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Richard Dehmel: Sühne
#1
Sühne


Erwachen endlich denn die Töne wieder,
die mir so dumpf und schwer im Herzen schliefen?
O steigt empor aus euren grauen Tiefen,
steigt rauschend auf zum Lichtreich, meine Lieder!
 
Nehmt mit die Tränen alle im Gefieder,
die Tränen der Geliebten, die euch riefen!
Aus euren goldnen Höhen laßt sie triefen
wie Tau des Paradieses auf mich nieder!
 
Daß sie mir fluten durch die trübsten Gründe
der kranken Seele und gesund sie baden,
bis ich, versöhnt mit aller meiner Sünde,

mich vor mir selbst kann zu Gerichte laden
und jubelnd vor mir selbst entsühnt mich künde,
weil jede Träne eine Welt voll Gnaden!
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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