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Moses (3. Sonettenkranz)
#1
Moses


1

Israël seufzt in harten Skladenbanden,
Vorüber sind die Zeiten der Beglückung,
Joseph ist todt - und Schmach und Unterdrückung
Die Fremdling' im Ägyptenlande fanden.

Zum Bau der Pyramiden, noch vorhanden,
Hilft ihre Hand, oft mangelt die Erquickung,
Zu harter Frohne peitscht des Vogte Bedrückung
Sie, die Nomaden - Arbeit nur verstanden.

Doch immer grösser wird des Volkes Menge,
Schon ist das Land für ihre Zahl zu enge,
Das kommt dem strengen Pharao zu Ohren.

Gleich wird das grausame Gebot gegeben:
Lasst von Jsraëls Knäblein keines leben!
Da wird der Held, der és befreit, geboren.





2


Da wird der Held, der es befreit, geboren,
Die Mutter hat mit liebevollen Sorgen,
Drei Monden lang das Kind bei sich verborgen,
Würd' es entdeckt, wär sie mit ihm verloren.

Ein Kästlein flicht sie sich von starken Rohren,
Darinnen ruht der Knabe, wohlgeborgen;
Die Schwester trägt ihn fort am frühen Morgen,
Ins Uferschilf, nah bei des Schlosses Thoren.

Die Königs -Tochter kommt herab, zu baden,
Sie sieht das Kästlein, schickt die Dienerinnen,
Des Knaben Weinen dringt zu ihren Ohren.

Und als die Mägde durch das Wasser waden,
Weiss gleich die Schwester Kluges zu ersinnen,

Und Moses ist zur Rettung auserkoren.



3

Und Moses ist zur Rettung auserkoren,
Die Mutter darf die Brust ihm wieder reichen,
Dann giebt sie ihn der Retterin zu eigen,
Die nimmt ihn als ob sie ihn geboren.

Und aufgenommen in der Priester Choren,
Wird unterrichtet er, gleich ihres Gleichen,
Er lernt der Wissenschaft geheime Zeichen,
Nichts ging in ihrer Kenntniss ihm verloren.

Dann ging er wieder unter seine Brüder,
Schlug einen von den Unterdrückern nieder,
Und floh nach Midjan aus Ägyptens Landen.


Dort sprach der Herr mit Moses aus der Flamme,
Der Hirte ging, ein Retter seinem Stamme,
Hat trotzig vor dem Pharao gestanden.



4

Hat trotzig vor dem Pharao gestanden
Der kühne Moses, mit dem redekünd'gen
Aaron, und von ihm verlangt in bünd'gen
Kraftworten Auszug aus Ägyptens Landen.

Doch keinen Eingang ihre Reden fanden,
Dass sich das Volk durch Opfer woll' entsünd'gen,
Den Vögten brachten Boten schnell den stünd'gen
Befehl, zu mehren dieses Volkes Banden.

Und schwerer wurden Arbeit nun und Plagen,
Und lauter der gedrückten Männer Klagen,
Die Rettung nimmer vor sich sahn, noch fanden.

Und wieder trat, vom Geist des Herrn geheissen,
Der Moses vor den König und die Weisen;
Und schwere Plagen sind dem Land' entstanden.





5

Und schwere Plagen sind dem Land' entstanden:
Zum purpurrothen Blutstrom ward der Nil,
Und alles Wasser Blut, es kamen viel
Von läst'gen Thieren, die die Zaubrer sandten.

Dann kam das Weh der Pest aus heissen Landen,
Die schwer auf Menschen, wie auf Thiere fiel;
Und Hagelstürme trieben wildes Spiel,
Zerstörung bringend Allem, was sie fanden.

Es kamen auch mit schwirrendem Gelärme
Die Saat aufzehrende Heuschreckenschwärme,
Dem armen Land' zu neuer Qual erkoren.

