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Luther (5. Sonettenkranz)
#1
Luther

1.

Rauscht Harfensaiten von dem deutschen Schwan,
Der aus der Nächte dunklem Strome tauchte,
Und Funken an zu hellen Flammen hauchte,
Der in die Schranken trat mit Trug und Wahn.

Ihn kündigte schon Huss prophetisch an,
Als um den Mårtyrer der Holzstoss rauchte;
Ihn, der nicht Feindeswuth zu fürchten brauchte;
Des Lichtes Fackel trug er hell voran.

Ein Knabe wandelt er, der Habe baar,
Die Strass entsingend durch mit den Genossen,
Die Herzen rührend so durch fromme Lieder,

Der Geist des Herrn war über ihn ergossen;
Er wuchs und ward ein königlicher Aar,
Der sich erhob mit leuchtendem Gefieder.


2

Der sich erhob mit leuchtendem Gefieder
Sass erst ein Mönch, in einer dumpfen Zelle,
Stand an des Wahrheittempels goldner Schwelle,
Und kämpfte noch mit Zweifeln hin und wieder.

Da drang der Ruf des Herrn zu ihm hernieder,
Vor seinem Geiste ward es strahlenhelle ,
Die heil’ge Schrift ward seines Trostes Quelle,
Und ward's durch ihn für tausend seiner Brüder.

Und wie der Ablasshändler Tezel kam,
Da zürnte Luther seinem Lügenkram,
Und eiferte gewaltig nun dawider.

Zwar wuchs von Feinden ihm ein zahllos Heer,
Doch treue Freunde fand er immermehr,
Der Glaubensheld, der Sänger hoher Lieder.


3.

Der Glaubensheld, der Sänger hoher Lieder
Geht seinen Gang mit frommer Zuversicht,
Gott ist sein Helfer und das Wort sein Licht,
Zum frischenKampf nach Augsburg zieht er wieder

Und was er sprach, er nimmt es nimmer wieder
Zurück , ob mit dem Papst er ewig bricht,
Hier steht er, widerrufen kann er nicht;
Unwiderlegt und unbezwungen schied er.

Und wie die Feinde härter ihn bedräuen,
Sich Ehre, Ruhm und Sieg für ihn erneuen,
Vergebens streiten Eck und Cajetan.

Ob auch der Papst des Bannstrahls Bulle sandte,
Vor Wittenberg sie Luther kühn verbrannte,
Wie wandelt er so kräftig seine Bahn !


4.

Wie wandelt er so kr äftig seine Bahn,
Zum Reichstag geht er hin in Gottes Namen,
Wohin die Fürsten und Legaten kamen ,
Es wandeln ihn nicht Furcht, nicht Zweifel an.

Und zu den Fürsten tritt er kühn heran,
Die staunend seiner Rede Schluss vernahmen:
Gott helfe mir, ich kann nicht anders. Amen.
Sie müssen seine Lehre lassen stahn.

Und wie Verrath ersinnt der Feinde Tücke,
Ist Sachsens, Churfürst wach zu Luthers: Glücke,
Dort fallen ihn vermummte Reiter an;

Auf dass er nicht in Feindes Hände fiele,
Und führen ihn zum freundlichen Asyle,
Der Freiheit Thor ist strahlend aufgethan.


5.

Der Freiheit Thor ist strahlend aufgeth an,
Indess der Held in engen Schranken waltet,
Wird mehr und mehr sein grosses Werk gestaltet
Fortdauernd kämpft er gegen List und Wahn.

Der Feinde Wuth dringt nicht zu ihm hinan,
Der sicher wohnend, höh're Kraft entfaltet,
Und seine Lehre, welche nie veraltet,
Nimmt Fürst und Volk und Clerus vielfach an.

Sie wächst, gleich einem majestät’schen Strome,
Sein Feuereifer scheuchet die Phantome
Der Phantasie, und streitet ernst dawider.

