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Moabiter Sonette: 71 - Der Fasan
#1
Der Fasan


Der grösste Kaiser aus dem Haus der Tang,
Tai Tsung, ging einen Meister darum an,
Ein Bild zu malen: Sterbenden Fasan —
Drei Jahre Frist der Meister sich bedang.

Im vierten lud er dann den Herrscher ein,
Den goldnen Seidengrund sich anzusehn.
Der Kaiser kam — und sah im Flug entstehn
Das wundgeschossne Tier in seiner Pein.

„Vollendet“ sprach er — mit erstaunter Frage.
Der Meister führt im nächsten Raum ihn stumm
An hundert unvollendeten herum...

So lehrt ein Künstler Schöpfertum der Tage.
Von Gottes Welt — so geht nun das Geschrei —
Wird gleich gefordert, dass sie fertig sei.


.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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