Und Finsterniss der Mitternächte schattet,
Da hat den Auszug Pharao gestattet,
Israels Volk zieht endlich aus den Thoren.





6

Israels Volk zieht endlich aus den Thorеп,
Doch ward zuvor die Erstgeburt erschlagen
, Das Osterlamm wird eilig aufgetragen,
Sie fliehen mit den Broten, ungegoren.

Was sie geliehen, war und blieb verloren,
Für die Ägyptier, ward davon getragen,
Die haben über dieses freche Wagen
Dem Räubervolke schnellen Tod geschworen.

Und Moses wandelt vor dem Zuge her,
Und führet trocken durch das rothe Meer
Das Volk, das sich Jehovah auserkoren.

Da braus’t der Rächer Heeresmacht heran
Schon zagt das Volk, als die Ergrimmten nahn,
Es sieht das Heer, das es verfolgt, verloren.





7

Es sieht das Heer, das es verfolgt verloren,
Denn muthig sprengen die ergrimmten Reiter
Den Feinden nach, es geh'n Ägyptens Streiter
Ins rothe Meer, gleich unbedachten Thoren.

Der König selbst hat seinen Tod erkoren,
Es kommt die Fluth und braus’t verschlingend weiter,
Im Wellengrab versinken Ross und Reiter,
Auf Leichen fällt der Schimmer von Auroren.

Da priess der Führer Moses laut den Retter,
Den mächtigsten und herrlichsten der Götter ,
Durch seinen Arm war Feindes Wuth zu Schanden.

Die Weiber zogen aus mit Klang und Reigen,
Sich dienend vor Israels Gott zu neigen,
Und Moses predigte den Unbekannten.





8

Und Moses predigte den Unbekannten,
Den Gott, der einst auf Horeb ihm erschienen,
Und ihm befohlen, Ihm als Knecht zu dienen,
Den Gott, den seine Brüder noch nicht kannten.

Der sie geführet aus Ägyptens Landen,
Das Wort des Herrn hat er verkündet ihnen,
Und sie gelehrt, dem Mächtigen zu dienen,
Der sie befreite von den Sklavenbanden.

Sie ziehen hin und her in Wüsteneien,
Und ob sie oft in ihrem Unmuth schreien,
Unwürdig Gottes Vaterhuld und Gnade;

So lässt doch Der die Letzte gütig walten,
Er will sein auserwähltes Volk erhalten,
Mit Wundern zeichnen sich die rauhen Pfade.





9

Mit Wundern seichnen sich die rauhen Pfade:
Die bittern Brunnen Maras werden rein,
Es stellen sich der Wachteln Schaaren ein,
Dass sie das Volk zu seiner Nahrung brate.

Herab vom Himmel fällt das Brot der Gnade,
Das süsse Manna hängt, wie Körner klein,
An Halmen denen, die nach Brote schrei'n,
Dass es die Schaar zum schnellen Sammeln lade.

Und aus dem Fels lockt Moses Stab die Quelle,
Der Durst'gen Wonne strömt sie silberhelle,
Da nahet sich Amaleks Schaar von fern.

Und Moses hebt zu Gott empor die Hände,
Dass sich der Sieg zu seinem Volke wende!
Die Priester bringen Opfer dar dem Herrn.





10


Die Priester bringen Opfer dar dem Herrn,
Und Moses ist ein Schlichter streitger Fragen,
Und sitzt im Volk, ein Richter aller Klagen,
Alle gehorchen seinem Ausspruch gern.

Dann wählet er der biedern Männer Kern
Zu Richtern, ihnen alles vorzutragen;
Die sollen streng des Rechtes Ausspruch sagen
Er leuchtet ihnen vor, der Weisheit Stern.

Und dass der grossen zügellosen Heerde
Gesetz und Ordnung unverbrüchlich werde,
Versammlet er am Bergesfuse sie.

