Das Fichtelgebirg. (3)

[ZaunköniG]

Das Fichtelgebirg.
An meinen Jugendfreund Franz von Paula Eberl


I.

Mich zieht es nach des Fichtelberges Höhen,
Dem herzigtrauten frohen Heimathlande.
Um tausend Freuden knüpfen sich die Bande.
Entzückt werd' ich in Feengrotten sehen.

Der Sonne nah, strahlt dort im Goldgewande
Des Dichters Geist. Um ihn geschäftig drehen
Sich rings im Kreis die allgewalt'gen Feen,
Und weih'n ihm ihren Zauberdienst zum Pfande.

Zu deinen Höhen fliehen meine Blicke,
Mit ihnen auch das Herz auf kühnen Schwingen.
Ihr seyd der Felsgrund meinem festen Glücke.

Wenn die Gedanken in die Zukunft dringen,
So huld'ge ich dem himmlischen Geschicke,
Daß froh um mich her Engelsharfen klingen.


II.

Ehrwürd'ger Berg mit erzgefüllten Hallen,
Wo wunderbare Schätze zu gewinnen,
Aus goldnem Herzgrund voll die Adern rinnen,
Wie preis' ich dich vor deinen Brüdern allen!

Dein Reiz und Ernst regt stetes Wohlgefallen.
Nie läßt die Sonne deine hohen Zinnen,
Und glänzt im Schacht. Da sitzen Geister drinnen,
Die Muth und Kraft mit goldnen Stangen zahlen.

Auf dir prangt kräftig noch die deutsche Eiche.
Um dich her drehen sich die freien Reiche.
Weiß nicht, was sich an Ruhm mit dir vergleiche.

Dir ist das schöne Loos, vier großen Flüssen
Der Perlenquellen manche hinzugießen,
Um froher Deutschland's Gauen zu begrüßen.


III.

Laßt andre nur von Rosen und Narzissen,
Von Palmen und Cypressenbäumen dichten;
Ich preise mir den dunklen Wald der Fichten,
Die stark auf felsenhartem Grund entsprießen.

Ihr mögt voreilig nicht mit Spott mich richten;
Ihr sollt darob auch meine Gründe wissen:
Die frohe Alpenlieder mir versüßen;
Und traun! ihr werdet gerne mir beipflichten.

Bei schweren Leiden Muth und Liebe zeigen,
Und nicht dem weichlichen Vergnügen leben,
Ist edlen Menschen mit den Fichten eigen.

Sie werden immerhin ihr Haupt erheben.
Wenn Rosen sich und Palmen niederbeugen,
Wird ewges Grün den Fichten Hoffnung geben.



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