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Sonnets 004
#1
William Shakespeare
1564 – 1616 England


IV.

Unthrifty loveliness, why dost thou spend
Upon thyself thy beauty's legacy?
Nature's bequest gives nothing but doth lend,
And being frank she lends to those are free.
Then, beauteous niggard, why dost thou abuse
The bounteous largess given thee to give?
Profitless usurer, why dost thou use
So great a sum of sums, yet canst not live?
For having traffic with thyself alone,
Thou of thyself thy sweet self dost deceive.
Then how, when nature calls thee to be gone,
What acceptable audit canst thou leave?
Thy unused beauty must be tomb'd with thee,
Which, used, lives th' executor to be.


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#2
Übersetzung von

Terese Robinson
1873 – 1933


IV.

Was häufst du, unfruchtbare Lieblichkeit,
Stets auf dich selbst, was dir verlieh Natur?
Natur verschenkt kein Erbteil, doch sie leiht,
Und freigiebig leiht sie Freigiebigen nur.
Drum, schöner Geiziger, warum mißbrauchst du
Die Güte, die dir gab, damit du gebest,
Warum, fruchtlos Genießender, verbrauchst du
So reicher Schätze Schatz, ohn’ daß du lebest?
Denn, da du nur mit dir in Handel stehst,
Mußt du mit dir dein süßes Selbst betrügen,
Und ruft Natur dich einst, damit du gehst,
Was hinterläßt du, um ihr zu genügen?

Die ungenutzte Schönheit stirbt mit dir,
Genutzt lebt sie, dein Erbvollstrecker, hier.



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Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#3
In der Übersetzung von
Johann Gottlob Regis



IV.

Anmut, unwirtliche! so mußt du nur
Auf dich dein reizendes Vermächtnis wenden?
Doch schenket nichts, es leihet die Natur,
Und leiht, freigiebig selbst, nur freien Händen.

Warum mißbrauchst du schöner Karger dann
Dies reiche Gut, zum Geben dir gegeben?
Was brauchst du unbelohnter Wuchersmann
Der Summen höchste Summ’, und kannst nicht leben?

Denn handeltreibend nur mit dir allein,
Beraubst du seiner selbst dein holdes Ich:
Wie kann dann deine Rechnung richtig sein,
Wenn einst Natur gebietet über dich?

Schönheit, die du nicht brauchst, lischt mit dir aus;
Gebraucht, bestellt sie hinter dir dein Haus.


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#4
Übersetzung von
Max Josef Wolff



IV

Nutzlose Schönheit, immer sinnst du nur,
Auf dich verliehne Schätze zu verwenden!
Doch nichts verschenkt, es leiht nur die Natur
Freigebig denen, die freigebig spenden!

O süßer Geizhals, du entziehst der Welt
Ein Gut, das dir gegeben, um zu geben;
Du Wucherer, der zwecklos Geld auf Geld
Zusammenträgt und nicht versteht zu leben!

Ziehst du dich einsam in dich selbst zurück,
Betrügst du dich um dein geliebtes Bild;
Was sagst du, wenn dich abruft das Geschick,
Wenn Rechenschaft es abzulegen gilt?

Die Schönheit wird mit dir dem Tod gepaart,
Statt daß genützt sie dein Vermächtnis wahrt.


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#5
In Übersetzung von
Emil Wagner
(eigentlich: Ludwig Reinhold Walesrode)


IV.

Warum, o Anmuth, willst für dich du nur
Der Schönheit hold Vermächtniß so verschwenden?
Denn Alles leiht und nichts schenkt die Natur,
Doch frei ist, dem sie leihet ihre Spenden.

Warum mißbrauchst du, schöner Geizhals, doch
Die güt’ge Fülle, die dir ist gegeben?
Zinsloser Wuchrer, warum brauchst du noch
So große Summen, und kannst doch nicht leben?

Denn wenn du Handel führst mit dir allein,
Wirst um dein süßes Selbst du selbst dich täuschen;
Und wenn der Tod tritt in dein Leben ein,
Was kann für Erbschaft man von dir dann heischen?

Mit dir wird Schönheit ungebraucht begraben,
Die, wohlgebraucht, würd’ einen Erben haben.


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#6
In Übersetzungen von
Otto Gildemeister



IV.               