Vom Luther wird gepredigt aller Orten,
Die Riegel springen von den Klosterpforten,
Des Mönchthums Eisenfesseln klirren nieder.


6.

Des Mönchthums Eisenfesseln klirren nieder,
Doch aus der reinen Lehre goldner Saat
Entkeimet da und dort auch Übelthat,
Und drohet heftig, ihr zu schaden wieder.

Altäre reisst und Bilder Carlstadt nieder,
Die himmlischen Propheten halten Rath
In Wittenberg, bis Luther eilend naht,
Sein weises Wort besänftigt die Gemüther.

In deutscher Zunge wird das Wort verkündet,
Die Bibel hat des Glaubens Licht entzündet,
In deutscher Sprache gab sie Luther wieder.

Und immer weiter breitet sich die Lehre
Zum Glück der Menschheit und zu Gottes Ehre,
Im Staubé zuckt des Aberglaubens Hyder.


7.

Im Staube zuckt des Aberglaubens Hyder,
Doch hebt sie drohend noch ihr gift'ges Haupt
Und Mancher, der an Luthers Lehre glaubt,
Fühlt in des Kerkers Fesseln seine Glieder.

Es eifern Fürsten, Pfaffen sehr dawider,
So mancher. Fromme wird verfolgt, beraubt.
Die Martyrkrone um das blutige Haupt,
Sinkt mancher Treue furchtlos sterbend nieder.

Doch wie vor alten Zeiten fromme Männer,
Der Christuslehre duldende Bekenner,
Muthig gegangen sind die Todesbahn,

So hat auch jener Tod das Wort besiegelt,
Und hat der Geister Kerkergruft entriegelt,
Dem Strahl der reinen Wahrheit wich der Wahn.


8.

Dem Strahl der reinen Wahrheit wich der Wahn;
Ob er auch lange ringt mit Finsternissen,
Aus ihrem Schlaf erwachen die Gewissen,
Und tausend Herzen jubeln himmelan.

Wol wüthet der Verfolgung Tigerzahn
Von Grausamkeit und Eifer hingerissen,
Wol thürmt sich mancher Berg von Hindernissen
Und hemmt das reine Licht auf seiner Bahn.

Doch hochgewalt'ge Kräfte müssen ringen,
Wenn etwas Grosses soll gedeih'n, gelingen,
Dann steht es da gegründet, fest, in sich.

So hat auch Luthers Lehre sich erhalten,
Besiegt die feindlich drohenden Gewalten,
Stark, kühn und edel, mild und inniglich.


9.

Stark, kühn und edel, mild und inniglich,
So waltet Luther in der Freunde Kreise,
Gar oft durch ernste, freundliche und weise
Gespräche sie erheiternd, so wie sich.

Voll Achtung nennen soll mein Lied auch Dich,
Treue Gefährtin seiner Pilgerreise,
Dich Katharina Bora, die ich preise,
So fromm und häuslich und untadelig,

Ob Feindeshass' auch neue Nahrung fand,
Dass Luther noch sich ehelig verband
Der Nonne, die dem Klosterzwang entwich :

Er trug auch diesen Tadel und den Spott
Der Feinde ruhig, mit Vertraun auf Gott,
Fromm, gross und frei, und unerschütterlich.


10.

Fromm, gross und frei und unerschütter.
lich, In Wort und That, erhebend kühne Schwingen,
Im Wollen fest, und kräftig im Vollbringen
Erhob sein Geist sich stark und jugendlich.

Und was begonnen war so kräftiglich,
Das hat der Herr gesegnet zum Gelingen,
Die feste Burg, die Feinde nicht bezwingen,
Ist Schirm der Wahrheit nun und ewiglich.

Ein frommer Mann voll Zuversicht und Würde,
Ein treuer Sohn und Gatte, Freund und Vater,
Ein reiner Geist, beseelt von edlem Streben,

So war er, Aller Helfer und Berather;
So trug er standhaft auch der Leiden Bürde,
So war der Held, in Demuth Gott ergeben.


