Themabewertung:
  • 0 Bewertung(en) - 0 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
Jesus (4. Sonettenkranz)
#1
Jesus


1

Der Himmel glüht,' die sel'gen Engel singen:
  „Ehre sei Gott und Friede sei auf Erden,
„Und alle Menschen sollen selig werden!“
Vom Glanz umsãumt sind ihre Silberschwingen.

Und wie die Klänge durch die Lüfte dringen,
Vernehmen sie die Hirten bei den Heerden
Und lauschen still mit ängstlichen Gebehrden
Der Kunde von den hohen Wunderdingen.

„Euch ist der Menschen Heiland heut geboren,
„Der Seligmacher Aller, die verloren,
„Doch sucht ihn nicht auf einem Königsthrone,

„In eine niedre Hütte müsst ihr treten!“
Die Hirten eilen, Jesum an zu beten,
Des Ostens Weise nahen Gottes Sohne.


2

Des Ostens Weise nahen Gottes Sohne,
Mit Gaben kommen sie aus weiter Ferne,
Geleitet von dem Herrlichsten der Sterne,
Die je geleuchtet über jener Zone.

Schon fühlt Herodes wanken seine Krone,
Und wüsste von dem neuen König gerne;
Und er gebeut, auf dass er ihn entferne,
Der Kindlein Mord, dass keins das Schwert verschone.
Das Jesuskind, das in der Krippe ruht,
Ist still geborgen in der Engel Hut,
Maria flieht mit Joseph und dem Sohne.

Vergebens war, Herodes, deine Wuth,
Es kommt anf dich der Kinder schuldlos Blut,
Der Herr begehret keiner ird'schen Krone.


3

Der Herr begehret keiner ir d’schen Krone;
Zum Tempel geht er hin im zwölften Jahr',
Sich mischend in der Schriftgelehrten Schaar,
Und redet mit der Weisheit ernstem Tone.

Die Ältern forschen lange nach dem Sohne,
Der ihren Blicken schnell entschwunden war,
Da finden sie ihn an des Herrn Altar,
Er wolle da sein, wo der Vater wohne.

Johannes, tauft ihn in des Jordans Bade,
Da schwebt auf ihn herab des Vaters Gnade,
Der Geist der Liebe schwebt auf Taubenschwingen.
.
Aus Wolken hört man eine Stimme schallen :
„An diesem Sohne hab' ich Wohlgefallen!“
Er will die Seelen zu dem Vater bringen.

4

Er will die Seelen zu dem Vater bringen
Und lehret nun in Galliläas Landen;
Der kräftig dem Versucher widerstanden,
Ist nicht gefallen in der Sünde Schlingen.

Sein Wort kann Tod und Krankheitmacht bezwingen,
Die Labmen gehn, die Todten sind erstanden;
Frei sind die Blinden von den finstern Banden,
Die Gott erkennen, und ihm dankend singen.

Und als die Jünger vor den Meister treten,
Lehrt er sie kindlich zu dem Vater beten,
Und predigt allem Volk von hohen Dingen.

Und alle hören staunend, und es mehren
Sich täglich die Bekenner seiner Lehren,
Ob auch Verfolgung ihn und Hass umringen.


5

Ob auch Verfolgung ihn und Hass umringen,
Ihn schirmt der Geist, der über ihn ergossen.
Auf schwachen Schifflein zagen die Genossen,
Der Sturm braus't her auf mitternächtchen Schwingen,

Und Jesus schlief. Da nun sie zu ihm gingen
Und ihrem Flehen er sein Ohr erschlossen,
Da war die Nacht vor ihm in Glanz zerflossen
Und Sturm und Wellentosen schnell vergingen.

Und lehrend, heilend geht von Ort zu Ort
Der König Juda's und der Menschheit fort,
Knechtschaft erwählend statt des Himmels Throne.

Nicht müde wird er, Allen wohlzuthun,
Er kann in seinem grossen Werk nicht ruhn,
Ob ihn auch Undank und Verrath belohne.


