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Die Sterne (14. Sonettenkranz)
#1
XIV. Die Sterne.


1.

Seid uns gegrüsset, unzählbare Schaaren
Goldener Sterne, seid uns hoch willkommen,
Im dunkeln Azurmeer heraufgeschwommen,
Seid uns gegrüsst, ihr Reinen, Wunderbaren.

Still gleitet ihr dahin, umwallt vom klaren
Tiefblauen Äther, eine Schaar von Frommen,
Die in ein grosses Gotteshaus gekommen,
Um anzubeten vor dem Ewigwahren.

Des Tempels Räume füllen sel’ge Geister,
Geheimnissvoll bewegen sich die Schleier,
Die dunkel vor dem Heiligthume wallen.

Entzündet hat der hohe Tempelmeister
Zu einer stillen, ahnungsvollen Feier,
Strahlende Lampen an des Himmels Hallen.


2.

Strahlende Lampen án des Himmels Hallen,
Wie ihr so herrlich flammt, so glänzendprächtig
Herrscht hier auf Erden Dunkel mitternächtig,
Strömt milde Hellung von den Sternen allen.

Ihr leuchtet so zu dessen Wohlgefallen,
Der euch berufen, dessen Wink allmächtig
Euch Bahnen anwiess, die nun ernst, bedächtig,
Die Strahlenzeugen seiner Huld, durchwallen.

Ihr seid gekleidet in des Urlichts Helle,
Ihr seid geschmückt mit goldnen Königskronen,
Und angethan mit feurigen Talaren,

Ströme des Lichtes, sucht ihr eure Quelle?
Sucht ihr den Ursprung ferner Sonnenzonen,
Segler auf Äthermeeren, nie befahren? -


3.

Segler auf Äthermeeren, nie befahren,
Habt ihr im ew'gen Raume keine Pforten,
Dort einzugehen und zu ruhen dorten,
Beschirmet von den heimathlichen Laren

Nein, ewig, ewig lenkt an unsichtbaren
Banden geheimnissvoll mit Geisterworten,
Der Wille heil'ger Allmacht aller Orten
Sonnen, Planeten und Kometenschaaren.

Schwimmer im Lichtmeer, strahlende Piloten,
Schiffer, die steuern durch des Äthers Fluthen,
Wer ist der mächtge Führer von euch allen?

Wer knüpft und löset der Ekliptik Knoten?
Könnt ihr's verkünden, ihr, im Kranz von Gluten,
Wandrer, die rastlos ihre Bahn durchwallen?


4.

Wandrer, die rastlos ihre Bahn durchwallen,
Die sie Jahrtausende durch's All gezogen,
Euch hemmen Stürme nicht, nicht Wasserwogen.
Nicht Donner, die in Wolken wiederhallen.

Ihr wandelt ruhig, ohne je zu fallen,
Ihr ziehet hin in unermessnen Bogen,
Auf Sturmesfittigen seid ihr geflogen,
Ewig zu kreisen durch des Weltalls Hallen,

Wer gab euch Schwingen des Gedankenfluges,
Wer rief des Lichtes Fülle schön in's Leben,
Da, wo nur öde Schauernächte waren?

Ihr seid berufen, ewig gleichen Zuges
Um des Allvaters Sonnenthron zu schweben,
Hohe Verkündiger des Unsichtbaren.


5.

Hohe Verkündiger des Unsichtbaren,
Ihr Prediger des Herrn durch alle Zeiten,
Herolde seiner Himmelsherrlichkeiten,
Von seines Thrones Glanz umflossne Schaaren.

Wie Wetterflammen seid ihr ausgefahren,
Wie goldne Saat, geschleudert in die Weiten,
Um Licht im Raum des Weltalls zu verbreiten,
Und Gottes Schöpfermacht zu offenbaren.

Ihr seid Altäre, wo die Opfer flammen,
Die Geisterschaaren gläubig angezündet,
An denen Cherubimen niederfallen.

Den Herrn der Welten rühmen sie zusammen,
Zu einem ew'gen Gottesdienst verbündet;
Melodisch tönt der Sphärenharfen Schallen.


