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Broschüren drucken über Sonett. Bitte um Mithilfe!
#1
Hallo ihr Lieben!

Bin Mascha und ganz neu hier. Ich bin Germanistikstudentin und bekam die Aufgabe Broschüren drucken zu dürfen oder wohl eher Broschüren drucken zu MÜSSEN Pfeifen Es soll eine Art Sonettsammlung werden,mit kurzer inhaltlichen Interpretationen sowie Erläuterung des Aufbaus (Metrik+Rhythmik).

Es wäre super wenn ihr mir hierbei weiterhelfen könntet. Ich kann zum Glück von Profis die Broschüren drucken lassen, damit muss ich mich also nicht rumärgern, aber bei folgendem Sonett habe ich Schwierigkeiten:


Sehr weit ist diese Nacht. Und Wolkenschein
Zerreißet vor des Mondes Untergang.
Und tausend Fenster stehn die Nacht entlang
Und blinzeln mit den Lidern, rot und klein.

Wie Aderwerk gehn Straßen durch die Stadt,
Unzählig Menschen schwemmen aus und ein.
Und ewig stumpfer Ton von stumpfem Sein
Eintönig kommt heraus in Stille matt.

Gebären, Tod, gewirktes Einerlei,
Lallen der Wehen, langer Sterbeschrei,
Im blinden Wechsel geht es dumpf vorbei.

Und Schein und Feuer, Fackeln rot und Brand,
Die drohn im Weiten mit gezückter Hand
Und scheinen hoch von dunkler Wolkenwand.

(von Georg Heym "Die Stadt" 1911)

Blume5 Mascha
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#2
Hallo Mascha,

"MÜSSEN" klingt ja nicht so begeistert. Die zu interpretierenden Texte hast du nicht selbst wählen dürfen?
ich nehme an, dass du dich im Rahmen des Studiums schon etwas intensiver mit dem Sonett befasst hast bzw. mit den Poetologien von Opitz, Schlegel etc.
Wenn du dieses Sonett in einen schlegelschen Rahmen pressen willst und dort These, Antithese, Synthese suchst, ist das in der Tat nicht so einfach.

Heim war Expressionist und dies Sonett ist da ein gutes Beispiel.
Es bietet keine innere Logik, mit der man einzelne Bilder wie in einer Fabel in Moral übersetzen kann.

Expressionismus ist der unmittelbare Ausdruck eines Gefühls, und als solcher eher ambivalent.
Hier changiert die Wahrnehmung der Stadt zwischen einem großen Organismus (blinzeln, Aderwerk, Gebären, Tod...) und der Gefühlskälte einer ebenso übergroßen Maschine, einem Moloch dem der einzelne Mensch ausgeliefert ist, oder einem neuen Titanischen Zeitalter, verkörpert durch die immer größeren Kräfte der Industrialisierung, und dem Druck sich dem neuen Maschinenrhythmus anzupassen. Am Horizont scheint auch eine Zukunft ala Metropolis auf.

Dies nur meine spontanen Gedanken, rein aus dem Bauch, aber vielleicht kannst du ja einen Faden fassen und weiterspinnen.

LG ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#3
Hallo Mascha

Als ich das Sonett und ZaunköniGs Gedanken dazu gelesen hatte, kam mir Georg Simmels Aufsatz "Die Grosstädte und das Geistesleben" in den Sinn. Der Aufsatz ist von 1903 (also acht Jahre vor dem Sonett). Die Frage danach, wie das Individuum mit dem Phänomen der (Gross)Stadt umgeht, ist sicherlich ein guter Ausgangspunkt, um an das Sonett heranzugehen.

Beim Formalen würde ich vor allem die Assonanzen und Alliterationen genauer anschauen. Und das Sonett baut eine wunderbare Stimmung auf, indem es eher "passive" Begriffe (stumpf, eintönig, matt, Lallen, blind, dumpf) mit "aktiven" mischt (zerreissen, schwemmen, Schrei, Feuer, Fackeln, gezückte Hand). Auch nicht zu übersehen, dass "rot" als einzige Farbe vorkommt und das zweimal - in der ersten und dann wieder in der letzten Strophe. Das deckt sich dann schön mit der Organismus-Wahrnehmung (Rotes fliesst im Aderwerk). Aber eben, die Gesamtheit der Adern ist ein Werk, und wohl keines Gottes.

Ich hoffe, du hast für die übrigen Bereiche deines Germanistikstudiums etwas mehr Enthusiasmus übrig, als für Heyms Sonett...

Schöne Festtage,
pumukel
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#4
Hallo!

Ich finde das auch total schwierig dass du über ein Sonett Broschüren drucken musst dass du dir nicht selbst nach dem eigenen Herzen ausgesucht hast. Wie kommt dein Prof auf solche Ideen? Das macht mich ganz fassungslos ehrlich!
Ich wünsche dir dass du die richtigen Ausführungen findest und dann tolle Broschüren drucken kannst. Wie kommt er überhaupt aufs Broschüren drucken, soll das für den ganzen Kurs sein? Muss das jeder machen? Musst du das womöglich noch selbst bezahlen? Dann würde ich mal mit ihm reden ehrlich gesagt!

Ascie
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#5
Nein das Sonett habe ich leider nicht selbst wählen dürfen. Habe mich jetzt anderweitig da druchgekämpft (Internet und Co.)

Was sich mein Prof. dabei gedacht hat weiß ich bis heute nicht. Vermutlich einfach so eine Art Arbeitsbeschaffungsmaßnahme Big Grin


Trotzdem danke!

Blume5 Mascha
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#6
Hallo Mascha,

Kann man deine Gedanken zum Text auch irgendwo nachlesen, oder ist das Studiengeheimnis?

LG ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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