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Vater Unser (6. Sonettenkranz)
#1
Vater Unser

1.

Unser Vater in des Himmels Höhen,
Liebend herrschend und allmächtig waltend,
Gott von Ewigkeit, der nie veraltend,
Welten schafft und Welten lässt vergehen:

Unser Vater, dessen Huld wir sehen
Alles Sein auf Erden schön gestalten,
Blüthen locken, Jugendkraft entfalten,
Selig fühlend Deines Odems Wehen:

Herr der Welt, ohn' Anfang und ohn' Ende,
Gläubig heben wir zu Dir die Hände,
Unser Vater bist Du, wir sind Dein;

Lass uns fromm und kindlich Dich bekennen,
Freudig wollen wir Dich Vater nennen,
Heilig, heilig soll Dein Name sein!


2.

Heilig, heilig soll Dein Name sein,
Der in tausend Zungen wird gepriesen,
Welchen Engel dort in Paradiesen,
Wie des Staubes Kinder benedei'n,

Welche Namen Dir die Menschen leih'n,
Laute sind's, die von den Lippen fliessen,
Vater, Deine hohen Werke schliessen
Einen Namen aller Namen ein.

Gott, Jehovah, Allah, Elohim,
Deine Cherubim und Seraphim
Nennen Dich im ew'gen Strahlenschein!

Einst auch wird des Staubes Kindern klar,
Was wir ahn'ten, was uns Dunkel war:
Weih' zu Bürgern Deines Reich's uns ein!


3.

Weih' zu Bürgern Deines Reich's uns ein!
Zu den Sündern Vater, lass es kommen,
In uns sei des Glaubens Kraft entglommen,
Dass wir freudig dienen Dir allein.

Vater, der zum Guten giebt Gedeih'n,
Lass uns wandeln auf der Bahn der Frommen!
Der dem Tod den Stachel hat genommen,
Woll' uns leitend seine Rechte leih'n,

Deine Liebe, Vater ist Dein Reich!
Gutes üben und die Brüder lieben,
Diesen Weg befiehlst Du Herr zu gehen.

Ach der Erdball wäre Himmeln gleich,
Dienten alle Dir mit reinen Trieben;
Herr, Dein heil'ger Wille soll geschehen.


4.

Herr, Dein heil'ger Wille soll geschehen,
Wie des Lichtes Engel ihn vollzieht,
Wie Erfüllung seiner dort geschieht,
Wo der Sonne Myriaden gehen.

Wo sie sich in Wirbelkreisen drehen,
Wo Dich feiert roll’nder Sphären Lied,
Und auf Erden, wo der Fromme sieht,
Dir gehorsam, Blumen auferstehen.

Morgenröthen glühen Dir zum Ruhme,
Und es wölbt zum Tempel - Heiligthume
Sich der Palmenwald, die Wipfel wehen.

Deine Liebe will das All beglücken,
Alles sättigest Du mit Entzücken,
Lass um Brot uns nicht vergebens flehen!


5.

Lass um Brot uns nicht vergebens flehen!
Was uns noth ist auf der Pilgerreise,'
Spende liebevoll uns der Allweise,
Gieb uns Herr, in dessen Hand wir stehen!

Heller lass des Geistes Auge sehen,
Deines heilgen Wortes Seelenspeise,
Dass Dich dankend unser Loblied preise,
Dass wir fröhlich, Vater, Dich erhöhen.

Der des Feldes Lilien herrlich kleidet,
Der mit frischem Thau die Blumen tränket,
Regen giebt und milden Sonnenschein,

Der hat Jedem seinen Tisch bereitet:
Vater, uns sei Deine Huld geschenket,
Und Vergebung lass uns angedeih'n!


6.

Und Vergebung lass uns angedeihn,
Wenn wir strauchelnd unsre Pfade wallen,
Deine Rechte schirm uns, wann wir fallen,
Ohne Fehle bist Du nur allein.

Herz und Seele soll Dir heilig sein,
Unser Wandel sei Dein Wohlgefallen,
Aus der Höhe schenke Kraft uns Allen
Dir zu leben, edel, fromm und rein.

Vater, der den Irrenden, den Armen
Zu sich hebt mit liebendem Erbarmen,
Blickend in der Herzen tiefsten Schrein :

Wolle so der Deinen Sünde richten,
Unser Schuldbuch wolle so vernichten,
Wie wir unsern Schuldigern verzeih'n.


7.

Wie wir unsern Schuldigern verzeih'n,
Wie wir Worte, Thaten, die uns kränken,
Rubig in Vergessenheit versenken,
Denn es ist ja die Vergeltung Dein!

Reiner kann ja keine Freude sein,
Als des Feindes Herz zur Liebe lenken;
Lass an Jesu Wort uns immer denken,
Schreib es tief in unser Inn'res ein:

„Segnet, die euch fluchen. Liebt die Feinde,
„Dass ihr Gottes Kinder seid und Freunde,
„Die dereinst vor Seinem Throne stehen!“

Lehr uns Hass mit Liebe zu vergelten,
Schilt man uns, lass uns nicht wieder schelten,
Der Versuchung lehruns widerstehen!


8.

Der Tersuchung lehr’ uns widerstehen!
Ob die Sünde lockt im Lichtgewande,
Und die heissen Sinne schlägt in Bande,
Sende Kraft, o Herr, aus Deinen Höhen!

Könnten wir, o Gott, vor. Dir bestehen,
Wenn verdiente, Schmach uns deckt und Schande?
Und wir gaben unser Wort zum Pfande:
Immer auf der Tugend Pfad zu gehen?

