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Winter kam heute in mein Haus und sang ...
#1
Rudolf Borchardt
1877 - 1945


SONETT

Winter kam heute in mein Haus und sang:
„O kalter Herd und Kammern ohne Licht!
Gramvolle Lippe! Schweigendes Gesicht!
Friedloses Herz, ist dir vor Frieden bang?"
So freundlich sprach er, und ich wehrte nicht,
Daß er mit seinem Mantel mich umschlang,
An stummen Gärten gingen wir entlang,
Schnee schlief auf ihnen und die Nacht war dicht —

Ward Licht den Augen, die dein Auge traf
Verschwiegenen Leiden ahnungsvoll vertraulich!
Ward Augen hold, die du so milde maßest.
Ward gut, wo du dem Lied der Glut beschaulich
Lauschend, in dich hinein geneigt dasaßest,
Hausgeist, am Herde, zwischen Tag und Schlaf.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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