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Sonnets 012
#1
William Shakespeare
1564 – 1616 England


XII.

When I do count the clock that tells the time,
And see the brave day sunk in hideous night;
When I behold the violet past prime,
And sable curls all silver'd o'er with white;
When lofty trees I see barren of leaves
Which erst from heat did canopy the herd,
And summer's green all girded up in sheaves
Borne on the bier with white and bristly beard,
Then of thy beauty do I question make,
That thou among the wastes of time must go,
Since sweets and beauties do themselves forsake
And die as fast as they see others grow;
And nothing 'gainst Time's scythe can make defence
Save breed, to brave him when he takes thee hence.


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#2
Übersetzung von

Terese Robinson
1873 – 1933


XII.

Hör’ ich im Glockenschlag der Stunden Gang,
Versinkt in graus’ge Nacht des Tages Flimmer,
Seh ich das Veilchen, wenn der Lenz verklang,
Auf dunklen Locken silberhellen Schimmer,
Seh ich entlaubte Bäume, deren Grün
Noch jüngst, ein Zelt, die Herden überschattet,
Zu Garben eingeschnürt des Sommers Blühn,
Mit borstigem Bart auf einer Bahr’ bestattet,
Dann denk ich deiner Schönheit, die vermessen
Durch die Verwüstung dieses Lebens geht,
Denn Schönheit, Süße, die sich selbst vergessen,
Vergehn so schnell, wie Neues neu ersteht.

Nichts schützt dich vor der Zeiten Sensenhieb,
Wenn dir nicht, ihr zum Trotz, ein Erbe blieb.


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Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#3
In der Übersetzung von
Johann Gottlob Regis



XII.

Zähl’ ich die Glocke, die die Zeiten mißt,
Seh’ ich den wackern Tag in Nacht verloren,
Und wie des Veilchens Lenz vorüber ist,
Wie sich mit Silber dunkle Haar’ umfloren;

Erblick’ ich hoher Wipfel dürres Laub,
Die erst ein Schattendach der Herde waren,
Geschürzt in Garben grünen Feldesraub
Weißbärtig, wie im Sarg, zur Scheuer fahren:

Dann kommt mir deine Schönheit in den Sinn,
Daß du der Zeiten Trümmer mußt vermehren;
Weil Reiz und jugendschmuck sich selbst entfliehn,
Sich selbst so schnell als andre blühn, zerstören,

Und vor dem Sensenhieb der Zeit nichts wahrt
Als, ihm zum Trutz, Fortzeugung deiner Art


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#4
Übersetzung von
Max Josef Wolff




XII

Zähl' ich die Glocke, die die Stunde kündet,
Seh' ich den Tag vergehn in düstrer Nacht,
Das Veilchen, das nach kurzer Blüte schwindet,
Und silberweiß der Locken dunkle Pracht;

Seh' ich entlaubt die stolzen Bäume ragen,
Die Schatten liehn der Herde vor der Glut,
Des Sommers Grün in Garben fortgetragen,
Das auf dem Sarg mit weißem Barte ruht;

Dann muß ich wohl um deine Schönheit trauern,
Daß sie dem Fluch der Zeiten nicht entgeht,
Denn Schönstes kann sich selbst nicht überdauern,
Es welkt dahin, wie anderes entsteht;

Nichts kann es vor der Zeiten Sense wahren
Als Aussaat, die dem Tode trotzt und Jahren.


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#5
In Übersetzung von
Emil Wagner
(eigentlich: Ludwig Reinhold Walesrode)


XII.

Zähl’ ich die Uhr, die uns die Zeit verkündet,
Seh’ ich, wie in die Nacht der Tag versinkt,
Wie schnell des Veilchens Blüthenzeit verschwindet
Und auf dem schwarzen Haar das Silber blinkt;

Seh’ ich, wie von dem Baum die Blätter flieh’n,
Die kaum die Heerde vor der Gluth bewahrt,
Wie von dem Herbst gegürtet Sommers Grün
Im Grabe ruht mit weißem, strupp’gem Bart;

Dann denk’ ich deiner lieblichen Gestalt,
Daß durch der Zeit Verwüstung du mußt geh’n,
Da Reiz und Huld sich selbst verlassen bald,
Schnell sterbend, wie sie andre wachsen seh’n;

Und nichts entgeht der Zeit gewalt’ger Kraft,
Doch lebt der Sprößling, wenn sie dich fortrafft.


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#6
In Übersetzungen von
Otto Gildemeister



XII. 

Zähl ich den Glockenschlag, der Stunden mißt,
Und seh den stolzen Tag in Nacht versinken,
Schau ich das Veilchen nach der Blütenfrist
Und Rabenlocken, die versilbert blinken;

Seh ich den Waldbaum um sein Laub gekürzt,
Der sonst die Herde vor der Glut bewahrte,
Und Sommers Grün, in Garben hochgeschürzt,
Auf Bahren ruhn mit weißem Stachelbarte:

Dann über deine Schönheit grübel ich,
Daß du hinab mußt in der Zeit Verderben;
Denn Reiz und Schönheit läßt sich selbst im Stich
Und eilt, so rasch wie Neues wächst, zu sterben.

Nichts hält die sense fern von deinem Haupt
Als Saat, die stehn bleibt, wann die Zeit dich raubt.


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