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Hoffnung und Glaube (13. Sonettenkranz)
#1
XIII. Hoffnung und Glaube.


1.

Hoffnung und Glaube, nie genug besungen,
Ernst rauschen euch der Harfe Feierklänge,
Des Preisses würdig, würdig der Gesänge,
Seid ihr auch werth der höchsten Huldiuangen.

Von eurer Segnung lebensfroh durchdrungen,
Hebt sich das Herz aus irdischem Gedränge
Zu ench empor, und flüchtet aus der Menge,
Und sucht der Sehnsucht dort Befriedigungen.

Und wohntet ihr auch in dem Weltgewühle,
Ihr zeigt euch nur dem sehnenden Gefühle,
Doch allen lohnt ihr, die sich za euch wenden.

Einsam und still, in schattender Umnachtung,
Naht freundlich euch die sinnende Betrachtung,
Ihr seid der ew'gen Liebe Segensspenden.


2.

Ihr seid der ew'gen Liebe Segensspenden,
In herber Trübsal wir verschmachten müssten,
Wenn wir nicht in den öden Lebenswüsten
Die Himmelsmanna Glaub' und Hoffnung fänden,

Sie pflegen uns mit mütterlichen Händen,
Wir trinken Lebenskraft an ihren Brüsten,
Sie ziehen ab von sündlichen Gelüsten,
Und lehren, uns zum rechten Pfad zu wenden.

O Hoffnung, selig, wen Du nicht verlassen!
O Glaube, glücklich, wem auf dich zu bauen,
Schon früh der Ernst des Lebens hat gezwungen !

Nicht bess're Lieben kann er hier umfassen,
Nicht höhern Freunden kann er sich vertrauen,
Ihr seid die Quellen der Beseligungen!


3.

Ihr seid die Quellen der Beseligungen,
Der Wunderborn, aus dem die Himmelsgabe
Des Trostes quillt, ach eine süsse Labe,
Für alle, die mit Kummer schwer gerungen.

Purch euch wird jedes Seelenweh bezwungen,
Du Hoffnung nah’st mit deinem Zauberstabe,
Du Glaube fähr’st, ein holder Engelknabe,
Ans Vaterherz die Alten, wie die Jungen.

Sie hoffen wieder, und sie sind genesen,
Wenn ihnen freundlich- tröstend nah gewesen
Die Segensengel mit den Gnadenspenden.

Sie trinken wieder an dem Lebensbronnen,
Durch euch dem neuen frohen Sein gewonnen,
Der Liebe Werkzeug in des Vaters Händen.


4.

Der Liebe Werkzeug in des Vaters Händen
Seid ihr, aus seinem Gottesgeist geboren,
Zu Sonnenboten seiner Huld erkoren,
Gefahren von den Sterblichen zu wenden.

Wo wären Schmerzen, die nicht schnell verschwänden
Wenn ihr euch nahet, jugendliche Horen?
Wer hofft und glaubt, und wäre doch verloren?
Wo sind sie, die durch euch nicht Tröstung fänden?

Ob sie dich treulos, holde Hoffnung, schelten,
Ob sie dich, frommer Glaube, frech verhöhnen,
Ob sie dich lästern mit verruchten Zungen:

Wir glauben, und der Richter wird vergelten,
In Hoffnung ruht schon eine Welt des Schönen;
Froh klopft das Herz, von euerm Strahl durchdrungen!


5.

Froh klopft das Herz, von euerm Strahl durchdrungen!
Du Hoffnung, bist der Freudensonnenbote,
Der Flammenstern im goldnen Morgenrothe,
Der sich aus Nacht siegreich emporgeschwungen.

Du Glaube strahlst in Abenddämmerungen,
Ein sanfter Hesper, tröstend noch im Tode,
Zur Heimathflur ein sicherer Pilote,
Und Andacht bringt dir ihre Huldigungen.

So strahlet, Sterne, brüderliche Flammen,
Und fliesst zur reinen Opferglut zusammen!
O dass uns nimmer eure Strahlen schwänden!

Hoffnung, du sollst dem Jugendmorgen glänzen!
Du Glaub' am Lebensabend uns bekränzen !
Euch will der Vater seinen Kindern senden.