Und mit dem Bruder steigt er zu der Höhe,
Blitz und Posaunen künden Gottes Nähe,
Und Donner rollen um den Sinai.





11

Und Donner rollen um den Sinai;
Der Herr zu Israel spricht aus dem Wetter :
„Habe nicht neben mir noch andre Götter!
„Misbrauche. Deines Gottes Namen nie!

„Den Sabbat feire ruhend Mensch und Vieh !
„Die Ältern ehre, Fluch sei ihrem Spötter !
„Du sollst nicht tödten! So gebeut dein Retter,
„Nicht ehebrechen! Lügen, stehlen nie!

„Du sollst dem Nächsten nicht falsch Zeugniss reden!
„Du sollst das Haus des Nächsten nicht verlangen!
„Und nichts, was sein ist !" Spricht der Gott der Gnade!

So redete der Herr durch den Propheten,
Und Israel hat das Gesetz empfangen ;
Die Wolke wandelt vor der Bundeslade.





12

Die Wolke wandelt vor der Bundeslade,
Das Heiligthum Jehovahs wird vollendet,
An welchem man des Goldes viel verwendet,
Die Cherubim steh'n um den Stuhl der Gnade.

Von seidnen Teppichen und Goldbrokate,
Dass es das Auge der Beschauer blendet,
Wölbt sich das Wandelhaus und wird beendet
Mit mancherlei Geräthen und Zierrathe.

Moses bestimmt die Kleidung der Leviten,
Er zürnt dem Apisdienst der Isra’liten,
Begehrt zu schau’n die Herrlichkeit des Herrn.

Und die Gesetze bringt er aus der Wolke,
Sein Antlitz flammt, so zeigt er sich dem Volke,

Das schöne Canaan ist nicht mehr fern!



13

Das schöne Canaan ist nicht mehr fern,
Die Boten Moses mussten és erkunden,
Da haben Riesenvölker sie gefunden,
Das Volk murrt gegen Moses und den Herrn.

Doch bleibet nie die strenge Strafe fern,
Die Rotte Korah hat den Tod gefunden,
Die Heidenvölker werden überwunden,
Es weissagt Bileam vom Jacobsstern.

Und Moses setzt den Josua zum Führer,
An seiner Statt, des wilden Volks Regierer,

Die Strenge des Gesetzes bändigt sie.

Und nahe sind sie der Verheissung Lande
Doch der Befreier, den Jehovah sandte ,
Held Moses schaut es und betritt es nie.



14

Held Moses -schaut es, und betritt es nie.
Er sieht mit stolzem, freudigem Gefühle
Sich nah an seines grossen Werkes Ziele,
Und singt dem Herrn in froher Melodie.

Die Hände hebt er auf, und segnet sie,
Die er geführt, und guter Dinge viele
Weissagend, schreitet er aus dem Gewühle,
Das Land zu schau'n, das ihnen Gott verlieh.

Auf Nebos Gipfel tritt der Herr ihm näher
Und alles Land zeigt er dem frohen Seher;
In seinen Himmel ruft er den Gesandten,

Den er gewählt zu seines Volks Beglückung,
Als unter der Ägyptier Bedrückung
Israel seufzt in harten Sklavenbanden.





15

Israel seufzt in harten Sklavenbanden,
Da wird der Held, der es befreit, geboren,
Und Moses ist zur Rettung auserkoren,
Hat trotzig vor dem Pharao gestanden.

Und schwere Plagen sind dem Land entstanden,
Israels Volk zieht endlich aus den Thoren,
Es sieht das Heer, das es verfolgt, verloren,
Und Moses predigte den Unbekannten.

Mit Wundern zeichnen sich die rauhen Pfade ,
Die Priester bringen Opfer dar dem Herrn,
Und Donner rollen um den Sinai.

Die Wolke wandelt vor der Bundeslade ,
Das schöne Canaan ist nicht mehr fern ;


Held Moses schaut es und betritt es nie.




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Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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