Ob der Geist zum Kampf sich willig finde,
Wir erliegen, und es siegt die Sünde ;
Woll' uns Deine Hülfe nicht versagen!

Halte fern die Wollust dieser Erde;
Dass der Geist verklärt, geläutert werde,
Gieb uns Kraft und Muth in Prüfungstagen.


9.

Gieb uns Kraft und Muth in Prüfungstagen,
Dass des Kummers Macht nicht allzu schwer
Auf uns laste, dass nicht allzu sehr
Wir in Kleinmuth sinken, und verzagen.

Du vernimmst des Unterdrückten Klagen;
Winkest Du, so weint er schon nicht mehr,
Senden kannst Du Deiner Boten Heer
Dass sie Trost und Hülfe niedertragen.

Wann der Herr uns seine Hülfe reicht,
O dann wird der Leiden Bürde leicht,
Sanft ist seiner Prüfung Joch zu tragen.

Gott, der alle Kummerthränen zählt,
Lieber Vater, der uns auserwählt,
Nimm das Übel von uns und die Plagen!


10.

Nimm das Uebel von uns und die Plagen!
Allen denen, die in Trübsal weinen,
Lasse hell der Hoffnung Sterne scheinen,
Und der Freude schönern Morgen tagen.

Unser Leben ist ein Ringen, Wagen,
Wo sich ewig Leid und Lust vereinen,
Wo die Grossen hastig, wie die Kleinen,
Ewig ruhelos nach Ruhe jagen.

Bis nicht mehr sich Lebenssorgen thürmen,
Bis die Ruhe eintritt nach den Stürmen,
Bis der Tod vom Übel uns befrei't.

Deine Hand ist's, die vom Sturm errettet,
Deine Hand ist's, die uns friedlich bettet,
Ewiger Herrscher, der im All gebeut!


11.

Ew'ger Herrscher, der im All gebeut,
Unerschaffen, Gott, und unergründet,
Dessen Dasein Deine Welt verkündet,
Reich und gross und morgen so wie heut.

Sternensaaten hast. Du hingestreut,
Sonnenfackeln hat Dein Hauch entzündet,
Milliarden Geister, treu verbündet,
Dienen ihrem Meister hocherfreut.

Deine Macht hat sich ein Reich gegründet,
Einen Tempel hast Du Dir erbaut,
Eine Kuppel hast Du Dir gegründet,

Die des Lichtes Geister dort umschweben;
Vater, den kein Auge noch geschaut,
Dir ist Kraft und Herrlichkeit gegeben!


12.

Dir ist Kraft und Herrlichkeit gegeben,
Kräftig hält Dein Allmachtwort das All,
Herrlich strahlen Welten, Ball an Ball,
Die von Wonnemelodieen beben.

Wie die Geister Dich im Licht erheben,
Rollt in Wolken Donner - Wiederhall,
Brausst auf Erden Meer und Wasserfall,
Während Flammen sich zu Kronen weben.

Kraft und Liebe sind in Dir vereinigt,
Was der Himmel Herrlichkeit bescheinigt,
Wie die Sonnen, die im Äther schweben;

Himmelswonne liegt in dem Gedanken:
Hocherhaben über alle Schranken,
Du bist Gott in Liebe, Licht und Leben!


13.

Du bist Gott in Liebe, Licht und Leben,
Von den Engeln nie genug gepriesen,
Den auf Erden und in Paradiesen
Millionen Zungen froh erheben;

Fühlend Deiner Liebe selges Weben,'
Quell, aus dem des Lebens Ströme fliessen,
Die sich freudig in das All ergiessen,
Es mit Seegen zu durchdringen streben.

Unerforschter dort in ew'ger Helle,
Freudenborn und sel'ge Lebensquelle,
Himmelstrahl in Erdendunkelheit!

Sei verherrlicht Vater sonder Ende:
Deinen Segen Deinen Kindern sende,
Unser Vater, bis in Ewigkeit!


11.

Unser Vater bis in Ewigkeit!
Fromm und gläubig lass uns aufwärts schauen,
Mit der Andacht heiligem Vertrauen,
Die so gern sich der Betrachtung weiht.

Herrscher über Welt und Raum und Zeit
Führ uns liebend durch der Nächte Grauen,
Bis wir dort in Paradieses Auen
Selig schauen Deine Herrlichkeit

0, der Wonnen, die uns dort erwarten,
Ew'ger Lenz im ew'gen Blüthengarten,
Morgenröthen über goldnen Stern,

Mach' uns würdig, einst vor Dich zu treten,
Und im Chor der Engel anzubeten,
Unser Vater in des Himmels Höhen!


15.

Unser Vater in des Himmels Höhen,
Heilig, heilig, soll Dein Name sein!
Weih' zu Bürgern Deines Reichs uns ein!
Herr Dein heil’ger Wille soll geschehen!

Lass um Brot uns nicht vergebens flehen!
Und Vergebung lass uns angedeihn,
Wie wir unsern Schuldigern verzeihn!
Der Versuchung lehr' uns widerstehen!

Gieb uns Kraft und Muth in Prüfungstagen,
Nimm das Uebel von uns und die Plagen,
Ew'ger Herrscher, der im All gebeut!

Dir ist Kraft und Herrlichkeit gegeben,
Du bist Gott in Liebe, Licht und Leben,
Unser Vater bis in Ewigkeit.

.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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