6.

Euch will der Vater seinen Kindern senden,
Ihr sollt ihm Herzen fesseln und gewinnen;
Ihr dient ihm, seiner Liebe Priesterinnen,
Und baut ihm Tempel auf an allen Enden.

O dass sich alle Seelen euch verbänden!
Ein herrliches und seliges Beginnen,
Dann tönt es: Friede! von den Tempelzinnen,
Und alle grausen Nachtphantome schwänden.

Der Glaub' ist Grundstein der Religionen,
Doch sei er nicht Geheimniss, undurchdrungen,
Soll Fried' und Eintracht hier auf Erden wohnen,

Nicht durch des Fanatismus Schwert erzwungen,
Das prediget den Völkern aller Zonen,
Beglückt, wenn euch der schöne Sieg gelungen!


7.

Beglückt, wenn euch der schöne Sieg gelungen,
Friede zu bringen allen Menschenkindern,
Allen, von einem Band der Lieb' umschlungen,
Freuden zu schaffen, und ihr Weh zu lindern.

Dann werden Dankeshymnen euch gesungen,
Des Hasses und der Zwietracht Überwindern,
Dann ist noch höher euer Ruhm erklungen,
Und keine Macht der Hölle kann ihn mindern.

Ihr Engel Gottes, wollet euch verbünden,
Des Friedens Evangelium verkünden.
Das Glück der Menschheit ruht in euern Händen.

Gleich Königen, könnt ihr die Seelen lenken,
Aus eurer Lichtflur wollt euch niedersenken,
Die Herzen all’ dem Vater zųzuwenden.


8.

Die Herzen all dem Vater suzu wenden,
Könnt es für Engel geben schön're Ziele?
Wenn einer in der Sünde Netze fiele
Ihn aufzurichten sanft mit Liebeshänden?

Den Irrenden, den falsche Schimmer blenden
Zu führen aus der Lockungen Gewühle,
Ihn einen Himmel seliger Gefühle
In Ahnungsträumen bess'rer Welt zu senden?

Traute Geschwister, heilige Genossen,
Ihr seid dem Morgensonnenstrahl entsprossen,
Werth, dass euch ewig Dankeslieder schallten.

Sterne der Liebe, die ins Leben scheinen,
Selige Geister, Diener des Dreieinen,
Hoffnung und Glaube, freundliche Gestalten!


9.

Hoffnung und Glaube, freundliche Gestalten,
In Lust und Wehmuth treuverbundne Mächte,
Du Hoffnung strahlest in der Kerker Nächte,
Der Psyche Schwingen aufrecht zu erhalten.

Dahingegeben feindlichen Gewalten,
Der Nachtdämonen tückischem Geschlechte,
Wär' unser Leben, wenn nicht Rettung brāchte
Des Glaubens Schild, die Finstern abzuhalten.

Du Hoffnung lebst in wonnereichen Träumen,
Du Glaube heb'st empor zu lichten Räumen,
Ihr sprengt der freien Seele Kerkerbande.

Der Vater lebt, und wir auch werden leben,
Ihr seid dafür, ein Pfandbrief, uns gegeben,
Ihr seid der bessern Heimath Abgesandte.


10.

Ihr seid der bessern Heimath Abgesandte,
Herolde Gottes, himmlische Naturen,
Aus Paradiesesauen, Sternenfluren,
Schwebt tröstend ihr herab in Lichtgewande,

Trost der Verheissung aus dem Friedenslande,
Selig, die wandeln auf des Glaubens Spuren,
Beglückt, die zu der Hoffnung Fahnen schwuren,
Sie führt vorüber an des Abgrunds Rande.

Dass sich Verzweiflung uns'rer nicht bemächtigt,
Dass wir nicht in des Jammers Tiefen sinken,
Dass hoffend wir und gläubig aufwärts blicken;

Sind wir durch euch, ihr Göttlichen, berechtigt,
Die, Himmelsboten, uns zum Himmel winken,
Ihr kommt herab, die Menschen zu beglücken.


11.

