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Abschied vom Sonett
#1
Rudolf Borchardt
1877 - 1945


Abschied vom Sonett


Sonett, als alle sagten, du bist tot,
Sprach ich „steh auf!“ Als sie dich beinern nannten
Nahmst du mir Herz und Adern fort: da brannten
Dir Puls und Mund von neugeborner Not.

Sie schmälten: „Das ist alles? das ist Brot
Für Duft?“ Und deine strengen Arme spannten
Sich doppelt und erschufens; die dich kannten,
Hast du ernährt, von Hand zu Händen bot

Dein Becher sich; den ich das letzte Mal
Heut fülle: es ist aus. Musik und Qual
Der großen Zeiten ward dir vollgemessen:

Ich gieße nichts Gemeinres in das Maß,
Draus ich die Minne trank: was ich besessen
ward in dir ewig: Götter, nehmt das Glas.


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