11

So war der Held, in Demuth Gott ergeben,
So ging er muthig seine Bahn zum Ziele,
Ob ihn auch hassten und verfolgten Viele,
Die Engel Gottes schirmeten sein Leben,

Erfolglos war der Feinde reges Streben,
Dass er in ihre Mörderhände fiele.
Es musste sich aus Nacht und trüber Schwüle
Die reine Lehre hell und rein erheben.

Wol ist des edlen Blutes viel geflossen,
Im wilden Kampf der Meinungen vergossen,
Die Feinde wütheten und tobten sehr..

Doch trotzend den verderblichen Gewalten
Hat jene Stürme Luther ausgehalten
Ein Schild des Glaubens, eine starke Wehr.


12

Ein Schild des Glaubens, eine starke Wehr,
Der Morgensonne strahlender Pilote,
Des Lichtes und der Freiheit Heroldbote,
So ging der hochgewalt'ge Mann einher.

Sein Wort war kräft'ger, als ein Kriegesheer,
Er zagte nicht, ob Tod und Teufel drohte,
Sein Wille war ein feuriger Zelote,
Der Ausbruch seines Zorn's ein brausend Meer.

Du auserwählter hoher Gottesstreiter,
Dein segenreiches Wirken pflanzt sich weiter
Und deiner Freunde werden immermehr.

Du Mann der Kraft, Du Himmelsauserkorner,
Du Gott zum Preiss, und uns zum Heil Geborner,
O sei gesegnet, Luther, hoch und hehr!


13.

O sei gesegnet, Luther, hoch und hehr!
Du hast mit festem Glaubensmuth gerungen,
Du hast des Aberglaubens Wuth bezwungen,
Ob auch die Feinde grollten noch so sehr.

Wer stand wie Du so frei und herrlich, wer ?
Wer predigte, wie Du, mit Flammenzungen?
Wer hat so kräftig schön, wie Du, gesungen,
Die Himmelslieder, fromm, und inhaltschwer ?

Des Lichtes Fackel hast Du aufgesteckt,
Die Geister hast Da aus dem Schlaf geweckt,
Du riefst ein längst ersehntes Glück ins Leben.

Unsterblich lebt Dein hoher Name nun,
Und laut gepriesen sei Dein schönes Thun;
Wie herrlich lohnte sich Dein reines Streben!


14.

Wie herrlich lohnte sich Dein reines Streben!
Du zeigtest uns den wahren Weg zum Licht.
Wir wandeln ihn mit froher Zuversicht,
Nimm unsern Dank, mit dem wir Dich erheben.

Dein Angedenken wird im Segen leben,
So lange Hellung aus dem Dunkel bricht,
Versinken kann die Morgensonne nicht,
Sie muss sich höher, reiner nur erheben.

Preiss Luther Dir und Dank aus Herzensgrunde,
Du trugst herab des Heils, der Wahrheit Kunde,
Des Dankes Hymne wallt zu Dir hinan.

So lange Licht und Wahrheit wohnt auf Erden,
So lange Herzen ihn verehren werden,
Rauscht Harfensaiten von dem deutschen Schwan.


15.

Rauscht Harfensaiten von dem deutschen Schwan,
Der sich erhob mit leuchtendem Gefieder,
Der Glaubensheld, der Sänger hoher Lieder,
Wie wandelt er so kräftig seine Bahn.

Der Freiheit Thor ist strahlend aufgethan,
Des Mönchthums Eisenfesseln klirren nieder,
Im Staube zuckt des Aberglaubens Hyder,
Dem Strahl der reinen Wahrheit wich der Wahne

Stark , kühn und edel, mild und inniglich
Fromm, gross und frei, und unerschütterlich,
So war der Held , in Demuth Gott ergeben;

Ein Schild des Glaubens, eine starke Wehr,
O sei gesegnet, Luther, hoch und hehr!
Wie herrlich lohnte sich Dein reines Streben!
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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