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Freundschaft und Liebe (7. Sonettenkranz)
#1
Freundschaft und Liebe.


1.


Freundschaft und Liebe, zarte Wunder
banden, Ihr Rosenketten um vereinte Herzen,
Ihr Lichtgestalten, die so fröhlich scherzen,
Ihr gleicht des Himmels selgen Abgesandten.

Ihr schwebt herab in fliegenden Gewanden,
Ihr tragt herab der Freude Lebenskerzen,
Ihr milden Trösterinnen wilder Schmerzen,

Ihr lächelt nur und Gram und Sorgen schwanden.

Freundschaft und Liebe, Himmelstöchter beide,'
O nahet euch im goldnen Flügelkleide,
Und bringt uns Blumen eurer Sonnen-Auen!


Ihr Lustaccorde, die in Eden schallen,
Ihr Engel, die in Morgenröthen wallen,
Ihr Sterne hell in finstrer Nächte Grauen.



2.

Ihr Sterne hell in finstrer Nächte Grauen,
Ihr strahlet dort als ew'ge Dioskuren,
Ihr wandelt dort in reinen Ätherfluren,
Auf unsre kleine Welt herab zu schauen,


Wenn Wonnethränen unserm Aug' entthauen,
Dann sind es eurer Liebeswunder Spuren,
Ihr lebt und webt und glüht in den Naturen,
So weit die Sterne ziehn und Himmel blauen.


Vereinigt alle Herzen doch zum fester'n
Und trauterm Bund, ihr holden Engelschwestern,
Dann ist ein Eden bald durch euch entstanden.

0 kommt herab mit euren Seraphküssen,
Schwebt niederwärts mit euren Wonnegrüssen
Huldreiche Boten ihr aus Himmelslanden!


3.

Huldreiche Boten ihr aus Himmelslanden,
Ihr Boten Gottes, ewig gut erfunden,
Legt eurer Küsse Balsam auf die Wunden,
Die uns geschlagen sind von Feindeshanden.

Von eurem Kuss ist Heilung oft entstanden,
Von euch wird Gram und Trauer überwunden,
Von euerm Lächeln muss das Herz gesunden,
Läg' es gebrochen fast in Todesbanden.

Ihr selgen Engel, die dem Licht entstammen,
Altäre sollten euch zum Ruhme flammen,
Doch wisst ihr in den Herzen sie zu bauen.

Ihr seid ein Ausfluss von des Vaters Throne,
Ihr seid die Diamanten seiner Krone,
Ihr Blumen süss aus Paradieses Auen!



4.

Ihr Blumen süss aus Paradieses Auen!
Du Liebe bist die glüh'nde Sonnenrose,
Umgaukelt von des Lenzes Westgekose,
Auf welche schmückend flüssige Perlen thauen.


Die holde Freundschaft gleicht der 'sanften blauen
Viole, still verborgen dort im Moose,
Ein süsser Duft entwallet ihrem Schoose,
Ihn muss man athmen und die Rose schauen.


Das Veilchen bleichet in der Tagc Schnelle,
Da blühet Freundschaft an der Murmelquelle,
Mit lichterm Blau geschmückt ist sie erstanden,

Und heisst Vergissmeinnicht! Durch alle Zeiten
O lächelt uns mit euern Seligkeiten,
Ihr, reiner Geister göttliche Verwandten!



5.

Ihr, reiner Geister göttliche Verwandten,
Ihr flechtet Kränze von Beseligungen,
Ihr wandelt traulich Arm" in Arm geschlungen,

Ein Seraphpaar in allen Erdenlanden.

Und wo sich gute Menschen nur verbanden,
Da wurden frohe Lieder euch gesungen,
Zu fernen Polen seid ihr hingedrungen,
Wo Gletscher an den Klippen donnernd stranden.


Ihr weilt auf Inseln fern in stillen Meeren;
Ihr schlummert in den Schatten der Bananen;
Euch prangen in der Blumen Schmuck die Auen.

Ihr heilgen Boten Dess, den wir verehren,
Wie schwingt ihr jubelnd eure Siegesfahnen,
Ihr füllt das Herz mit Hoffnung und Vertrauen.


