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An seinen Ring
#1
An seinen Ring


Der schöne Namens-Tag der Liebsten ist erschienen;
die Anmut macht mich froh, die aus der halben Nacht
ganz wie die Lilien-Milch, und Blut der Rosen lacht,
mit Safran angemischt. Ihr müsset euch erkühnen,

zu wagen einen Gang, ihr funkelnden Rubinen;
Eilt, eh das schöne Kind von ihrer Ruh' erwacht,
und sehet wie ihr euch an ihren Finger macht?
So wird ihr sanfter Schlaf zu eurem Vorteil dienen.

Geht, bindet sie also, wie aber? wollt ihr nicht?
wie werdet ihr so blaß um euer Angesicht'?
und was verstellt ihr euch in sterbende Gebärden?

Ist’s etwa, daß ihr meint, wo sie schon sei erwacht,
ihr möchtet schamrot steh’n für ihrer Lippen Pracht,
und des Gold bleiches Blei für ihren Augen werden?




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Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#2
An einen andern

Sei willig, edler Ring, mich willig zu gelosen
und einer schönern Hand forthin geschenkt zu sein,
die zwar nicht edler macht ein mehr als edler Stein.
Nein, darum send' ich ihr versetzt in dieser Rosen

die angenehme Nacht der günstigen Türkosen,
darmit sie nicht soll sehn des Scheines Widerschein,
der aus der Stirnen blinkt und auch den Stein nimmt ein,
daß er von ihrer Zier ihr gleichsam lieb muß kosen.

Der lichte Diamant blitzt, wie ihr Antlitz tut,
der blutende Rubin trinkt ihrer Lippen Blut,
der Wangen wahres Bild lebt in den Karniolen.

Lieb, liebe diesen Stein, ders redlich mit dir meint.
Denn daß ein andrer dir mehr hell' und reiner scheint,
das hat er deiner Zier und Schönheit abgestohlen.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#3
Noch an einen

So reise denn auch du, du freundlicher Smaragd,
zu meiner Freundin hin und lasse dir behagen,
daß eine solche Hand dich förderhin soll tragen,
die auch, wie keusch du bist, dich doch noch keuscher macht.

Sei um sie, wenn sie schläft, sei um sie, wenn sie wacht.
Oft wird sie dich von mir und meiner Liebe fragen.
Halt' andrer Steine Brauch, die nichts nicht wieder sagen;
schweig, was du siehst und hörst und nim dich selbst in Acht.

Geschicht es etwan denn, daß sie dir in Gedanken
so ein feuchtes Küßlein reicht, so heb' es auf für mich
bis morgen gegen Nacht. Und wolten etwan sich

die Lüfte, die es sehn, hierüber mit dir zanken
und mir es bringen eh', als ich mich stellet' ein,
so send' es mir durch sie und laß es heimlich sein.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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