl gehalten!

Von dieser Felsenkante - welch Beglücken -
Kann ich weithin das Vaterland erblicken:
Schau', wie des Eises drohende Gewalten
Helvetien's entfernte Gletscher drücken.

Ja, auf den Höh'n, dem reinen Aether näher,
Wird leicht die Gramerfüllte kranke Brust;
Los reißt die Seele sich, und strebet höher.

So hat ein Kirchlein fromm verklärter Glaube
Voll Dankes hier erbaut zur Bergeslaube,
Daß Ird'sches reinige geheilg'te Lust.


2. Die Wasserfahrt auf dem Spitzingsee
Dem 29. Juli 1827 gewidmet.

Es schaukelt der Kahn auf dunkelnder Welle,
Den Westen vergoldet der Abendglanz.
Es zieht der Nebel in kreisender Schnelle
Um riesige Häupter, wie Elfentanz.

Wir gleiten dahin an waldiger Stelle,
Die Gegend gibt sich und wahr und ganz.
Die Blumen vom Ufer als Spielgeselle
Eint scherzend die Woge zum duftenden Kranz.

Allmälig verschwindet nun scheidend Aurore,
Es sinket leise herab die Nacht
Voll heil'gen Ernstes. Im blauen Flore

Durchglänzt den Himmel die Sternenpracht.
Und Glaube und Hoffnung öffnen die Thore
Der stillen, wunderbaren Macht.


3. Tegernsee
Den Manen König Maximilian's I. geweiht.

Den See - wo fänd' ich in der andern Menge
Wohl einen, der ihm glich an Ruhm und Ehre?
Der so vorstrebend, so gepriesen wäre,
Als schwebten nur um ihn die Götterklänge?

Und sieh! - Es öffnet sich das Lustgedränge
Der Hesperiden. Aus dem Blumenmeere
Steigt eine Lichtgestalt in Himmels Hehre,
Schwebt segnend durch die ihm geweihten Gänge

Da sinkt die Sonne; denn ihr Abglanz weilt
Ja in den Auen, die er schuf hier oben.
Gestad' und See hält heil'ge Scheu umwoben.

Und Wort und Melodie aus sel'gen Lüften
Das Ohr des trunknen Sehers schnell ereilt:
"Verblichne Sonnen geh'n aus ihren Grüften!" -


.

.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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