Ihr kommt herab, die Menschen zu beglücken,
Hoffnung, du heilst die Herzen, die verbluten,
Glaube, du streust den Saamen alles Guten,
Hoffnung, du willst den Pilgerpfad uns schmücken.

Glaube, du führst zu seligem Entzücken;
Dem Golde gleich, bewährt in Feuersgluthen,
Strahlt uns Erkenntniss; in der Lethe Fluthen
Versinken alle Zweifel, die uns drücken,

Hoffnung, du leitest zu dem Unsichtbaren,
Glaube, du ziehst uns zu dem Ewigwahren,
Wohl allen, die sich kindlich zu euch halten!

Hoffnung, du lehrst uns gläubig aufwärts schauen,
Glaube, du lehrst uns dulden und vertrauen,
Wir segnen dankbar euer schönes Walten.


12.

Wir segnen dankbar euer schönes Walten,
Hoffnung, du zeigst der Zukunft Himmel offen,
Glaube, du lehrst uns beten, lehrst uns hoffen,
Hoffnung, du lehrst uns an den Glauben halten,

Und Glaube soll nicht in der Brust erkalten,
Und Hoffnung ebne unsern Pfad, den schroffen,
Und Glaube tröste, hat uns Leid betroffen,
Und Hoffnung soll die Schwingen zart entfalten.

Und beide sollen uns zum Himmel tragen,
Auf Seraphflügeln aus dem Thal der Schmerzen,
Auf Engelarmen zu dem Heimathlande.

Empor, empor! Ihr führt zu bessern Tagen,
Ihr hebt uns aufwärts zu des Vaters Herzen,
Ihr seid der Liebe himmlische Verwandte.


13.

Ihr seid der Liebe himmlische Verwandte,
Wie freundlich tönt es: Hoffnung, Lieb' und Glaube!
Ihr schlagt das Menschenherz in sanfte Bande,
Ihr lasst es der Verzweiflung nicht zum Raube.

Ihr seid ihm nahe noch am Grabesrande,
1hr tragt es aufwärts aus dem Erdenstaube,
Liebend empor zu der Verheissung Lande,
Auf sanften Schwingen einer Friedenstaube.

Ein reiner Dreiklang, der harmonisch tönend,
Als Memnonbild in Lebensmorgenröthen
Will unser Sein mit Himmelsblüthen schmücken,

Seid Glaube, Liebe, Hoffnung ihr, versöhnend
Tönt euer Freundesruf, wie Liebesflöten!
Euch nennen alle Guten mit Entzücken.


14.

Euch nennen alle Guten mit Entzücken,
Dich Glaube, Pharus über wilden Wogen,
Dich Hoffnung, siebenfarb'ger Friedensbogen,
Die freundlich unsern Lebenshimmel schmücken.

Ihr seid gesandt, zu segnen, zu beglücken,
Ob Hoffnung Deine Zauberbilder trogen,
Ob Glaube oft, als frommer Wahn gelogen,
Ihr gabt des Trostes Blüthen doch zu pflücken.

Hoffnung und Glaube, strahlet allen Guten,
Zieht rettend sie aus der Verzweiflung Fluthen,
O nahet ihnen, brüderlich umschlungen!

Schmückt freundlich aus mit euern Himmelsblüthen,
Ihr Erdenleben, wollt sie treu behüten,
Hoffnung und Glaube, nie genug besungen!


15.

Hoffnung und Glaube, nie genug besungen,
Ihr seid der ew'gen Liebe Segensspenden,
Ihr seid die Quellen der Beseligungen,
Der Liebe Werkzeug in des Vaters Händen.

Froh klopft das Herz, von euerm Strahl durchdrungen,
Euch will der Vater seinen Kindern senden,
Beglückt, wenn euch der schöne Sieg gelungen,
Die Herzen all dem Vater zuzuwenden.

Hoffnung und Glaube, freundliche Gestalten,
Ihr seid der bessern Heimath Abgesandte,
Ihr kommt herab, die Menschen zu beglücken.

Wir segnen dankbar euer schönes Walten,
Ihr seid der Liebe himmlische Verwandte,
Euch nennen alle Guten mit Entzücken.



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Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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