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Sonette von 1870
#1
1. Sonett

Verwitwet saß am Webstuhl die Geschichte,
Die heldenharrende. Im Festgebrause
Derweilen aber jubelte beim Schmause
Der welschen Freier lärmendes Gezüchte.
Sie zehren keck am Mark der Welt, die Wichte!
Und blähten sich im ausgeraubten Hause
Und prahlten, daß die Hand, die sie zerzause,
Sich nimmer recken solle zum Gerichte.

Da horch, da regt sich’s am Gestad’ der Zeiten!
Das Eisen klirrt, es tönt des Krieges Köcher,
Und Schritte eines Helden hört man schreiten,
Wird er es sein, der Fürst und Städtebrecher,
Der starke Hort, auf den die Zeichen deuten?
Wird er es sein, der Retter und der Rächer?


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#2
2. Sonett

Und so ist’s gut! Es schoß aus ihren Schleusen
Die wilde Kriegsflut, um mit roter Welle
Zu reinigen endlich Frankreichs Augiasställe.
Nun mit dem Golde rechnet ab das Eisen,
Und mit des Hexensabbats tollen Weisen
Ringt tapfer auf des Götzentempels Schwelle
Der Kämpfenden Gebet, das mutig helle,
Und des Triumphes jubelnd Dankespreisen.

Und es war Zeit! Wie eine gift’ge Hyder
Umschlang’s die Welt in tausend Ringelfalten
Und zog in welschen Kot die Menschheit nieder,
Vom Schlaf schien der Geschichte Arm gehalten,
Da aber fährt sie auf und zeigt uns wieder,
Daß sie des Weltgerichts noch weiß zu walten.


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#3
3. Sonett

Nein, nein, das ist kein bloßes Fürstenringen,
Worauf die Welt jetzt schaut mit stummen Fragen!
Ein Völkerzweikampf ist’s, wie in den Tagen,
Da über’m Hunnenfeld m wildem Ringen
Die Geister sich der Toten noch umfingen;
Ein Gottesurteil ist’s, mit Roß und Wagen
In des Jahrhunderts Schranken ausgetragen,
Und Recht bleibt Recht! Gott wird ans Licht es bringen!

Ja. Recht bleibt Recht! Ob schlangengleich die Lügen
Sich um der Wahrheit strahlend Banner winden,
Ob feil die Worte schwören und betrügen
Und mit der Arglist Mächten sich verbinden:
Das Schwert ist bloß, der Rosse Mähnen fliegen,
Und zu dem Rechte wird der Sieg sich finden!



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#4
4. Sonett

O, wer jetzt ziehn dürft’ mit den wackren Streitern,
Die fröhlich, wie beim Mang der Festesgeigen,
Die Rebenhügel drüben dort ersteigen!
Wer reiten dürfte mit den flinken Reitern,
Des Schlachtensturmes jauchzenden Begleitern!
Wer schreiten dürfte in der Stürmer Reigen,
Wenn sich die stolzen Feindesbanner neigen
Von Städtetrümmern und von Festungsscheitern!

O, es ist hart, am Herd sich g’nügen lassen,
Wenn rings die Land’ vom Schritt des Krieges hallen,
Und die Geschichte wirbt auf allen Gassen!
O, es ist hart, nur stumm die Sauste ballen,
Wenn deutsche Händ’ in fränk’schem Blute prassen
Und Deutschlands Lose auf der Walstatt fallen!
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#5
5. Sonett

Wohl mancher liegt, die Stirn emporgerichtet.
Auf fremder Erde jetzt im blutigen Kleide,
Dem einst der Mutter Hand mit stolzer Freude
Der jungen Locken dunkle Zier geschlichtet.
Und über ihm von Leichen weiter schichtet
Das Beinhaus sich der Schlacht, und in die Heide
Treibt ihre Wölfe dann zur graus’gen Weide
Die wilde Nacht, von Stammen rings gelichtet.

Den Toten aber kümmert’s nicht! Im Sterben
Noch mahnend griff er in die welsche Scholle.
Er deckt sie stumm mit seines Leibes Scherben.
Als ob er, Zeugnis gebend, deuten wolle,
Daß seines Lebens blut’gen Kampfpreis erben
Der Siegesschritt nur seiner Brüder solle.
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#6
6. Sonett

Im Herzen noch der alten Zwietracht Streiten,
Zum Rheine wogten Deutschlands Kriegsgesellen
In ungefügen trotz’gen Völkerwellen.
Noch wollt’ der Einheit Geist sie nicht geleiten,
Und niemand könnt’ der Zukunft Zeichen deuten.
Doch kaum, daß von des Siegen blut’gen Schwellen
Ihr erstes Danklied jauchzten die Gesellen,
Da war’s geschehn, das Wunder dieser Zeiten,

