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Das Leben (2)
#1
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Das Leben
An meinen hochverehrten Freund Herrn J. B. Kastner,
K. Pfarrer und Kapitelkämmerer zu Wutschdorf


I.

Gespielt hab' ich, getanzt, geliebt, gesungen;
Ich hatte Freunde, theure Charitinnen;
Dem Laster konnte mich kein Reiz gewinnen;
Nur Tugend hat mein Innerstes durchdrungen.

Frei hat mein Geist zu Gott sich aufgeschwungen;
Gleich Engeln wollt' ich gern der Menschheit dienen;
Für And're Gutes sammeln, gleich den Bienen!
Und ritterlich hab' ich darnach gerungen.

O herrlich ist die Welt, und schön das Leben,
Da Freunde, Liebe, Tugend und Kamönen
Zu ew'gen Frühlingsfesten es erheben,

Da Ruhm und Früchte unsre Schläfe krönen,
Da Berg' und Thäler Zauberblumen geben!
Noch lieb' ich jubelnd dieses Spiel des Schönen.


II.

Hab' auch des Lebens süße Frucht genossen,
Und pflanzt' davon zwölf Kern' im guten Grunde.
Sie sproßten kräftig auf zur Glückes Stunde,
Von meinen Thränen vielmal übergossen!

Ich weihte sie dem vaterländ'schem Bunde,
Und pflegte immer treu und unverdrossen,
Was über sie das Schicksal hat beschlossen.
Sie geben laut davon der Wahrheit Kunde.

Sie sollen hoch empor zum Himmel ragen
Aus niedrigem Gebüsche, und die Reben
Um sich vereinen, gute Früchte tragen,

Das Süße mit dem Nützlichen verweben,
Und stets und überall die Lehre sagen:
Aus Leiden und aus Lust besteht das Leben.


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Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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