21.05.2023, 10:02
Emanuel Geibel
1815 – 1884
Einem Freunde
Wenn kaum erwacht die lauen Lüfte gehen,
Da singt der Dichter schon von Maienwonnen;
Er glaubt beim ersten blassen Strahl der Sonnen
Die Welt im Glanz der Pfingsten schon zu sehen.
So spricht er auch von Liebes-Lust und Wehen,
Wenn kaum ein flüchtig Lächeln er gewonnen;
Die Blüte, die zu knospen nur begonnen,
Sieht er in Pracht als volle Rose stehen.
Darum, o Freund, verwundre dich mit nichten,
Daß oft ein freudig Lied ihm jetzt beschieden,
Wiewohl sich kaum der Zeit Gewitter lichten.
Mag er bei Tag noch rüstig Waffen schmieden:
Nachts winkt ihm fernste Zukunft mit Gesichten,
Und was er schaut, ist Frieden, goldner Frieden.
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1815 – 1884
Einem Freunde
Wenn kaum erwacht die lauen Lüfte gehen,
Da singt der Dichter schon von Maienwonnen;
Er glaubt beim ersten blassen Strahl der Sonnen
Die Welt im Glanz der Pfingsten schon zu sehen.
So spricht er auch von Liebes-Lust und Wehen,
Wenn kaum ein flüchtig Lächeln er gewonnen;
Die Blüte, die zu knospen nur begonnen,
Sieht er in Pracht als volle Rose stehen.
Darum, o Freund, verwundre dich mit nichten,
Daß oft ein freudig Lied ihm jetzt beschieden,
Wiewohl sich kaum der Zeit Gewitter lichten.
Mag er bei Tag noch rüstig Waffen schmieden:
Nachts winkt ihm fernste Zukunft mit Gesichten,
Und was er schaut, ist Frieden, goldner Frieden.
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Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.