Leichtsinn’ge Lieblichkeit, was wendest du
Nur an dich selbst der Schönheit reich Legat?
Natur verschenkt nicht, leiht nur, und wozu?
Daß Gutes tue, wem sie Gutes tat.

Drum, holder Geizhals, wie mißbrauchst du nun
Den goldnen Schatz, den sie dir gab zum Geben?
Zinsloser Wucherer, Summen zu vertun
In solcher Summ, und kannst gleichwohl nicht leben!

Denn weil du Handel treibst mit dir allein,
Mußt du dich selbst ums süße Selbst betrügen.
Wann nun Natur dich abruft aus dem Sein,
Wie kann dein Rechnungsschluß dann wohl genügen?

Dein ungenutzter Reiz verwest mit dir;
Nutz ihn, so lebt er, dein Vollstrecker hier.


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#7
In Übersetzung von
Karl Kraus

1874 – 1936


IV

O unfruchtbare Fülle, wem gedeihen
die Güter, die Natur dir hat beschert?
Sie schenkt sie nicht, sie will sie nur verleihen;
nur den, der gibt, hält sie der Gabe wert.

Was tust du, schöner Geizhals, nach den Jahren
der Selbstvergeudung, die du übst mit Lust;
als Wuchrer deiner selbst hast du verfahren,
und doch um deinen Reichtum nicht gewußt!

Ob mehr Betrogner, mehr Betrüger du,
gewohnt, nur Umgang mit dir selbst zu pflegen,
wirst du, bringt die Natur dich einst zur Ruh,
imstande sein, die Rechnung ihr zu legen?

Zu viel an Schönheit muß mit dir erkalten;
kein Erbe lebt, dem du sie vorbehalten.


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#8
Übersetzung von
Alexander Neidhardt

1819-1908


IV.

Verschwende, unfruchtbare Lieblichkeit,
Nicht an dich selbst die Huld, die die Natur
Bedingungslos nicht schenket: sie verleiht,
Freigiebig selber, sie Freigieb'gen nur.

Willst, schöner Geizhals, du missbrauchen drum,
Was, um es zu verleihn, dir nur verliehn,
Ein Wuchrer, der trotz aller Schätze zum
Gebrauch nicht Nutzen weiß daraus zu ziehn?

Denn mit dir selbst beschäftigt, nur mit dir,
Betrügst du um dein süßes Selbst dich schnöd,'
Und ruft dich die Natur einst ab von hier,
Wie stellst du Rechenschaft? Unfruchtbar, öd,

Wird deine Schönheit all mit dir begraben,
Die fruchtbar einen Erben würde haben.


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#9
In Übersetzung von
Dorothea Tieck

1799 - 1841


4

Nutzloser Liebreiz! Willst Du stets vergeuden
Nur an Dir selbst, der Schönheit reiche Habe?
Natur schenkt nicht, doch leiht sie dem mit Freuden,
Der, frei wie sie verschenkt die edle Gabe.

Wie, schöner Geizhals, darfst Du so mißbrauchen
Die Großmuth, die Dir gab, daß Du sollst geben?
Du Wuchrer ohne Vortheil, willst verbrauchen
So große Summen, und kannst doch nicht leben.

Wirst Du nur Handel mit Dir selbst beginnen
Wirst Du Dein süßes Selbst auch hintergehn.
Und wie, ruft Dich einst die Natur von hinnen,
Willst Du als Rechnungsführer dann bestehn?

Die Schönheit ungenützt muß mit Dir sterben,
Genutzt bleibt sie zurück Dich zu beerben.


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#10
In Übersetzung von
Benno Tschischwitz
1828 – 1890



4.

O, holde Lieblichkeit, ohn’ Nutz und Frommen,
Dir selbst vermachst du deiner Schönheit Habe?
Nur dem, der unkarg sie zum Lehn genommen,
Lieh die Natur, sie schenkte nicht die Gabe.

Wie, schöner Geizhals, läßt du ungebraucht
Den Reichthum, der zum Schenken ward gegeben?
Mußt zinslos geizend, bis du ausgehaucht,
Fortwährend Summ’ auf Summe noch erheben?

Ach, du betrügst so mäkelnd ganz allein
Nur selbst dich um dein eigen Selbst, des Lieben;
Wie wird dir, sargt dich die Natur einst ein,
Dann eine giltge Quittung ausgeschrieben?

Mit dir wird Schönheit unbenutzt begraben,
Die du, benutzt, zum Erben könntest haben.


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Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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