6.

Ihr füllt das Herz mit Hoffnung und Vertrauen,
Ist eine Freude, die ihr nicht bereitet?
Ist eine Wonne, die ihr nicht verbreitet?
Von euerm Schild gedeckt, darf uns nicht grauen,

Ihr lächelt in den Blicken zarter Frauen,
Ihr steht vermittelnd, wo die Zwietracht streitet;
Ihr seid von Huld und Freundlichkeit begleitet,

Ihr lehret, kühn dem Tod ins Auge schauen.

Ihr seid der Freudenthränen heilige Quellen,
Ihr seid die Sterne, die die Nacht erhellen,
Ihr löst die Psyche von der Schwermuth Banden ;

Ihr seid die Strahlen, die im Äther schweben,
Ihr seid die Wonnen, die das AW' beleben,
Ihr seid durch Gottes Vaterhuld entstanden.



7.

Ihr seid idurch Gottes Vaterhuld entstanden.
Das Welten - Auge schwamm im Äthermeere,
Da war im All noch eine grosse Leere,
Noch waren Welten, Wesen nicht vorhanden.


Und es ward Licht: des Chaos Nächte schwanden,
Es rollten Sonnen, sangen Engelchöre,
Die Himmel füllten selge Geisterheere,

Die lächelnd um das Welten - Auge standen.

Zwei Freudenzähren sind dem Aug’ entquollen,

Die Zähren haben Engel werden sollen,
Ein Jubelruf zog durch des Himmels Auen


Du Liebe bist der Zähren Gottes Eine,
Du Freundschaft bist die Zweite und wie reine.
Wie lichte Engel seid ihr anzuschauen.


8.

Wie lichte Engel seid ihr anzuschauen!
Die Liebe senkt sich sanft herab von oben,
Zu Paradiesen wandelt sie die Gauen,
Aus Morgenröthen ist ihr Kleid gewoben.


Die holde Freundschaft naht im azurblauen
Gewand , sie bracht es mit herab von droben:
Ihr Kranz ist Abendgold und Dämm'runggrauen,
Die Himmelsblicke hat sie fromm erhoben.

O seid gegrüsst, ihr wonnigen Gestalten,
Die Schwingen wollt, die sonnigen entfalten,
Uns führen aus dem Dunkel trüber Nächte!

Tragt euer Glück, ihr wunderreichen Gäste,
In niedre Hütten, tragt es in Paläste,
O bleibet bei dem menschlichen Geschlechte!



9.

O bleibet beidem menschlichen Geschlechte!
Mit euch bleibt Friede, Tugend Glück und Glauben,
Und keine Macht kann uns den Himmel rauben,
Wenn ihr uns leiten wollt an zarter Rechte.

Wir sind des Irrthums und der Sünde Knechte,
Ihr aber seid des Vaters Botentauben ,
Euch sendet er aus seinen Rosenlauben,

Dass er zum rechten Pfad uns wieder brächte.

Ihr holden Boten der Entsündigung,
Singt Lieder uns der Heilsverkündigung,
Tragt unser Herz in Himmelsregionen!

Streut wieder aus dem ewigen Azur

Die Wunderblumen eurer Sonnenflur,
Ihr Freuden-Götter mit den Rosenkronen!



10.

Ikr Freuden-Götter mit den Rosenkronen,
Ihr Lichtgestalten mit den Silberschwingen,
Ihr trauten Wesen, die in Eden wohnen,
Die Himmelswonnen segnend nieder bringen:


Ihr Geister, die im Empyrëum thronen,
Hoch oben wo die Sphärenlieder klingen,
Ihr Machtgebieter über alle Zonen,
Von deren Huld wir immer wieder singen:


Euch ahnt das Kind mit himmlischem Entzücken,
Ihr lächelt aus des Mädchens sanften Blicken,
Ihr thront im Herzen schnell und wunderbar;

Ihr küsst Gefühle wach und süsse Triebe,
Du heil'ge Freundschaft, und du reine Liebe,
Seid freundlich nah dem Guten immerdar!



