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Richard Dehmel: Venus Universa
#1
Venus Universa

Du sahst durch meine Seele in die Welt,
es war auch Deine Seele: still versanken
im Strom des Schauens zwischen uns die Schranken,
es ruhten Welt und Du in Mir gesellt.
 
Dein Auge sah ich grenzenlos erhellt:
Erleuchtung fluteten, Erleuchtung tranken
zusammenströmend unsre Zwiegedanken,
in Deiner Seele ruhte Meine Welt.
 
Und ganz im Weltgrund, wo sonst blindgeballt
entzweite Lüfte hausen voller Fehle,
enthüllten sich auf einmal unsre Hehle
vereint als lauter Liebeslustgewalt.
 
Denn Liebe ist die Freiheit der Gestalt
vom Bann der Welt, vom Wahn der eignen Seele.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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