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Exapotheose des Sonettes (2)
#1
Exapotheose des Sonettes

1.


Des Geistes Schwingen hebe freier Drang
Leicht, kühn empor. Ihr Fesseln der Gedanken,
Hinweg mit euch! Das Herz kennt keine Schranken,
Die Seele stirbt bei widerlichem Zwang.

Nur Kinder regelt man in engem Gang.
Der Mann tritt fest und fessellos. Es wanken
Des Denkers Urgesetze, wo Gedanken
Zu knebeln strebt ein toller Klingsingsang.

Auch dich, der nirgend schadet, mein Gesang,
Entweihe nimmer mir der Sklavengang:
In Reih’ und Gliedern nicht sollst du erkranken.

Empor zum Sonnenaar aus Erdenschranken!
Und willst du lieber dich auf Blumen wiegen,
Dann magst, ein freier Schmetterling, mir fliegen!


2.

Rechts und links zerpeitscht von Spitzruthstreichen,
Vor- und rückwärts angespießt vom Bajonnet
Tropft der mordzersetzte Versheld im Sonett,
Voll von blutgestriemten Ehrenzeichen.

Vierzehn Zoll an Länge zu erschleichen,
Wird der Geist recht ausgespannt auf’s Folterbrett.
Ha, jetzt, jetzt! Schon groß genug für dies Quartett
Ist der Geist; das Brett will nimmer reichen!

Daß jedoch der Geist ganz seine vierzehn Zoll
Richtig auch nach aller Kunst wird groß und voll,
Spann ihn noch einmal aus um andre drei dazu.

Unten braucht er zur Erlösung nur noch zwei.
Oben ist schon recht die ganze Messerei.
Gar ist’s. Ach, nun hat der arme Geist doch Ruh’!



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Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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