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Fischart, Johann: An Ehr und Billigkeit liebende Leser (6)
#1
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An Ehr und Billigkeit liebende Leser



I.

In dem haus, spricht man, stehts nicht wol
Und muß gewiß was böß gemanen,
Wann die henn kreht über den hanen,
Da sie doch dafür gachsen soll

Zu leuchtern iren eierstoll:
Also wie viel mehr muß es hön
In einem regiment dann stehn:
Welchs größer ist und sorgen voll:

Wann die henn wil die hanen füren:
Da muß sie die gewiß verführen:
Dann ist es wider die natur,

Das das schwecher das sterker führt,
Das unzierlichst das zierlichst ziert:
Welch ungleicheit dient zur aufrur.


II.

Dann iedes rechtes regiment
Soll gleichsam gstimmt sein wie die seiten,
Die sich all in einander leiten.
Wann aber auf dem instrument

Die gröbst seit sich von andern trennt
Und wolt nicht mit in stimmen ein,
Sondern derselben exlex sein,
Da ist die music schon geschendt;

Also wann auch in königreichen
Das weiser soll dem albern weichen
Und, das nicht herschen sol, wil gbieten

Da nemen solche regiment
Oder ein enderung oder end,
Dann uneins hirten nicht wol hüten.


III.

Wie ir dann solchs in Frankreich secht,
Da nur ein florentinisch henn,
Ein alte seit und faule senn,
Die Gallos und das hanengschlecht

Wil zu Capaunen machen schlecht,
Und aus den Galliern Galliner,
Aus freien Franken frauendiener,
Aus musicseiten sennengflecht:

Darum weil sich die rein quintseiten
Nicht nach dem alten trumscheit leiten,
Und der han sich seins kams ermant,

Und nicht die henn zum meister leidt,
So sicht man heut ein solchen streit
Die henn zu treiben in irn standt.


IV.

dann welches schreit aus seinem stand,
Dasselb zerreißt das menschlich band,
Schafft unwill und groß misverstand,
Und verunruhigt statt und land,

Weil hochmut findet widerstand:
Darum gott alles recht erschuf,
Ein jedes geschlecht in seim beruf,
Den mann dapfer mit rat und hand,

Das weib blöd, still zu der haushaltung
Und je stiller ist in verwaltung
Je besser ist dieselb bestellt:

Dann ins haus gehört kein rechten, fechten:
Es wird sonst böses garn sich flechten:
Sondern aufs rathaus und ins feld.


V.

Und wie es dem mann übel steht,
Wann er sich weiber gscheft annimt:
So übel es sich auch gezimt,
Wann ein weib mannsgscheft hie tet,

Der mann ein Gret, das weib als nöt,
Wann Sardanapalus wil spinnen,
Semiramis die land gewinnen:
Welchs tirannei ist allzu schnöd,

So die leut machet widersinnig:
Drum list man vom Egipten könig,
Der, das er sein volk weibisch schafft

Ließ menner tun der weiber gscheft,
Weber anmassen mennerkreft,
Damit keins behielt sein eigenschaft.


VI.

Solchs tat er, weil er sich befart,
Sein volk möcht in um tirannei
Bekriegen, sich zu machen frei:
Übt aber nicht auch solche art

Die königin, wie man erfart
Die, das man nicht irm mutwill steur,
Ausrotten wil die mannschaft teur:
O da wehrt all, so tregt ein bart.

Gleichwol sag ich nicht, das nicht auch
Ein weib mög herschen nach landsbrauch,
Fürnemlich wann sie in irm stat

Pflegt der menner rat und that:
Dann solches man noch lieber hat,
Als herrn, die weiber han zu rat;









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Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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