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Phosphoros (12. Sonettenkranz)
#1
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XII. Sonettenkranz


Phosphoros

1.

Stern der Frühe, glanzumflossen,
Sei gegrüsst in Deiner Pracht,
Alles Leben ist erwacht,
Hat sich Deinem Strahl erschlossen!

Lebensquellen sind ergossen,
Und die junge Schöpfung lacht,
Trunken aus des Schlummers Nacht
Heben sich die Blüthensprossen.

Erde schlief noch, tief verborgen
Hüllten sie am Schöpfungsmorgen
Finstre Chaos - Nächte ein;

Während Du am Himmelsbogen
Glänzend schon heraufgezogen,
Sonnenherold, licht und rein.


2.

Sonnenherold, licht und rein,
Du vom Glanz umwallte Sphäre,
Wo vielleicht dem Herrn Altäre
Seraphinen-Chöre weih'n.

Reiner Sternen - Edelstein,
Perle Du im Äthermeere,
Wer auf Dir schon selig wäre,
Badend sich im Strahlenschein !

Rosenwolken sind entstanden,
Wollten mit im Äther schwimmen,
Als Du Deinen Glanz ergossen;

Engel grüssten den Verwandten,
Grüssten Dich mit süssen Stimmen,
Blüthe, die der Nacht entsprossen!


3.

Blüthe, die der Nacht entsprossen,
Sternenblüthe, wunderbar,
Hat Dich nicht der Engel Schaar
Mit des Himmels Thau begossen ?

Hast Du nicht zum Licht erschlossen
Deine Strahlenkrone klar?
Und Du blühst nun immerdar
Herrlich unter den Genossen!

Sieh', wir grüssen Dich voll Wonne,
Bote Du der Morgensonne,
Sieh', wir harren gläubig Dein!

Aus dem Tod erblüht, das Leben,
Aus der Nacht bist Du gegeben,
Bild der Wahrheit uns zu sein.


4.

Bild der Wahrheit uns zu sein
Ging hervor Dein helles Blinken,
Und mit liebevollem Winken
Ladest Du zum Licht uns ein.

Bricht des Irrthums Nacht herein,
Lass uns Deine Strahlen trinken,
Leuchte, dass wir nicht versinken,
Morgenfackel, glänze rein!

Wahrheit ist ein Kind des Lichtes,
Und das Licht ist von dem Herrn
Alles Lebens ausgeflossen;

Abglanz seines Angesichtes,
Strahle, strahle Morgenstern,
Kind der Eos, glutumgossen.


5.

Kind der Eos, glutumgosssen,
Deine Mutter zieht Dir nach,
Deine Mutter hat dem Tag
Rosenpforten aufgeschlossen,

Reitend auf den Flammenrossen,
Sah sie einst, wie sterbend lag
Memnon, wie das Herz ihm brach,
Und die herbsten Zähren flossen.

Und nun tönt' in ferner Wildniss
Wunderbar das Memnonbildniss
Grüssend so die Lieben sein.

Röthet sich der Osten wieder ;
Deine Strahlen fliegen nieder,
Glorienhell im Morgenschein.


6.

Glorienhell im Morgenschein,
Wann der Sterne Glanz erbleichte,
Wann der Tag die Nacht verscheuchte,
Schimmert Phosphoros allein.

Abend naht; den Blüthenhain
Tränkt der Thau der Nacht, der feuchte,
Hespers sanfte Abendleuchte
Schimmert dann, gleich Dir, so rein.

Hat ein Liebessternen - Paar
Einen Bruderbund geschlossen,
Und vereinigt sieht sie keiner?

Nein, die Beiden sind nur Einer,
Einer aus der hehren Schaar
Auserwählter Lichtgenossen...!


7.

Auserwählter Lichtgenossen
Ersten, hat Dich Gottes Hand
Liebend dem Planetenband
Uns’rer Sonne angeschlossen.

Du, von Gottes Huld umflossen,
Du, der Erde nah verwandt,
Bist Du Seelen - Heimathland,
Uns'rer Hoffnung nicht verschlossen?

Myriaden Sonnen flammen
Hell am Firmament zusammen,
Strahlen sie, wie Du só rein?

Herrlich, im Verklärungsglanze
Blühest Du im Sternenkranze,
Himmelswonnen sind ja Dein!


8.

Himmel #wonnen sind ja Dein!
Seligkeit, im Glanz zu wallen,
In azurnen Sternenhallen
So dem Urlicht nah zu sein.