6

Ob ihn auch Undank und Verpath belohne,
Der tief verhüllt in Finsternissen schleicht,
An Christus hat sich Gottes Geist bezeugt;
Er weiss, was kommen muss dem Menschen-Sohne,

Der zu den Jüngern spricht mit sanftem Tone:
„Kommt her, die ihr mühselig und gebeugt,
„Mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht,
„Tragt sie demüthig, droben winkt die Krone!“

In Gleichnissen streut er den goldnen Saamen
Der Lehren in die Herzen, welche kamen
Voll Lieb? und Glauben zu Mariens Sohne.

Ob eifernd ihn die Pharisäer schelten,
Der Mittler will nicht Hass mit Hass vergelten,
Er fluchet nicht der Feinde bitterm Hohne.


7

Er fluchet nicht der Feinde bitterm Hohne,
Er sieht Jerusalem im Abendstrahl
Und weint. - Dann setzt er ein sein Liebesmahl,
Eh' er verrathen ward vom Sündensohne.

Er bringt zum Opfer seine Königskrone,
Ringt in Gethsemane mit Angst und Qual;
Als Schlaf sich in der Jünger Augen stahl,
Nah't ihm ein Engel von des Vaters Throne.

„Lass Vater, diesen Kelch vorüber gehn!
„Mein Wille nicht, der Deine soll geschehn!“
So betet Jesus und die Häscher dringen,

Geführt vom Judas, schon zu ihm herein,
Die Waffen blitzen in der Fackeln Schein ,
Er will durch Sanftmuth ihre Wuth bezwingen.


8

Er will durch Sanftmuth ihre Wuth bezwingen,
Die Jünger fliehn, er folgt der wilden Rotte,
In Demuth still ergeben seinem Gotte,
Und zu Pilatus ihn die Knechte bringen.

Den Herrn zu retten, kann dem nicht gelingen,
Er duldet, dass Herodes ihn verspotte.
„Sein Blut auf uns! so brüllt der Juden Rotte.
Zur Schädelstätte, wo die Mörder hingen,

Wird er geschleppt, in wogendem Gedränge,
Muss selbst das Marterholz zum Berge tragen,
Der schweren Last erliegen seine Glieder,

Schuldlos verurtheilt von der rohen Menge,
Wird jetzt der Mittler an das Kreuz geschlagen,
Vergebend blickt er von dem Kreuze nieder.


9

Vergebend blickt er von dem Kreure nieder
Der Heilige, der Hochgebenedeite,
Der schuldlos sich dem Opfertode weihte.
Verfinst'rung naht mit schattendem Gefieder,

Die Gräber geben ihre Todten wieder ;
Da steht Johannes an Mariens Seite,
Und um den Heissgeliebten weinen beide,
Sie tröstend, blickt der Himmelskönig nieder.

Es reicht dem Durstenden der Knechte Schaar
Den herben Wermuthtrank zur Labe dar,
Da brechen des Gottmenschen Augenlieder.

Den Mörder tröstet er, der an ihn glaubt ,
Es ist vollbracht!“ ruft er, und neigt das Haupt;
Er stirbt den Martertod für seine Brüder,


10

Er stirbt den Martertod für seine Brüder,
Und als des Volkes Rotten sich zerstreuen,
Da nahen sich dem Kreuze die Getreuen
Und lassen Jesu Leichnam sanft hernieder.

Und salben die vom Tod erstarrten Glieder
Mit Myrrhen und mit edlen Specereien,
Die wunderbare Düfte süss verstreuen.
Zum Grabe schickt Pilatus seine Hüter;

Die wälzen nun den Felsblock vor die Grotte,
Der Sabbat geht vorüber, still und trübe,
Der Menschen Heiland liegt in Todesbanden.

Da blitzt ein Strahl herab vom ew'gen Gotte,
Siegreich geht aus dem Grab die ew'ge Liebe!
Am dritten Tag' ist Christus auferstanden.


