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Mark Alexander Boyd: Fra banc to banc, fra wod to wod, I rin...
#1
Gb-Schottland 
Mark Alexander Boyd
1563 - 1601 Großbritannien

Fra banc to banc, fra wod to wod, I rin
Ourhailit with my feble fantasie,
Lyc til a leif that fallis from a trie
Or til a reid ourblawin with he wind.
Twa gods gyds me, the ane of tham is blind,
Ye, and a bairn brocht up in vanitie;
The nixt a wyf ingenrit of the se
And lichter nor a dauphin with hir fin.
Unhappie is the man for evirmaire
That teils the sand and sawis in the aire;
Bot twyse unhappier is he, I lairn,
That feidis in his hairt a mad desyre
And follows on a woman throw the fyre,
Led be a blind and teichit be a bairn.




Von Strand zu Strand, von Wald zu Wäldern bin ich
gerannt, schier übermannt vom Fiebertraum;
ein Leben, welches grade fällt vom Baum,
ein Strohhalm, das es fortträgt, wird es windig.

Zwei Götter leiten mich, der eine blind;
Ein Kind macht sich vergebens auf den Weg.
Der andre: eine Frau, rein wie die See
und sie ist heiterer als ein Delphin.

Unglücklich ist der Mann, der nur versteht,
daß er die Samen in die Winde säet,
doch doppelt unglücklich wohl jene sind,
denen ein innrer Kampf zerreißt den Leib,
die durch das Feuer gehen für ein Weib;
Bleib blind und lerne leben wie ein Kind.



.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#2
Hallo Zaunkönig,

interessanter Text und schweres Englisch. Im zweiten Quartett bist du weg von meiner Lesart mit
"ein Kind macht sich vergebens auf den Weg"

das gehört zum blinden Gott, der "als ein Kind voll Eitelkeit erzogen wurde".
Der andere Gott ist dann die Frau, die schaumgeborene Venus schätze ich mal.

That teils the and and sawis in the aire;
Hier fehlt doch ein "s" beim ersten "and"? tills the sand and sows the air?

Der Schlusssatz "led be a" würde ich grade andersrum sehen, da doch eingeleitet wird: "doppelt unglücklich ist der, der durchs Feuer geht für ein Weib"
"geführt von einem Blinden und von einem Kind gelehrt / belehrt" ist da meine Lesart.

Gruß

Sneaky
Never sigh for a better world it`s already composed, played and told
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#3
Hallo Sneaky,

danke für deinen ausführlichen Kommentar. Wiedermal hast du einiges in Bewegung gebracht.

Ja, mit diesen alten schottischen Texten tue ich mich schwer und es scheinen mir tatsächlich auch mehrere Lesarten möglich. Ich tue mich allerdings schwer mit der vorstellung eines blinden Gottes. Vielleicht ist blind auch nur im übertragenen Sinne gemeint, im Sinne von unbeabsichtigt, willkürlich "blindlings"?
"Eitelkeit"? ich denke hier haben wir es wieder mit dem Vanitas-Gedanken zu tun. Der Begriff Eitelkeit hat aber inzwischen eine Bedeutungswandlung erfahren, da muss man schon sorgfältig formuluieren.

In Zeile acht habe ich "ist" durch "scheint" ersetzt, denn er mag den Frauen wohl nicht trauen.

Den Tippfehler in Zeile 10 habe ich gleich oben korrigiert, da hast du natürlich Recht. Leider wird mir in der Übertragung die Zeile zu lang, wenn ich den sand noch unterbringen wollte. Aber die Vergeblichkeit ist, glaube ich, auch so angezeigt.

Wie man die Schlusszeile liest hängt wieder mit dem zweiten Quartett zusammen, je nachdem wer dort das Kind ist...
Ich versuche es mal nach deiner Lesart:



Von Strand zu Strand, von Wald zu Wäldern bin ich
gerannt, schier übermannt vom Fiebertraum;
ein Leben, welches grade fällt vom Baum,
ein Strohhalm, das es fortträgt, wird es windig.

Zwei Götter leiten mich; der eine Kind,
setzt mich im eitlen Spiel auf meinen Weg.

Der andre, eine Frau, rein wie die See
und sie scheint heiterer als ein Delphin.

Unglücklich ist der Mann, der nur versteht,
daß er die Samen in die Winde säet,
doch doppelt unglücklich wohl jene sind,
denen ein innrer Kampf zerreißt den Leib,
die durch das Feuer gehen für ein Weib,
die blind sind und belehrt von einem Kind.


LG ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#4
Hallo zaunkönig,

der blinde Gott dürfte Cupido / Amor sein, der wird hin und wieder auch schon mit einer Augenbinde dargestellt.

Die Liebe siehet durch die Phantasie,
Nicht durch die Augen, und desswegen wird
Der goldbeschwingte Amor blind gemalt.
Geflügelt ohne Augen deutet er
Der Liebe Hastigkeit im Wählen an;
Und weil sie leicht verlässt was sie erkor,
So stellt man ihn als einen Knaben vor;
Wie Knaben oft beim Spiel meineidig werden,
So scherzt des Knaben Amors Leichtsinn auch
Mit seinen Schwüren.
(Sommernachtstraum)

Was ich nicht so ganz gelungen finde ist das "Leben" das vom Baum fällt. Ich würds gar nicht erwähnen, wie wärs so?
ein Blatt wie abgelöst von seinem Baum
ein Strohhalm, den es fortträgt, wird es windig

Gruß

Sneaky
Never sigh for a better world it`s already composed, played and told
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#5
Hallo Sneaky,

mit Cupido und Venus hast du ins Schwarze getroffen: Ich habe sie eben im Anhang meiner Anthologie wiederentdeckt.

Das "Leben", gebe ich zu klingt in dem Kontext etwas seltsam, aber es steht nun mal im Original.
Wie wäre:
"Lebendiges das grade fällt vom Baum"?


LG ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#6
Hallo Zaunkönig,

"steht nun mal im Original"

Ich denke mal, da steht nicht "Leben" sondern "Blatt" (life / leaf) . Allerdings weiß ichs nicht mit Sicherheit. Aber Blatt ist mir in Verbindung mit Baum plausibler.

Gruß

Sneaky
Never sigh for a better world it`s already composed, played and told
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#7
Pirat Ja, da war ich wohl zu sehr auf meine erste Lösung fixiert.
Leaf ist in der Tat naheliegend., gut, dann übernehme ich doch deinen Vorschlag.

"Ein Blättchen, fortgeweht von seinem Baum"

Danke dafür und deine Beharrlichkeit.

LG ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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