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Moabiter Sonette: 52 - Entfesselung
#1
Entfesselung


Seit Wochen bin ich nun an Hand und Fuss
Von Fesseln frei. Noch weiss ich kaum zu sagen,
Ob ich sie lang, ob ich sie kurz getragen,
Ob ich ein zweites Mal sie tragen muss.

Sie haben mich gelehrt, dass andre Ketten
Zu tragen wie zu lösen schwerer sind:
Begierden, Wünsche, die sich aus dem Kind
In Mannestrotz und Greisenhärte retten.

Die grossen Fessler, die das Herz versteinen,
Des Willens Lüste, wie sie Buddha nennt,
Das Christentum als harte Sünden kennt,

Die Fessler, die der Gnade Macht verneinen —
Bin ich von ihnen freier als ich war,
So dank ich diesem letzten halben Jahr.



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Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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