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Moabiter Sonette: 73 - Traumgesicht
#1
Traumgesicht


Du hat so lange mich im Traum gemieden,
Du früh Verblichne. Heute warst Du da,
So jung, so unzerstört, so seltsam nah,
Wie damals, als zum ersten Mal wir schieden.

Wie loderten in jener Nacht die Sterne,
Wie schien die Welt voll Glück! Wie lang ists her!
Wie wurden Dir die jungen Jahre schwer!
Wie trieb es mich hinaus in alle Ferne!

Nun prüfst Du mich im Traum. Es ist kein Schmerz
Und keine Trauer mehr in mir gewesen —
Du nickst und flüsterst: Bist Du nun genesen —

Ich liege still. In Ruhe schlägt mein Herz.
Geblieben ist ein Dank. Der Dank soll ziehn
Hinauf — zu Deinem Grab — ins Engadin...



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Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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