Wie vom Besess’nen einst mit wüstem Schreien,
Da er die Stimme glaubensstark erhoben,
Der Geist der Tobsucht ausfuhr zu den Säuen,
So fuhr die Zwietracht, die sie wild durchschnoben,
Aus Deutschlands Scharen in der Feinde Reihen,
Daß sie jetzt sinnlos ins Verderben toben!
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#7
7. Sonett

Man soll den Fuß auf seinen Feind nicht setzen,
Wenn ihm das Schicksal schon den Stab gebrochen,
Und wo das Schwert, das tapfre, Recht gesprochen,
Soll man des Sohnes Messer nicht mehr wetzen!
Ruhmred’ge Ohnmacht aber, unter Setzen
Gesunk’ner Fahnen kampfesscheu verkrochen,
Die soll man mit der Pritsche lautem Pochen
Aus der geborgten Löwenhülle Hetzen.

Hoffärt’gen Dünkel aber, mit der Lüge
In frechem Gaunerbund, den soll man knechten,
Und kann man mit dem Schreier in der Wiege,
Der Torheit nacktem Kinde, auch nicht rechten,
Enthüllen soll man seine blöden Züge,
Den Feind zu schaun, mit dem es gilt zu fechten.
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#8
8. Sonett

Nur vor dem Siege Frieden nicht geschlossen;
Nur nicht vertragen mit der Ohnmacht Tücke;
Nur nicht das Schwert verraten an die Krücke!
In all das Blut, das schon zu Tal geflossen,
Sei erst des Zornes Schale noch gegossen;
Zuerst das Joch und dann die Friedensbrücke!
Und treibt die Welt mit scheelem Neidesblicke
Derweilen zeternd ihre Mitleidspossen:

Die alte Spröde, die in jungen Tagen,
Da sie ein Herz noch hatt’ für Menschenleben,
Den wilden Sohn des Peleus gut vertragen
Und den Vandalen fröhlich sich ergeben;
Wie Troja sie und Rom zu Grab getragen,
Wird sie Paris auch diesmal überleben.
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#9
9. Sonett

Zu Ende geht der Kampf. Ins Knie gesunken,
Liegt in des Schlachtenzirkus wüster Runde
Der fränk’sche Fechter. Auf die Todeswunde
Ist matt die schwerverwaiste Hand gesunken;
Doch, ob verblutend schon und todestrunken,
Noch buhlt er um den Beifall der Rotunde
Und bettet kunstrecht sich am blut’gen Grunde,
Um sterbend mit dem Tode noch zu prunken.

Und neben ihm, verklärt von seinem Siege,
Steht Deutschlands Lohn, wie eine Kriegstrophäe,
Stolz niederschauend auf die Fechterlüge.
Und stumm auf des Amphitheaters Höhe
Sucht er des Imperators Richterzüge,
Ob er der Gnade Zeichen nicht erspähe.
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#10
10. Sonett

Das war ein Hund! Mit blut’gen Scharen pflügte
Der Krieg das Land und rührte Hack’ und Spaten,
Und üppig sproßten seine Kugelsaaten.
Da, wie zum Tagwerk er das Tagwerk fügte
Und mit der fremden Scholle tapfer kriegte,
Da plötzlich wühlt’ und warf der eh’rne Spaten
Die Kaiserkrone auf im Furchenwaten,
Die lang verlor’ne, tief in Nacht geschmiegte.

So grüß dich Gott, du Kort der Nibelungen,
Der du des deutschen Jammers lange Tage
Gelegen hier, von Zwergen schnöd bezwungen!
Und grüß dich Gott, du Held der deutschen Sage,
Der mit dem Kobold um den Preis gerungen
Und uns in Jubel hast verkehrt die Klage.
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#11
11. Sonett

Der will den Krieg zu schmähen sich vermessen?
Der Welt ist’s gut, wenn sie im Flammenscheine
Ihn schaffen sieht um seine Opfersteine,
Und die Kanonen ihre Totenmessen
Mit eh’rnem Mund hört beten. Unvergessen
Wird es ihr bleiben, wie am blüh’nden Raine
Zum Hügel sich gehäuft die Totenbeine,
Und wie der Not Gespenst darauf gesessen.

Der Welt ist’s gut! Allein des Lebens Freuden
Und seinen Gütern gilt ihr eifrig’ Werben,
Und im Genuß nicht mag sie sich bescheiden.
Doch kommt der Krieg, da lehrt uns das Verderben,
Daß es auch Dulden gibt und bitt’res Scheiden
Und, daß des Lebens größ’re Kunst - das Sterben.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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