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Flotten-Träume (6)
#1
Flotten-Träume


I.

Sprach irgendwo in Deutschland eine Tanne:
„O, könnt' ich doch als deutscher Kriegsmast ragen!
O, könnt' ich stolz die junge Flagge tragen
Des ein'gen Deutschland in der Nordsee Banne!

Dann wär' ich Fähndrich, ha! Mann an Manne
Blutrünst'ger Krieger deutsche Seeschlacht schlagen;
Wo deutsche Segler, grimm und ohne Zagen,
Den fremden Entrer hauen in die Pfanne!

Dann lehnte wohl, die Brust von Stahl gekerbt,
Ein Held an mir in des Gefechtes Gluten,
An meinem Stamme schweigend zu verbluten!

Indes mich jetzt das Blut des Wilddiebs färbt,
des armen Wilddiebs, hinterrücks erschossen,
Der mir zu Füßen hinsinkt in die Sprossen!“


II.

Schwarz, Roth und Gold! Frei weht ihr auf den Stangen
Und Masten jetzo, gürtend rings das Land!
In tausend Wimpeln, einst verpöntes Band,
Hat dir der Ocean selber umgehangen!

Ständen jetzt, die Anno neunzehn sangen,
Daß dich zerschnitten der Gewalt‘gen Hand;
O, ständen jetzt, die man um dich verbannt,
Verraths beschuldigt, ach! Und schnöd gefangen:

O, ständen Alle jetzt auf diesen Höhen,
Frisch, wie am Tag, da man auf Wartburg zog,
Daß sie dich glühn in deinen Ehren sähen!

Sie staunten wohl, und riefen: Hurrah hoch!
Stoßt an, stoßt an! Wie sich die Dinge drehen.
Der alte Ocean auch noch Demagog!


III.

Wie unsre muth'gen Orlogsmänner heißen?
Komm mit auf's Meer, ich will es dir verkünden!
Da drüben der mit sechzig Feuerschlünden,
Das ist „der Arndt!“ du siehst die Goldschrift gleißen!

Hier die Fregatte, bauschig rings von weißen,
Halbvollen Segeln, kämpfend mit den Winden -
O Gott, ihr Name mahnt an alte Sünden! -
„Die Sieben“ heißt sie! Mag kein Strick ihr reißen!

Dort die Korvette, segelnd wie der Blitz,
Es ist die „Hansa!“ Doch am Ufer diese,
Stolz wie ein Schwan, „die Königin Luise!“

Der Dreimast drüben ist „der alte Fritz!“
Und hier voll Zorns der schlagbereite Kutter,
Du ahnst es schon, das ist „der Doktor Luther!“


IV.

Und andre noch will ich dir rühmend zeigen;
Sie kreuzten wohl, und kehren jetzt vom Zuge;
Sie wehn heran mit majestät'schem Fluge;
„Der Alexander Humboldt" führt den Reigen!

Ha, sieh' den „Goethe" tief sein Bugspriet neigen!
Ihm nach der „Schiller", auch mit tiefem Buge!
„Die freie Presse" läßt mit gutem Fuge
Leuchtende Kugeln in die Lüfte steigen!

Die fernsten drüben kann ich nicht errathen!
Laß ungenannt sie vor dem Winde laufen!
Eins ist gewiß: sie haben tücht'ge Paten!

Wir brauchen Namen wirklich nicht zu kaufen!
Wir haben Männer, haben Tage, haben Thaten: -
Mehr Schiffe nur! wir wollen sie schon taufen!


V.

So seh' im Geist, ein trutzig Kriegsgeschwader,
Ich Wacht sie halten, festiglich und stete,
Wo weiland nur des Evers Wimpel wehte,
Ein Burtehuder etwa oder Stader;

Da naht der Feind, und mit ihm naht der Hader!
Aufzischt gen Himmel die Signalrakete,
Die Trommel wüthet, und an die Lafette
Schlachtathmend tritt das rüst'ge Volk der Lader!

Das Sprachrohr heischt: da birst mit tausend Schüssen
Ihr Flammengruß aus den metall'nen Läufen;
Umsinkt den Mast, das Tauwerk zuckt zerrissen!

Grau ballt der Rauch sich, wirre, zorn'ge Streifen!
Ein Ruck, und Schiff hat sich in Schiff verbissen -
O ernste Schule, drinnen Männer reifen!


VI.

Doch - wenn zuerst in Meer- und Pulvernebel
Wir also schwimmend Volk an Volk gerungen;
Wenn eine Seeschlacht Lorbeern uns geschlungen
Um unsre Lunten und um unsre Säbel:

Drum seid gedenk! An Schiffen sitzen Schnäbel!
Drauf, ihr Matrosen und Kajütenjungen!
Den wucht'gen Hammer und das Beil geschwungen!
Die Schnäbel ab! und bringt sie heim als Hebel!

Als Hebel? - Ja! - Ihr, die mit heiterm Spähen
Am Strand ihr jauchztet unsrer frischen Kühne,
Und lächelnd ansaht unser salzig Rennen:

Ihr Bannerherrn, wohin mit den Trophäen? -
Sorgt für ein Forum, schaftt die Rednerbühne,
Daß wir, wie Rom, das Beste schmücken können!



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Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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