Wo im himmlischen Verein
Seraphinenharfen schallen,
Wo die Geister niederfallen,
Tritt der Geisterkönig ein.

O wie müssen Morgenröthen
Deines Äthers Dich umglühen
Wenn die kurzen Nächte schwanden!

Wagt ein Wintersturm zu tödten
Blumen, die auf Dir erblühen,
Land der Seelen frei von Banden?


9.

Land der Seelen frei von Banden,
Oder wär' es doch nicht so?
Macht uns nicht die Hoffnung frobe
Einst zu grüssen die Verwandten ?

Fern, in fernen Sternenlanden
Ringen Kräfte, wild und roh,
Doch wer sagt uns, wie und wo
Immer mehr die Schlacken schwanded ?

Bis die Geister einst, gereinigt
All' Ein Sonnenball vereinigt,
Bis sich Seelen selig fanden.

Ja, wir stammen von den Sternen!
Friedensport, in Ätherfernen
Hast Du glänzendhell gestanden!


10.

Hast Du glänzendhell gestanden
Sonnengleicher Wunderstern,
Als die Könige den Herrn
Suchten, und den Heiland fanden?

Und er lag in Todesbanden,
Sieh, da flammte hell Dein Kern,
Engel jauchzten nah und fern:
Jesus Christus ist erstanden!!

Wie der Siegesheld, der Hehre,
Seine Oriflamme: schwang,
Wie der Lichtstrahl über Meere,

Über Länder flog und drang,
Wird auch strahlen Seine Lehre,
Reiner Stern Aeonen lang


11.

Reiner Stern, Aeonen lang
Werden, Menschen mit Entzücken
Oft nach Deinem Glanze blicken,
Schlägt ihr Herz im Busen bang.

Ach, oft will ein trüber Hang
Allen Frohsinn unterdrücken,
Will die Freudenblumen knicken,
Die zu pflücken. kaum gelang.

Doch den Blick zu Dir erhoben,
Und ein Sternenstrahl von oben,
Heilt das Herz von seinem Leide!

Allen, die mit Kummer ringen
Nahe Trost auf lichten Schwingen,
Stern der Liebe, strahle Freude!


12.

Stern der Liebe, strahle Freude!
Bist ja Stern der Aphrodite,
Welche Hellas schöne Mythe
Zu der Liebe Göttin weihte.

Eng verschwistert sind ja Beide ;
Lieb' and Freude sind erglühte
Knospen Einer. Rosenblüthe,
Auf den Lebenspfad gestreute.

Anael und Astaroth,
Engel, der im Glanz gekleidet
Schwebt mit blitzenden Geschmeide!

Heil, es naht im Morgenroth,
Mit der Lyra, goldbesaitet,
Anahid im hellen Kleide!


13.

Anahid, im hellen Kleide
Schwebst Du hehr im Morgenprangen,
Anahid der Peri Freude,
Bist Du lächelnd aufgegangen.

Dein Gewand ist Purpurseide,
Rosen schmücken Deine Wangen,
Jeder fühlt sich frei vom Leide,
Den Dein Strahlenarm umfangen.

Anahid, Du bist die Liebe,
Die dem Morgenstrahl entsprang,
Und es tönt und säusselt Liebe

Deiner Lyra goldner Klang!
Singe Seraph, singe Liebe,
Singe göttlichen Gesang!


14.

Singe göttlichen Gesang!
Alle Sphären sollen schweigen,
Alle Engel sollen neigen
Ihre Seelen Deinem Klang.

Wandle Deinen heil'gen Gang
Tönend fort im Sternenreigen,
Uns den Pfad zum Licht zu zeigen,
Bis der Geist sich lichtwärts schwang!

Was so heiss beweinten wir,
Halten wir dereinst umschlossen,
Morgenstern, auf Dir, auf Dir!

Engel sind uns dann Genossen;
Sei gesegnet dort und hier,
Stern der Frühe, glanzumflossen!


15.

Stern der Frühe, glanzumflossen,
Sonnenherold, licht und rein,
Blüthe, die der Nacht entsprossen
Bild der Wahrheit uns zu sein!

Kind der Eos, glutumgossen,
Glorienkell im Morgenschein !
Auserwählter Lichtgenossen
Himmelswonnen sind ja Dein!

Land der Seelen, frei von Banden,
Hast Du glänzendhell gestanden
Reiner Stern, Aeonen lang.

Stern der Liebe, strahle Freude,
Anahid im hellen Kleide,
Singe göttlichen Gesang! -




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Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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