11.

Seid freundlich nah dem Guten immerdar,
Denn Leben blüht und Lust aus euern Tritten,
Gern unter euch baut sich die Jugend Hütten
Und Freude steht an euerm Festaltar.

Gesegnet seid ihr vor der Engelschaar!
Es folgen Glück und Hoffnung euern Schritten,
Und haben wir gekämpfet und gelitten,

Reicht ihr des Trostes süsse Labe dar.

Ihr seid die Götter, die die Welt beglücken,

Ihr seid die Engel, welche lieblich schmücken
Mit Rosen aus der Leiden Dorngeflechte;

Gegrüsset seid ihr Diener des Allweisen,
Der euch gesandt, dass wir ihn dankend preisen,
Seid froh gesegnet, holde Himmelsmächte!.


12.

Seid froh gesegnet holde Himmelsmächte,
Die berber Kummerthrānen Quell verschlossen,
Durch die sich Freudenthránen hell ergossen,
Die Licht gebracht in Grabes-Mitternachten.

Wo schlägt ein Herz, dass euch nicht Opfer brächte,
Ihr herrlichen, ihr heiligen Genossen?
Des Urlichts Strahlen seid ihr ausgeflossen,

Vor euerm Lichtblick birgt sich scheu das Schlechte!

Wir hören 'staunend von uralten Sagen,
Dass Götter kamen in der Vorzeit Tagen,
Zur Erde niedersteigend von den Thronen; -

So seid auch ihr olympischen Geschlechtes,

Euch froh bedienend eures Götterrechtes,
Die liebend bei den Menschenkindern wohnen.



13.

Die liebend bei den Menschenkindern wohnen,
Wie Elfen zart und schon wie gute Feien,
Die Allem ihren Zauberschmuck verleihen,
Und alles Edle , alles Gute lohnen.


Wir sollen eure Psycheschwingen schonen
Die reifen Himmelstöchter nicht entweihen,
Das Schöne kann durch Reinheit nur gedeihen,
Das Edle kann nur unter Edlen wohnen.


Wo Lieb' und Freundschaft innig sich vereinen,
Wo sich die lautern Himmelsschwestern küssen,
Ist auch der Seelenhimmel rein und klar;

O wollet immer lächelnd uns erscheinen,
Dass immer wir euch scheiden sehen müssen,
O bleibe bei uns trautes Schwesternpaar!


14.

O bleibe bei uns trautes Schwestern paar,
Ob dann auch Hass und Feindschaft uns bedräuen,
Die Liebe zwingt die Riesenkraft des Leuen,
Der Freundschaft Hauch macht trüben Himmel klar.

Die Dioskuren leuchten wunderbar;
Wie Lebenskräfte täglich sich erneuen,
So strahlen sie zum ewigen Erfreuen,

Von Gott berufen, in der Sterne Schaar.'

So .seid auch uns mit euerm Himmelssegen

Mild freundlich nah, auf allen Lebenswegen,
Ihr lichten Boten aus des Himmels Landen,


Und sank der Tag, und kommt die Nacht gegangen,
Dann sollt ihr uns im schönern Sein umfangen,
Freundschaft und Liebe, zarte Wunderbanden!


15.

Freundschaft und Liebe, zarte Wunderbanden,
Ihr Sterne hell in finstrer Nächte Grauen,
Huldreiche Boten ihr aus Himmels Landen,
Ihr Blumen süss aus Paradieses Auen!


Ihr, reiner Geister göttliche Verwandten,
Ihr füllt das Herz mit Hoffnung und Vertrauen,
Ihr seid durch Gottes Vaterhuld entstanden,
Wie lichte Engel seid ihr anzuschauen.


O bleibet bei dem menschlichen Geschlechte,
Ihr Freudengötter mit den Rosenkronen,
Seid freundlich nah den Guten immerdar!


Seid froh gesegnet holde Himmelsmächte,
Die liebend bei den Menschenkindern wohnen,
O bleibe bei uns trautes Schwesternpaar!



.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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