11

Am dritten Tag ist Christus auferstanden,
Die Wächter sinken, wie vom Blitz getroffen;
Der Herr ist fort, des Grabes Eingang offen,
Als sich die Frauen zu dem Grabe fanden.

Und d'rinnen weilen göttliche Gesandten,
Ihr Kleid ist weiss, aus Licht- und Ätherstoffen,
Die heissen die Bestürzten fröhlich hoffen,
Christus sei ledig von des Grabes Banden.

Sie gehen, das den Jüngern zu verkünden,
In ihnen Muth nnd Hoffnung zu entzünden,
So wie sie ihnen lichthell aufgegangen.

Dann ist den Jüngern Jesus, selbst erschienen,
Und hat gewandelt mitten unter ihnen,
Um zu vollenden, was er angefangen.


12

Um zu vollenden was er angefangen,
Weilt Christus vierzig Tage noch auf Erden,
Dass seine Jünger Gottes Boten werden,
Ihm folgen wie er ihnen vorgegangen.

Er offenbart sich, wie sie vor ihm bangen,
Sie kennen an Gestalt ihn und Gebehrden
Er weihet sie zu Hirten seiner Heerden,
Und seinen Segen haben sie empfangen.

„Geht hin, nun meine Lämmer mir zu weiden,
„ln alle Welt, und lehret alle Heiden,
„Und lasset sie der Taufe Bad empfangen!“

So spricht der Mittler, der für uns gelitten,
Der für die Menschheit mit dem Tod gestritten,
Dann ist er zu dem Vater hingegangen.


13

Dann ist er zu dem Vater hingegangen,
Den zu der Sünder Rettang Gott gesendet;
Das grosse Werk des Heilands war vollendet,
Nun darf der reu’ge Sänder nicht mehr bangen.

Mit seinen Jüngern ist der Herr gegangen,
Und hat sich zu Bethaniens Höh' gewendet,
Da sinken sie, von Himmelslicht geblendet,
Und wunderbare Melodien klangen.

Noch einmal segnet er die Auserkornen,
Der Vater ruft den Sohn, den Eingebornen ;
Und, als sie kaum den Abschiedgruss verstanden,

Da senken Rosenwolken sich von oben;
Vor ihren Augen wird er aufgehoben,
Und ward befreiet von des Staubes Banden.


14

Und ward befreiet von des Staubes Banden,
Und stand vor seines Vaters Angesichte;
Zu Seiner Rechten sitzt er, dass er richte
Einst, wann die Todten alle sind erstanden.

Und Christi Lehre kommt zu allen Landen,
Und helle wird es von der Wahrheit Lichte,
Der falschen Götter Herrschaft wird zu nichte,
Wie sehr auch Nacht der Helle widerstanden.

0 Jesus Christus, Urbild aller Reinheit,
Gott, Sohn und Geist, ursprüngliche Dreieinheit,
Darf sich zu Dir der Sohn des Staubes schwingen?

Dort glänzt die Wahrheit, dort erblüht das Leben!
Christus erstand, den Sündern wird vergeben!
Der Himmel glüht, die sel'gen Engel singen!


15


Der Himmel glüht, die selgen Engel singen,
Des Ostens Weise nahen Gottes Sohne;
Der Herr begehret keiner ird'schen Krone,
Er will die Seelen zu dem Vater bringen.

Ob auch Verfolgung ihn und Hass umringen,
Ob ihn auch Undank und Verrath belohnen:
Er fluchet nicht der Feinde bitterm Hohne,
Er will durch Sanfmuth ihre Wuth bezwingen.

Vergebend blickt er von dem Kreuze nieder ,
Er stirbt den Martertod für seine Brüder;
Am dritten Tag' ist Christus auferstanden,

Um zu vollenden, was er angefangen:
Dann ist er zu dem Vater hingegangen ,
Und ward befreiet von des Staubes Banden.



.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
Zitieren


Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste
Forenfarbe auswählen: