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Steinern Herz (2)
#1
Steinern Herz


1.

Es steht ein Fels im grauen Donaubette,
Das Schauerhaupt vom Nebelring bezogen,
Umrauscht den Schlangenleib wie Wetterwogen,
Von Schaum beperlt des Busens Schwanenglätte.

O Stern-, o Sonnenlieb’! Welch Röslein hätte
Dein Kuß so hold, wie Selma, aufgesogen?
Nordschnee ist Hals, Aug ist Narzissenbogen,
Rubin der Mund, das Haar Goldopferstätte.

Was Wunder, daß, wo Schönheit thront, die Liebe,
Wie Nachtigallen unter Rosen, waltet
Mit süßer Sehnsucht vollen Pulsesschlägen?

So liebte Selma heiß im Lilientriebe
Ywein, des Skalden Ton, den kühnen Degen.
Da hat sich dreifach Leid aus Lieb’ entfaltet!


2.

Gern weilt die Lieb’ in göttlicher Entzückung,
Und wählt sich Blumenheere zu Begleitern;
Doch wenn die süßen Hoffnungen dann scheitern,
Zürnt mächtig auch das Herz der Trauerschickung.

Nicht mochte je den Bruder Selma’s heitern,
Den finstern Recken, liebende Beglückung;
Drum stellt’ er sich zu Ywein’s Gegenstreitern,
Und Ywein sank von seines Schwertes Zückung.

Durchglüht von Lieb’, in Zornes Flammenmischung
Greift Selma des gefallnen Schwertes Weilen,
Und trifft des Bruders stahlentwehrte Stätte.

Und da nach solchem Leid ihr nichts Erfrischung,
Kann auch das Wasser ihren Schmerz nicht theilen
Der Fels ist Fels im grauen Donaubette!



.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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