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Felix Dahn: Liebe und Freundschaft
#1
Liebe und Freundschaft


Die Lieb’ ist gleich der wunderschönen Rose:
Wo sie erblüht, ist sie die zweite nimmer,
Den Blick besticht die Form, der Farbe Schimmer,
Das Herz berauscht des süßen Dufts Narkose.
 
Die Freundschaft gleicht dem Stern, die wechsellose:
Zwar kälter, ärmer ist ihr keuscher Flimmer,
Doch schaut sie keinen Herbst: - sie blühet immer
und ihren Reiz zerstört kein Sturmgetose.
 
Wer in des Sommers sonnenhellen Tagen
Durch blühn’de Rosenhaine fröhlich schreitet,
Mag wenig nach den sanften Sternen fragen.
 
Doch in der Winternacht wer einsam reitet,
Weiß immer Dank genug dem Licht zu sagen,
Das ihn so treu und segenvoll geleitet.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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