6.

Melodisch tönt der Sphärenharfen Schallen,
Und durch die Himmel strömt ein Meer von Klängen,
Braust eine Glut von feiernden Gesängen,
Die von den fernsten Welten wiederhallen.

Der Menschenhymnen sind nur Kindeslallen,
Ob sie sich auch zum Throne Gottes schwängen,
Wo Sterne sich zu Brndersternen drängen,
In Sphärentänzen auf- und niederwallen.

Das Heilig! heilig! heilig! tönt ohn' Ende,
Es einen sich die wunderbaren Weisen
Dem Hosiannaruf der Engelschaaren.

Da falten unsichtbar sich Geisterhände:
Und donnernd um den Thron des Vaters kreisen
Flammende Welten, die Äonen waren.


7.

Flammende Welten, die Äonen waren,
Eh' noch Planeten sich der Nacht entrangen,
Die um die Sonnen ihre Flügel schwangen,
Gleichwie um Felsenstirnen junge Aaaren.

Ihr strahltet reines Licht, ihr Wunderbaren,
Und doch sind wohl Jahrtausende vergangen,
Ehe zum Erdball eure Strahlen drangen,
Die unsre blöden Augen kaum gewahren.

Ihr fernen Sonnen, bleiche Nebelsterne,
Du lichter Gürtel an dem Prachtgewande
Des Universums, Schmuck der Tempelhallen,

Die sich der Herr gebaut, euch sieht so gerne
Des Menschen Geist und ahnt dort Himmelslande,
Wir grüssen euch vor den Erschaffnen allen!


8.

Wir grüssen euch vor den Erschaffnen allen,
Denn ob ihr fern auch schwimmt in unbekannten
Und undurchforschten Räumen, Weltgiganten,
Von ew'ger Glut durchdrungne Feuerballen.

So blicken dennoch wir mit Wohlgefallen
Zu euch empor, wenn wir den Vater nannten,
Wenn fromm in Andacht Herzen hier entbrannten
Und glauben seinen Thron in lichten Hallen.:

Und wie der Menschengeist in sich die Weihe
Des Gottes - Ursprungs fühlt, nennt er Verwandte,
Engel und Sterne nennt sie seine Brüder;

Und dass sein Glaub' ihm Seligkeit verleihe,
Lohnt ihm die Gattheit, die er hier erkannte,
Wonneverheissend schickt ihr Grüsse nieder.


9.

Wonneverheissend schickt ihr Grüsse nie.
der, Grüsse der Liebe, die auf Strahlenschwingen
Wie Lebensöl die Seelen mild durchdringen,
Erstarrte Herzen selbst erwärmend wieder.

Wenn Schlummer deckt die müden Augenlieder,
Tönt oft in Träumen ein melodisch Klingen,
Die Psyche hört die Schaar der Engel singen,
Wie Silberglocken rauscht ihr Lichtgefieder.

Und sollten Sterne nicht die Sterne grüssen?
Ist Erde nicht ein Stern, von Licht umflossen,
Gleich Millionen, die kein Rohr gefunden?.

Mit Strahlen müssen sich Planeten küssen,
Mit Flammen grüssen Sonnen die Genossen ;
Dem Erdball seid ihr brüderlich verbunden.


10.

Dem Erdball seid ihr brüderlich verbunden
Und Brudergeister müssen euch bewohnen,
Ein heil’ges Band umschlingt die Orionen,
Knüpft Welt an Welt und hält sie fest umwunden.

Und ob am Himmel Sterne sind verschwunden,
Vielleicht geflogen nach entlegnen Zonen,
Dass sie schon seit undenklichen Äonen
Der Erdbewohner Blick nicht mehr gefunden.

Verloren sind sie nicht und nicht vernichtet,
Und ob sie zogen nach des Weltalls Grenzen,
Sie sind der Hand des Vaters nicht entronnen.

Er, der des Urgrunds Finsterniss gelichtet,
Er ist euch nah, sein Auge sieht euch glänzen,
Seit Riesenbahnen ihr durch's All begonnen.


11.

Seit Riesenbahnen ihr durch's All begonnen,
Hat sich zu euch des Menschen Geist gewendet, :
Ihr habt Erhebung ihm und Trost gespendet,
Ihr habt ihn für das Ewige gewonnen.

Ihr tränktet ihn aus unerschöpften Bronnen,
Habt Trostesengel ihm herabgesendet,
Und ist des Pilgers Erdenlauf vollendet,
Schwingt sich die Psyche frei zu schönern Sonnen.

Hieroglyphenschrift am ew'gen Dome,
Bedeutungsvolle, inhaltschwere Zeichen,
Und Bild an Bild, wie einer Kette Glieder,

So strahlet ihr; wie Well auf Well im Strome
Fliesst ihr hervor aus unbekannten Reichen;
Die trunknen Seelen hören Himmelslieder.


12.

Die trunknen Seelen hören Himmelslieder,
Wie Auferstehungsruf im Morgenlichte,
So lehret uns die heilige Geschichte:
Einst stieg von dort der Himmelskönig nieder.

Gefesselt ward von ihm des Abgrunds Hyder,
Das Reich der Finsterniss, es ward zu nichte,
Und kommen wird der König zum Gerichte
Und leben werden alle Todten wieder.

Ha! welche Schauer, wenn der Herr in Wettern
Gezogen kommt, wenn Erd' und Himmel beben,
Wenn' einen strengen Richter wir gefunden.

Ha! welche Wonnen, wenn Posaunen schmettern,
Und Einer ruft: den Sündern sei vergeben!
Es stirbt der Tod, vom Leben überwunden!!


13.

Es stirbt der Tod, vom Leben überwunden;
Das Leben triumphirt in jenen Tagen,
Da werden Kummer, Schmerzen, Sorgen, Klagen
Und Thränen nun hinfort nicht mehr gefunden.

Da wird das Herz von allem Weh gesunden,
Wird nicht mehr bluten, zweifeln und verzagen,
Sanft wird ein Engel es zur Heimath tragen,
Und seinen Lieben wird's auf's Neu verbunden.

So seid ihr Friedensboten, Freudenspender,
Ihr lichten Sterne, himmlische Verkünder;
Dass ew'ges Sein einst wird von uns gewonnen.

Ihr seid von Gottes Vaterhuld uns Pfünder,
Die heil’ge Wahrheit bessert selbst die Sünder;
Unsterblichkeit erblüht auf goldnen Sonnen.


14.

Unsterblichkeit erblüht auf goldnen Sonnen;
Dort wird des Menschen Geist das Licht erkennen,
Wo Zeit und Raum nicht mehr die Seelen trennen,
Wenn sie der Staubeshülle hier entronnen.

Dort wird er baden sich in ew'gen Wonnen,
Und Geister werden dort ihn Bruder nennen,
Wird vor dem Vater anzubeten brennen,
Selig im Anschaun, das er dort begonnen.

Zu euch, ihr Sterne, bleibt der Blick erhoben,
Zu euch empor in Sehnsucht und im Leide,
Zu euch empor in drohenden Gefahren!

Empor zu euch, den Herrn der Welt zu loben;
Und scheint ihr uns in eurem Strahlenkleide,
Seid uns gegrüsset, unzählbare Schaaren.


15.

Seid uns gegrüsset , unzählbare Schaaren,
Strahlende Lampen aus des Himmels Hallen,
Segler auf Äthermeeren, nie befahren,
Wandrer, die rastlos ihre Bahn durchwallen!

Hohe Verkündiger des Unsichtbaren,
Melodisch tönt der Sphärenharfen Schallen.
Flammende Welten, die Äonen waren,
Wir grüssen euch vor den Erschaffnen allen,

Wonneverheissend schickt ihr Grüsse nieder,
Dem Erdball seid ihr brüderlich verbunden,
Seit Riesenbahnen ihr durchs All begonnen.

Die trunknen Seelen hören Himmelslieder,
Es stirbt der Tod , vom Leben überwunden,
Unsterblichkeit erblüht auf goldnen Sonnen.



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Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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